Kampf gegen die Diskriminierung
Langston Hughes galt als einer der Protagonisten der schwarzen Künstlerbewegung Harlem Renaissance. Sein Roman "Simpel spricht sich aus" ist jetzt - über 40 Jahre nach seinem Tod - in einer deutschen Übersetzung erschienen. Die darin enthaltenen Texte erinnern daran, wie menschenverachtend Afroamerikaner in der Nachkriegszeit behandelt wurden.
In den USA war der 1902 in Missouri geborene Langston Hughes durchaus ein bekannter Dichter, Schriftsteller, Theaterautor und einer der Mitbegründer der Harlem Renaissance, einer Künstlerbewegung, die für schwarze Eigenständigkeit eintrat. Nur wenig wurde bislang übersetzt und zwar in der DDR.
Es ist mit ihr untergegangen. So ist denn Langston Hughes jetzt auf deutsch veröffentlichtes Buch "Simpel spricht sich aus" eine kleine Premiere. Allerdings segelt diese Sammlung von Prosatexten unter falscher Flagge. Sie gibt sich als Roman aus, obwohl es sich nur um kurze als Serie in der Zeitung abgedruckte Geschichten handelt.
Sie verbindet allein ihre Hauptperson, der schwarze Arbeiter Jesse B. Semple, von allen Simpel genannt – nomen est omen. Eine durchgängige Handlung oder ein Plot fehlen. Der Erzähler, das alter ego des Autors, ein typisch nachdenklicher Intellektueller, trifft diesen Schwarzen, den Begriff Afroamerikaner gab es damals noch nicht, regelmäßig an der Theke irgendeiner Bar in Harlem, denn der Mann trinkt gerne einen oder auch mehrere, steckt sein Geld in Alkohol. Ansonsten ist er regelmäßig pleite.
Simpel ist ein farbiger Macho, der zwischen zwei Frauen hin- und herschwankt und sich heftig darüber beschwert, dass sie ihm das übel nehmen, von ihnen Unterordnung und Gehorsam verlangt, sich bitter beklagt, dass sie ihren eigenen Kopf haben und nicht so wollen, wie er will. 60 Jahre später können einem Simpels überhebliche Paschasprüche ganz schön auf die Nerven gehen, aber 1950, als das Buch in den USA erschien, war das wohl Alltag.
Normal war auch der allgegenwärtige Rassismus. Noch gab es im Süden der USA strikte Rassentrennung. Es gab für Weiße reservierte Parkbänke, Busse, Schulen, Restaurants, Toiletten. Die Bürgerrechtsbewegung existierte noch nicht. Simpel redet nicht lange um die Probleme herum. Er prangert die permanente Ungleichbehandlung an, die ihm zum Beispiel selbst in New York einen niedrigeren Lohn einbringt als seinen weißen Kollegen.
Ob Justiz, Politik, Polizei, sogar Militär - alle behandeln die Schwarzen wie Menschen zweiter Klasse. Jeder Einwanderer hat mehr Rechte, findet mehr Anerkennung als Simpel. Der aber will kein Jim Crow sein - ein damals viel benutztes Synonym für den tumben Tanzenden, mit seiner Stellung zufriedenen Schwarzen, ein Onkel Tom Typ.
Langston Hughes Verdienst ist es, die tagtäglichen Diskriminierungen auf Papier gebracht zu haben. Simpel spricht die Wahrheit aus:
"Wenn jeder andere in Amerika Präsident werden kann, will ich auch Präsident werden. Die Verfassung garantiert uns gleiche Rechte, aber hab ich sie? Nein, die hat mich auch im Stich gelassen. Ich kann mich an diese Theke lehnen, aber ich hab nix anderes sonst, worauf ich mich in den USA stützen kann."
Der Erzähler zeichnet Simpels Einsichten in einfachen Worten auf, proletarisch deftig, Arbeiterslang. Unbekanntes wird in den Anmerkungen erklärt. Die Texte sind enorm gesellschaftskritisch und das hat dem Autor denn auch in der McCarthy Ära viel Ärger eingebracht.
Er wurde als Kommunist denunziert, da er nach einer früheren Reise in die Sowjetunion wie so viele seiner Kollegen für den Sozialismus schwärmte. Als er sich daraufhin von seinen sozialistischen Ansichten distanzierte, sah die Linke in ihm einen Verräter, die Rechte traute ihm als Schwarzem sowieso nicht.
