Das Braunbuch
Vor 50 Jahren erschien in der DDR das "Braunbuch: Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und West-Berlin". Es sorgte in der Bundesrepublik für Aufruhr. Verantwortlich für das Werk war Albert Norden, Mitglied des Politbüros und enger Vertrauter Walter Ulbrichts.
Im Juli 1965 erschien in der DDR ein Buch, das in der politischen Öffentlichkeit der Bundesrepublik für großen Aufruhr sorgte: "Braunbuch: Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und West-Berlin". Verantwortlich für das Buch war Albert Norden, Mitglied des Politbüros, ein enger Vertrauter Walter Ulbrichts, zuständig für Agitation und Propaganda im SED-Staat. Fast 1.800 Wirtschaftsführer, Politiker, Generäle und Admiräle der Bundeswehr und leitende Beamte wurden in dem Braunbuch aufgelistet - mit ihren tatsächlichen oder vermeintlichen Verquickungen mit dem Nazi-Regime. Die Bundesregierung tat das Buch als " kommunistisches Propagandawerk" ab, dennoch sorgten einige der Enthüllungen für das vorzeitige Ende westdeutscher Karrieren.
Albert Norden, der Initiator und Herausgeber des Braunbuchs, stellte 1963 (als es im Westen noch "sogenannte DDR" hieß) ironisch fest: „Die nicht existierende Deutsche Demokratische Republik stürzt mit ihren nicht existierenden Akten existierende Bonner Minister, die dann allerdings nach unserer Enthüllung nicht mehr existieren". Norden war ein ungewöhnliches Politbüromitglied. Er war rhetorisch begabt, von intellektueller Brillanz, und er war der Sohn eines aus Schlesien stammenden, nach Wuppertal-Elberfeld übergesiedelten Rabbiners. Letzteres wurde im offiziellen Lebenslauf, der bei Politbüromitgliedern immer besonders ehrenvoll und kämpferisch sein musste, auffallend weitschweifig umschrieben:
Albert Norden, der Initiator und Herausgeber des Braunbuchs, stellte 1963 (als es im Westen noch "sogenannte DDR" hieß) ironisch fest: „Die nicht existierende Deutsche Demokratische Republik stürzt mit ihren nicht existierenden Akten existierende Bonner Minister, die dann allerdings nach unserer Enthüllung nicht mehr existieren". Norden war ein ungewöhnliches Politbüromitglied. Er war rhetorisch begabt, von intellektueller Brillanz, und er war der Sohn eines aus Schlesien stammenden, nach Wuppertal-Elberfeld übergesiedelten Rabbiners. Letzteres wurde im offiziellen Lebenslauf, der bei Politbüromitgliedern immer besonders ehrenvoll und kämpferisch sein musste, auffallend weitschweifig umschrieben:
"Sein Vater war ein angesehener Akademiker, der in der humanistischen Tradition, und gleicher Weise im Lateinischen, Griechischen und Hebräischen, wie in den deutschen Klassikern zu Hause war."
Hintergrund für das Versteckspiel mit Nordens Herkunft waren die antijüdischen Kampagnen der Stalinzeit, die sich auch in der DDR auswirkten. So war Norden doppelt verdächtig: durch seine jüdische Herkunft und durch sein Exil, das ihn eben nicht in die Sowjetunion geführt hatte, sondern nach Paris und New York. Im Pariser Exil hatte Albert Norden 1933 als KPD-Funktionär schon einmal an einer Braunbuch-Veröffentlichung mitgewirkt. Der Titel damals: "Braunbuch - über Reichtagsbrand und Hitlerterror."
In der DDR verlor Norden nach dem Sturz von Walter Ulbricht an Einfluss. Denn Norden war ein Gegner der Ost-West Annäherung, seine Enthüllungspraktiken widersprachen den Interessen der SED-Führung, als die friedliche Koexistenz zum Leitbild der Entspannungspolitik wurde. Ironie der Geschichte: Mit seiner Braunbuch-Kampagne hat Norden einen nicht unerheblichen Beitrag geleistet, dass die Aufarbeitungsdebatte in der Bundesrepublik in Gang kam.
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In der DDR verlor Norden nach dem Sturz von Walter Ulbricht an Einfluss. Denn Norden war ein Gegner der Ost-West Annäherung, seine Enthüllungspraktiken widersprachen den Interessen der SED-Führung, als die friedliche Koexistenz zum Leitbild der Entspannungspolitik wurde. Ironie der Geschichte: Mit seiner Braunbuch-Kampagne hat Norden einen nicht unerheblichen Beitrag geleistet, dass die Aufarbeitungsdebatte in der Bundesrepublik in Gang kam.
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