"Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte"
Natürlich provoziert er wieder. Natürlich polemisiert er erneut. Natürlich streitet er "wie verrückt". Natürlich ist er dabei wie immer auch sehr komisch, also unterhaltsam. Natürlich beweist der 55-jährige Filmemacher nachhaltig, wie Humor, Spott und Satire <em>sehr</em> mächtig, also massenwirksam sein kann, also auch politisch außerordentlich effektiv.
Gut, dass wir überhaupt einen wie Michael Moore haben. Denn niemand sonst versteht es so geschickt, so übellaunig, so draufgängerisch, so pointiert und so definitiv links-unterhaltsam, im sonst so trockenen Filmbecken "Dokumentation" zu stöbern, zu erklären, zu wühlen.
Seine rigorosen Was-wann-wo-warum-und-wieso-Fakten sind das vorzüglichste Denk-mal-mit-und-nach-Pulver in der Filmgeschichte. Lassen niemanden absolut kalt. Seit zwei Jahrzehnten ist "der Dicke mit der Mütze" in Sachen "amerikanische Kritik" filmisch unterwegs. Nach dem glänzenden Einstieg mit "Roger & Me" (der in mehr als 100 Jahres-Top-Ten-Listen renommierter US-Filmkritiker Erwähnung fand), attackierte er mit "Bowling For Columbine" 2002 vehement die einheimische Waffenkultur. Der heute mit Einnahmen von rund 58 Millionen Dollar als zweiterfolgreichster Dokumentarfilm aller Zeiten geltende Streifen wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Auslands"-Oscar".
2004 war der Moore-Film "Fahrenheit 9/11" der erste Dokumentarfilm überhaupt, der beim Festival in Cannes den Hauptpreis, die "Goldene Palme", gewann. Zugleich schrieb er im Juni 2004 Filmgeschichte, denn niemals zuvor hatte es ein Dokumentarfilm an die Spitze der US-Kinocharts geschafft. Weltweit erzielte der Film, der die politische Entwicklung in den USA nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 beleuchtete, Kinokassen-Einnahmen von rund 220 Millionen US-Dollar (Stand: Ende 2008). Damit ist "Fahrenheit 9/11" der mit Abstand erfolgreichste Dokumentarfilm aller Zeiten. In "Sicko" schließlich behandelte Moore 2007 das (aktuelle) Thema "Gesundheitssystem" der Vereinigten Staaten.
Sein neues Werk lief im September im Wettbewerb der Filmfestspiele von Venedig und kommt "gerade recht". Indem Moore das Wirtschaftssystem der USA wieder mit viel Spott, Hohn und Häme faktisch wie pointiert-rüde angreift, geht er an seine Wurzeln zurück: Zeigt die schlimmen individuellen Folgen dieser absurden Verteilungsmaschinerie, die Reiche reicher und Arme ärmer werden lässt. Einzel-Biographien aus dem Räderwerk des Kapitalismus, Existenz-Opfer, die ewige Ungleich-Verteilung von Haben und Nichthaben, die ungebrochene Macht von gierigen Bankern, hörigen Politikern, profitrüden Wirtschaftsbossen: In einer flotten, bitteren, doppelbödigen Mischung aus Interviews, Reportagen, süffisanten Attacken und Sentiment gelingt Moore der Denk-Spagat zwischen "vernünftiger Polemik" und spannenden Info-Fakten. Die USA einmal mehr "anders" als kino-gewohnt, als Land der unbegrenzten Zumutungen, etwa, in dem Piloten trotz ihres besonders verantwortungsvollen Berufes dermaßen wenig verdienen, dass sie Nebenjobs annehmen müssen, in dem Farmer aus ihren Häusern und von ihren Familien-Grundstücken vertrieben werden. Oder wenn es darum geht, die geradezu menschenverachtenden Praktiken von Versicherungsunternehmen vorzuführen.
Doch Moore ist selbst viel zu viel Moralist, um nur agitieren und attackieren zu wollen. Vielmehr ist eine entsetzte Traurigkeit von ihm zu vernehmen, über eine große, vergleichsweise reiche USA-Gemeinschaft, in der viel zu oft "Geld" über "Mensch" gestellt wird. Mit verheerenden individuellen Folgen. Doch "der Dicke" stapft weiter unbeirrt, thematisch unaufhaltsam durch sein Land, gibt contra zuhauf und zeigt sich wieder als kluger Narr mit polemischem wie pointiertem Weit- und Durchblick. "Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte" ist wieder eine Klasse-Sozialreportage aus und über die "nahe" USA. Ist wunderbar wütend, spannend. Gut, dass es diesen Film und dass es diesen Michael Moore gibt.
