Bücher:
• Eske Bockelmann: "Das Geld – Was es ist, das uns beherrscht" (28 Euro, 368 Seiten, Matthes & Seitz)
• Alexander Hagelüken: "Das Ende des Geldes, wie wir es kennen – Der Angriff auf Zinsen, Bargeld und Staatswährungen" (16 Euro, 222 Seiten, C.H. Beck)
• Branko Milanovic: "Kapitalismus Global – Über die Zukunft des Systems, das die Welt beherrscht" (26 Euro, 404 Seiten, Suhrkamp)
• Henrike von Platen: "Über Geld spricht man – Der schnelle Weg zu Gleichstellung" (18 Euro, 167 Seiten, Nicolai Verlag)
• Linda Scott: "Das weibliche Kapital" (26 Euro, 461 Seiten, Hanser)
• Mike Schäfer, Meike Töpperwien: "Mein Geld, Dein Geld – Von Mäusen, Kröten und Moneten" (16,95 Euro, 91 Seiten, Beltz)
Die besten Sachbücher rund ums Geld
08:17 Minuten
Das Nachdenken über Geld hat Konjunktur: Weil es beim Geld um Ungleichheit und Geschlechtergerechtigkeit geht, und weil der Kapitalismus an sich der Demokratie nicht gutzutun scheint. Wir stellen aktuelle Sachbücher zum Thema Geld vor.
Das Nachdenken über Geld hat Konjunktur wie lange nicht. Der Kapitalismus als Wirtschaftsform steht im Feuer, die Frage nach Ungleichheit und Geschlechtergerechtigkeit treibt Ökonominnen und Aktivisten um, in diesen verrückten Zeiten wächst die Angst um das eigene Geld. Da ist es erfreulich, dass eine Menge Bücher zu dem Thema geschrieben werden. Noch erfreulicher ist, dass einige von ihnen wirklich gut sind.
Der Einfluss der Reichen als Gefahr für die Demokratie
Wenn man die Welt als Großes und Ganzes betrachtet, dann hat der Kapitalismus gewonnen, sagt Branko Milanovic, einer der Pop-Stars unter den internationalen Ökonomen. Der Unterschied besteht im politischen System, das den Kapitalismus von Staat zu Staat unterschiedlich organisiert. Milanovic unterscheidet vor allem den liberalen Kapitalismus der USA und den Staatskapitalismus Chinas. Seine Sympathie gilt dabei der freiheitlichen und demokratischen Idee. Um die zu bewahren, fragt er danach, ob und welcher Kapitalismus zu wachsender Ungleichheit führt.
Milanovic zeichnet die Wirtschaftsgeschichte der letzten beiden Jahrhunderte nach, und rechnet vor, warum der Kapitalismus in den letzten Jahrzehnten zu mehr Ungleichheit geführt hat – und was man dagegen tun kann. Er entzaubert den amerikanischen Traum, nach dem auch ein Tellerwäscher zum Millionär werden kann. Weil sich die Gesellschaften verändert haben, weil die Rendite auf Kapital in der Tendenz höher ist als die auf Arbeit, weil Reiche und Gebildete heute lieber in der eigenen Gesellschaftsschicht heiraten, und weil sie ihren Kindern wesentlich mehr Ressourcen mitgeben können als nur eine fette Erbschaft, wächst die Ungleichheit – und damit das Legitimationsproblem demokratischer Gesellschaften.
Zur Abhilfe empfiehlt Milanovic eine alte Bekannte: die Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand. Die kommt heute natürlich nicht mehr wie ein angestaubter Bausparvertrag oder wie die gute alte Mitarbeiteraktie daher, sondern als Volkskapitalismus. Steuererleichterungen für Mittelverdiener, gute Bildungsmöglichkeiten für alle, und weniger Mitsprache der Reichen im politischen Prozess: Das sind die Rezepte, mit denen Milanovic den Kapitalismus zähmen will. Passiert das nicht, sieht Milanovic nicht nur die Wirtschaftsordnung in Gefahr. Auch die Demokratie sei bedroht.
