Kampf um den Superapfel

Von Tanja Runow |
Mehr als 20 Jahre lang hat das ehemalige Institut für Obstforschung in Dresden-Pillnitz, das heute Institut für Obstzüchtung heißt, an einer neuen Apfelsorte gebastelt. 1996 kam sie endlich EU-weit auf den Markt: "Pinova" hieß der neue deutsche "Superapfel", der alles können sollte, was ein Apfel heute können muss.
"Pinova" ist eine Kreuzung aus den Sorten Golden Delicious und Clivia und zielt auf die Verbindung von gutem Ertrag und gutem Geschmack. Er hat ein ausgewogenes Zucker-Säure-Verhältnis, festes, saftiges Fleisch und eine schöne, zweifarbige Schale - und damit liegt er voll im Trend: Einfarbige Äpfel wie der Golden Delicious oder vorwiegend säuerliche wie Granny Smith, das haben Marktforschungsinstitute ermittelt, gelten längst als Ladenhüter. Der Plan der Dresdener Obstzüchter ging also auf, und Pinova erlebte eine steile, europaweite Karriere.

Mittlerweile ist jedoch jede Menge internationale Konkurrenz auf den Plan getreten, die dem deutschen Superapfel mindestens hinsichtlich der Namensgebung einiges Voraus hat: "Pink Lady", "Tentation" oder "Honeycrunch" heißen die neuen, internationalen "Superäpfel", die nicht nur gegen die Neuzüchtung aus Dresden antreten wollen, sondern auch gegen unsere Supermarkt-Evergreens Jonagold, Elstar und Co. Sie sehen gut aus, entsprechen genau dem Geschmack der Zeit und bringen hohe Erträge. Sie lassen sich gut ernten, werden alle gleichzeitig reif und lassen sich lagern und transportieren, ohne auch nur ein Fältchen zu werfen.

Aber sie haben einen Haken: Sie sind exklusiv. Pink Lady, Tentation und Honeycrunch sind im Gegensatz zum deutschen Pinova so genannte "Club-Sorten", das bedeutet: Nur ein kleiner Kreis von Erzeugern darf sie anbauen, und die Lizenzen, die man dafür erwerben muss, sind entsprechend teuer.

Ein einziger Apfel, den jeder haben will, aber nicht jeder haben kann, so sieht laut Agrar-Experten der Obsthandel der Zukunft aus.