Seine rigorosen Was-wann-wo-warum-und-wieso-Fakten sind das vorzüglichste Denk-mal-mit-und-nach-Pulver in der Filmgeschichte. Lassen niemanden absolut kalt. Seit zwei Jahrzehnten ist "der Dicke mit der Mütze" in Sachen "amerikanische Kritik" filmisch unterwegs. Nach dem glänzenden Einstieg mit "Roger & Me" (der in mehr als 100 Jahres-Top-Ten-Listen renommierter US-Filmkritiker Erwähnung fand), attackierte er mit "Bowling For Columbine" 2002 vehement die einheimische Waffenkultur. Der heute mit Einnahmen von rund 58 Millionen Dollar als zweiterfolgreichster Dokumentarfilm aller Zeiten geltende Streifen wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Auslands"-Oscar".
2004 war der Moore-Film "Fahrenheit 9/11" der erste Dokumentarfilm überhaupt, der beim Festival in Cannes den Hauptpreis, die "Goldene Palme", gewann. Zugleich schrieb er im Juni 2004 Filmgeschichte, denn niemals zuvor hatte es ein Dokumentarfilm an die Spitze der US-Kinocharts geschafft. Weltweit erzielte der Film, der die politische Entwicklung in den USA nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 beleuchtete, Kinokassen-Einnahmen von rund 220 Millionen US-Dollar (Stand: Ende 2008). Damit ist "Fahrenheit 9/11" der mit Abstand erfolgreichste Dokumentarfilm aller Zeiten. In "Sicko" schließlich behandelte Moore 2007 das (aktuelle) Thema "Gesundheitssystem" der Vereinigten Staaten.
Sein neues Werk lief im September im Wettbewerb der Filmfestspiele von Venedig und kommt "gerade recht". Indem Moore das Wirtschaftssystem der USA wieder mit viel Spott, Hohn und Häme faktisch wie pointiert-rüde angreift, geht er an seine Wurzeln zurück: Zeigt die schlimmen individuellen Folgen dieser absurden Verteilungsmaschinerie, die Reiche reicher und Arme ärmer werden lässt. Einzel-Biographien aus dem Räderwerk des Kapitalismus, Existenz-Opfer, die ewige Ungleich-Verteilung von Haben und Nichthaben, die ungebrochene Macht von gierigen Bankern, hörigen Politikern, profitrüden Wirtschaftsbossen: In einer flotten, bitteren, doppelbödigen Mischung aus Interviews, Reportagen, süffisanten Attacken und Sentiment gelingt Moore der Denk-Spagat zwischen "vernünftiger Polemik" und spannenden Info-Fakten. Die USA einmal mehr "anders" als kino-gewohnt, als Land der unbegrenzten Zumutungen, etwa, in dem Piloten trotz ihres besonders verantwortungsvollen Berufes dermaßen wenig verdienen, dass sie Nebenjobs annehmen müssen, in dem Farmer aus ihren Häusern und von ihren Familien-Grundstücken vertrieben werden. Oder wenn es darum geht, die geradezu menschenverachtenden Praktiken von Versicherungsunternehmen vorzuführen.
Doch Moore ist selbst viel zu viel Moralist, um nur agitieren und attackieren zu wollen. Vielmehr ist eine entsetzte Traurigkeit von ihm zu vernehmen, über eine große, vergleichsweise reiche USA-Gemeinschaft, in der viel zu oft "Geld" über "Mensch" gestellt wird. Mit verheerenden individuellen Folgen. Doch "der Dicke" stapft weiter unbeirrt, thematisch unaufhaltsam durch sein Land, gibt contra zuhauf und zeigt sich wieder als kluger Narr mit polemischem wie pointiertem Weit- und Durchblick. "Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte" ist wieder eine Klasse-Sozialreportage aus und über die "nahe" USA. Ist wunderbar wütend, spannend. Gut, dass es diesen Film und dass es diesen Michael Moore gibt.