Kampf gegen Kinderarbeit

Die beste Waffe ist Bildung für alle

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Ein Junge ist zur Kinderarbeit in einem Baumwollfeld eingesetzt.
In vielen Ländern werden Kinder zur Arbeit in den Baumwollfeldern eingesetzt, wie hier an der syrisch-türkischen Grenze. © picture-alliance/Zoonar/Yavuz Sariyildiz
Barbara Küppers im Gespräch mit Julius Stucke |
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Weltweit müssen 150 Millionen Kinder unter meist unwürdigen Bedingungen arbeiten. Der Kampf gegen diese Ausbeutung kommt nur langsam voran. Helfen könnten eine Verpflichtung zum Schulbesuch und Lieferkettengesetze, die Kinderarbeit sanktionieren.
Bis 2025 soll die weltweite Kinderarbeit Geschichte sein, das ist eines der Ziele, die sich die UNO – und damit alle Mitgliedsländer – in ihren Zielen für nachhaltige Entwicklung gesetzt hat. Die internationale Arbeitsorganisation (ILO) der Vereinten Nationen hat darum 2021 zum Jahr gegen Kinderarbeit erklärt und will dieses Ziel weiter vorantreiben.
Es gibt noch viel zu tun. Die Zahl der Jungen und Mädchen, die von Kinderarbeit betroffen sind, ist in den letzten 20 Jahren zwar gesunken. Aber nicht schnell genug. Noch immer müssen laut ILO mehr als 150 Millionen Kinder weltweit einer Arbeit nachgehen, die gefährlich ist, sie vom Schulunterricht abhält oder die ihnen auf andere Art schadet. Das sind fast zehn Prozent aller Kinder weltweit.

Krisen wie Corona begünstigen Kinderarbeit

Es gebe leider verschiedene Faktoren, die Kinderarbeit begünstigten: etwa der Syrienkonflikt oder die Coronapandemie, sagt Barbara Küppers, Kinderrechtsexpertin der Hilfsorganisation Terre des Hommes. Die wirtschaftlichen Folgen dieser Krisen führten verstärkt dazu, dass schon kleine Kinder zum Arbeiten und nicht in die Schule geschickt würden.
"Die Zahl der Kinder, die unter wirklich schlimmen Bedingungen arbeiten müssen, steigt enorm an", sagt Küppers. Zu dieser Gruppe gehörten etwa 70 Millionen Kinder. Zehn Millionen von ihnen würden wie Sklaven gehalten und 250.000 als Kindersoldaten eingesetzt. "Überall wo Kinder ausgebeutet werden, sind sie meistens Angehörige einer diskriminierten Gruppe, zum Beispiel Flüchtlingskinder, Sinti und Roma oder Schwarze. Wer auch immer in einer Gesellschaft unten ist, läuft große Gefahr, dass die Kinder ausgebeutet werden."

Bildung für alle Kinder

Natürlich müsse die Abschaffung der Kinderarbeit mit flankierenden Maßnahmen begleitet werden. "Die wirkungsvollste Maßnahme – das wissen wir, die Weltgemeinschaft, schon seit langem – ist Bildung für alle Kinder. Wenn Kinder in die Schule gehen, können sie einfach nicht den ganzen Tag ausgebeutet werden. Es ist auch eine gewisse Kontrolle da, dass sie nicht in den Kinderhandel kommen."

Lieferketten kontrollieren

Was könnte ein Land wie Deutschland konkret tun? Es werde ein für alle verbindliches Lieferkettengesetz benötigt, so Küppers. Das könne Unternehmen dazu zwingen, zu kontrollieren, ob ihre Zulieferer auf Kinderarbeit setzen. Die Textilindustrie sei dabei schon weiter als andere Branchen. Doch das geschehe bisher nur auf freiwilliger Basis, weil andere – wirtschaftliche – Interessen wichtiger seien "als arme Kinder, die irgendwo in Hinterindien arbeiten müssen".
Auch in Deutschland gebe es Fälle. Die Betroffenen seien zumeist Opfer von Kinderprostitution und Kinderpornografie, sagt Küppers. "Das fällt unter Kinderarbeit".
(mkn)
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