Kampf um Idlib

Die vermutlich letzte Schlacht um Syrien

27:51 Minuten
Männer tragen den Körper eines Luftangriff-Opfers auf einer Trage. In der Provinz Idlib wurde am 25. Februar 2020 von Flugzeugen der syrischen Streitkräfte ein mutmaßlicher Luftangriff auf eine Schule verübt.
Nach einem Luftangriff in Idlib werden Verletzte geborgen. Im syrischen Idlib wird die Lage für die Bevölkerung immer prekärer. © picture alliance / Anas Alkharboutli
Von Rama Aldarwish, Oliver Mayer-Rüth und Panajotis Gavrilis |
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Idlib ist die letzte Großstadt, die Syriens Machthaber Assad noch nicht zurückerobert hat. Nun rücken seine Truppen vor – gegen Rebellen und türkische Soldaten aus dem Norden. Eine Eskalation und humanitäre Katastrophe mit Folgen für die EU.
"Ich bin müde. Es scheint wie ein Weltuntergang. Ich weiß nicht, was passiert ist. Jeden Tag Raketen, Angriffe, viele russische Militärflugzeuge. Wir brauchen alles: Sicherheit, Kraftstoff, Schutz, Medizin. Wir brauchen vor allem ein Ende dieses dreckigen Krieges."
Ein syrischer Arzt, der sich mit einer verzweifelten Videobotschaft im Internet an die Welt wendet. Er lebt in Idlib - der letzten Rebellenhochburg in Syrien. Hierhin, in den Norden sind alle verbliebenen Gegner von Präsident Assad geflüchtet. Aber Assads Truppen rücken aus südlicher Richtung immer weiter vor, mit Unterstützung von Russland und dem Iran.

Im Podcast der Weltzeit erklärt Kristian Brakel, Leiter des Istanbuler Büros der Heinrich-Böll-Stiftung, die türkische Position im Syrienkrieg. Der Islamwissenschaftler spricht über die Verbindungen zu den Dschihadisten in Idlib, die Eskalation zwischen der Türkei und Russland und warum der Krieg vermutlich nach neun Jahren ein militärisches Ende finden wird, der keinen Frieden bringt.

Der Leiter des Istanbuler Büros der Heinrich-Böll-Stiftung, Kristian Brakel. 
© picture-alliance / dpa / Mika Redeligx
Und im Norden von Idlib stehen seit Wochen türkische Soldaten, die Rebellengruppen unterstützen und nun auch gegen Assads Truppen feuern, als Reaktion auf den Tod von 37 türkischen Soldaten.
Die Türkei hat sich in diesem Gefecht Unterstützung von der NATO erhofft. Vergebens. Jetzt flüchten Hunderttausende vor den Bomben in der Provinz Idlib Richtung Norden zur türkischen Grenze, die aber geschlossen bleibt.
Syrians who fled pro-regime forces attacks in the Idlib and Aleppo provinces are pictured at a makeshift camp for displaced people on February 18, 2020 north of the city of Idlib, near the Turkish border. - A wave of displacement that has seen around 700,000 people flee a regime offensive in Syria's Idlib region is the biggest of the nine-year-old conflict, the United Nations said. (Photo by Bakr ALKASEM / AFP)
Mehr als eine Million Syrer sind aus der Region Idlib vor dem Krieg an die türkische Grenze geflüchtet. Die bleibt aber geschlossen.© AFP / Bakr ALKASEM
Die Türkei fordert mehr Hilfen von der EU und verweist darauf, dass sie schon 3,7 Millionen Geflüchtete aufgenommen habe. Als Reaktion öffnete Präsident Erdogan jetzt die Grenzen zu Griechenland. Aber die EU-Außengrenze bleibt geschlossen. Griechische Polizisten und Militärs bewachen den Stacheldrahtzaun und schießen Tränengas auf die andere Seite. Etwas mehr als 200 Menschen sollen es in die EU geschafft haben. Ein Asylverfahren gibt es für sie nicht. Das hat die griechischen Regierung für einen Monat ausgesetzt.
Die syrische Bevölkerung ist zu einem Spielball von Russland, dem Iran und der Türkei geworden. Was das vor Ort bedeutet, schildern unsere Reporter.
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