Kanzlerinnenfotos von Andreas Mühe in Dresden

Abschied mit Doppelgängerin

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Doppelgängerin von Angela Merkel im Garten des Kanzlerbungalows. Im Vordergrund: Ein runder Konferenztisch mit Tischdecke.
Für sein aktuelles Projekt fotografierte Andreas Mühe eine Doppelgängerin von Angela Merkel an dem Ort, wo einst Helmut Kohl gewirkt hat: im Bonner Kanzlerbungalow. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021
Andreas Mühe im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 10.07.2021
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Nach 16 Jahren an der Macht tritt Angela Merkel ab. Wer sie beerben wird, ist unklar. Die Zukunft muss in jedem Augenblick gestaltet werden. Darum geht es in Andreas Mühes Ausstellung im Dresdner Lipsiusbau. Dazu vermengt er Fiktion mit Realität.
Angela Merkel im Kanzlerbungalow in Bonn? Ferner könne ein Ort dieser Frau nicht sein, sagt der Fotograf Andreas Mühe, und dennoch platziert er ihre Doppelgängerin genau dorthin. Die einzige Verbindung, so Mühe: Es ist das Haus ihres Ziehvaters Helmut Kohl, in das sie zurückkehrt. Hier "versucht sie nun, zu schauen, ob das deutsche Silber noch vollständig ist, und reinigt ein paar Scheiben, damit der Durchblick wieder da ist", erklärt Mühe.

Die Zukunft muss noch gestaltet werden

Nun sind die Bilder aus dieser Serie in der Kunsthalle im Lipsiusbau in Dresden zu sehen. Titel der Ausstellung ist ein typisches Merkel-Zitat: "Alles, was noch nicht gewesen ist, ist Zukunft, wenn es nicht gerade jetzt ist." Das bedeutet: Die Zukunft muss noch gestaltet werden.

Und um diese noch zu gestaltende Zukunft nach 16 Jahren Merkel geht es Mühe, um diese Zwischenzeit, wie er sagt.
"Es ist natürlich so ein bisschen die Suche: Was macht diese Person des öffentlichen Lebens? Womit kann sie sich ablenken? Liest sie Zeitung, spielt sie Schach oder fängt sie an, das Silber zu polieren? Wir sind in einer Zeit des großen Vakuums. Es ist ja noch gar nichts entschieden, außer dass sie entschieden hat, dass sie nicht weitermacht. Die Wahl steht uns noch bevor. Insofern ist es eine Zwischenzeit. Das ist vielleicht der spannendste Moment. Es ist auf der realen und der fiktiven Ebene noch gar nicht entschieden, was wirklich passiert."

Die Ausstellung zeigt neben fiktiven Bildern auch reale von der Kanzlerin. Diese sollen dem Zuschauer suggerieren, "dass das alles hier die Wahrheit ist", so Mühe. "Natürlich ist das die große Befragung der Fotografie an sich: Ist es so gewesen?" Und natürlich möchte er, wie er sagt, "dass alle glauben, dass es genauso gewesen ist".
Eine Doppelgängerin von Angela Merkel steht an einem Flügel im Kanzlerbungalow.
Im Kanzlerbungalow in Bonn lebte Helmut Kohl für kurze Zeit mit Gerhard Schröder unter einem Dach.© VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Die Ausstellung "Alles, was noch nicht gewesen ist, ist Zukunft, wenn es nicht gerade jetzt ist" ist noch bis zum 29. August in der Kunsthalle im Lipsiusbau in Dresden zu sehen.

(ckr)
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