Langston Hughes Texte erinnern einen noch einmal nachdrücklich daran, wie menschenverachtend Afroamerikaner in der Nachkriegszeit behandelt wurden. Gerade in Zeiten, in denen die USA einen schwarzen Präsidenten gewählt haben, ein notwendiger Rückblick.
Besprochen von Johannes Kaiser
Langston Hughes: Simpel spricht sich aus,
aus dem Amerikanischen Evelyn Steinthaler, Milena Verlag Wien 2009, 243 Seiten, 19,40 Euro
Es ist mit ihr untergegangen. So ist denn Langston Hughes jetzt auf deutsch veröffentlichtes Buch "Simpel spricht sich aus" eine kleine Premiere. Allerdings segelt diese Sammlung von Prosatexten unter falscher Flagge. Sie gibt sich als Roman aus, obwohl es sich nur um kurze als Serie in der Zeitung abgedruckte Geschichten handelt.
Sie verbindet allein ihre Hauptperson, der schwarze Arbeiter Jesse B. Semple, von allen Simpel genannt – nomen est omen. Eine durchgängige Handlung oder ein Plot fehlen. Der Erzähler, das alter ego des Autors, ein typisch nachdenklicher Intellektueller, trifft diesen Schwarzen, den Begriff Afroamerikaner gab es damals noch nicht, regelmäßig an der Theke irgendeiner Bar in Harlem, denn der Mann trinkt gerne einen oder auch mehrere, steckt sein Geld in Alkohol. Ansonsten ist er regelmäßig pleite.
Simpel ist ein farbiger Macho, der zwischen zwei Frauen hin- und herschwankt und sich heftig darüber beschwert, dass sie ihm das übel nehmen, von ihnen Unterordnung und Gehorsam verlangt, sich bitter beklagt, dass sie ihren eigenen Kopf haben und nicht so wollen, wie er will. 60 Jahre später können einem Simpels überhebliche Paschasprüche ganz schön auf die Nerven gehen, aber 1950, als das Buch in den USA erschien, war das wohl Alltag.
Normal war auch der allgegenwärtige Rassismus. Noch gab es im Süden der USA strikte Rassentrennung. Es gab für Weiße reservierte Parkbänke, Busse, Schulen, Restaurants, Toiletten. Die Bürgerrechtsbewegung existierte noch nicht. Simpel redet nicht lange um die Probleme herum. Er prangert die permanente Ungleichbehandlung an, die ihm zum Beispiel selbst in New York einen niedrigeren Lohn einbringt als seinen weißen Kollegen.
Ob Justiz, Politik, Polizei, sogar Militär - alle behandeln die Schwarzen wie Menschen zweiter Klasse. Jeder Einwanderer hat mehr Rechte, findet mehr Anerkennung als Simpel. Der aber will kein Jim Crow sein - ein damals viel benutztes Synonym für den tumben Tanzenden, mit seiner Stellung zufriedenen Schwarzen, ein Onkel Tom Typ.
Langston Hughes Verdienst ist es, die tagtäglichen Diskriminierungen auf Papier gebracht zu haben. Simpel spricht die Wahrheit aus:
"Wenn jeder andere in Amerika Präsident werden kann, will ich auch Präsident werden. Die Verfassung garantiert uns gleiche Rechte, aber hab ich sie? Nein, die hat mich auch im Stich gelassen. Ich kann mich an diese Theke lehnen, aber ich hab nix anderes sonst, worauf ich mich in den USA stützen kann."
Der Erzähler zeichnet Simpels Einsichten in einfachen Worten auf, proletarisch deftig, Arbeiterslang. Unbekanntes wird in den Anmerkungen erklärt. Die Texte sind enorm gesellschaftskritisch und das hat dem Autor denn auch in der McCarthy Ära viel Ärger eingebracht.
Er wurde als Kommunist denunziert, da er nach einer früheren Reise in die Sowjetunion wie so viele seiner Kollegen für den Sozialismus schwärmte. Als er sich daraufhin von seinen sozialistischen Ansichten distanzierte, sah die Linke in ihm einen Verräter, die Rechte traute ihm als Schwarzem sowieso nicht.
Langston Hughes Texte erinnern einen noch einmal nachdrücklich daran, wie menschenverachtend Afroamerikaner in der Nachkriegszeit behandelt wurden. Gerade in Zeiten, in denen die USA einen schwarzen Präsidenten gewählt haben, ein notwendiger Rückblick.
Besprochen von Johannes Kaiser
Langston Hughes: Simpel spricht sich aus,
aus dem Amerikanischen Evelyn Steinthaler, Milena Verlag Wien 2009, 243 Seiten, 19,40 Euro