Milanovic zeichnet die Wirtschaftsgeschichte der letzten beiden Jahrhunderte nach, und rechnet vor, warum der Kapitalismus in den letzten Jahrzehnten zu mehr Ungleichheit geführt hat – und was man dagegen tun kann. Er entzaubert den amerikanischen Traum, nach dem auch ein Tellerwäscher zum Millionär werden kann. Weil sich die Gesellschaften verändert haben, weil die Rendite auf Kapital in der Tendenz höher ist als die auf Arbeit, weil Reiche und Gebildete heute lieber in der eigenen Gesellschaftsschicht heiraten, und weil sie ihren Kindern wesentlich mehr Ressourcen mitgeben können als nur eine fette Erbschaft, wächst die Ungleichheit – und damit das Legitimationsproblem demokratischer Gesellschaften.
Zur Abhilfe empfiehlt Milanovic eine alte Bekannte: die Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand. Die kommt heute natürlich nicht mehr wie ein angestaubter Bausparvertrag oder wie die gute alte Mitarbeiteraktie daher, sondern als Volkskapitalismus. Steuererleichterungen für Mittelverdiener, gute Bildungsmöglichkeiten für alle, und weniger Mitsprache der Reichen im politischen Prozess: Das sind die Rezepte, mit denen Milanovic den Kapitalismus zähmen will. Passiert das nicht, sieht Milanovic nicht nur die Wirtschaftsordnung in Gefahr. Auch die Demokratie sei bedroht.
Benachteiligung von Frauen schadet auch der Wirtschaft
Linda Scott hat viele Ideen für einen besseren Kapitalismus. Die Oxford-Betriebswirtin verlangt, dass die Rolle der Frau in der Wirtschaft endlich angemessen gewürdigt und gefördert wird. In ihrem temperamentvollen Buch "Das weibliche Kapital" beschreibt sie, wie die Missachtung von Frauen Wachstum und Wohlstand vernichtet und wie mehr Gerechtigkeit für ziemlich genau die Hälfte der Weltbevölkerung den Wohlstand, die Bildung und die Gesundheit der ganzen Menschheit voranbringen würde. Klar, Scott ist eine Aktivistin. Sie ist empört darüber, wie Frauen diskriminiert werden.
Aber ihrem Buch tut das gut. Denn sie beschränkt sich nicht auf das große Lamento – sondern erzählt an vielen Beispielen, wie Mädchen und Frauen durch Bildung, ein eigenes Unternehmen, oder einen anständigen Job Selbstbewusstsein und Unabhängigkeit gewinnen, und sich aus prekären Verhältnissen und gewaltvollen Beziehungen befreien können. Zum Wohl der ganzen Gesellschaft: Denn Gesellschaften, in denen Frauen arbeiten können und fair bezahlt werden, in denen Mädchen ebenso lange zur Schule gehen wie Jungs, Kinderbetreuungseinrichtungen für alle existieren, schaffen mehr Wohlstand und Gleichheit als Gemeinwesen, in denen das nicht der Fall ist.
Eine Checkliste im Kampf für Lohngleichheit
Klar, in den westlichen Industriegesellschaften ist das ein bisschen Jammern auf hohem Niveau, wenn man über die unfaire Behandlung von Frauen im Beruf klagt, jedenfalls dann, wenn man – wie Scott – die elementare Benachteiligung von Frauen in Afrika, Lateinamerika oder Asien bekämpft. Doch genau hier setzt Henrike von Platen an. Von Platen ist hauptberuflich Beraterin für Fair-Pay-Initiativen in Unternehmen und kennt die Widerstände gegen gleiche Bezahlung von Frauen auch in unserem Land ziemlich genau.
Ihre Streitschrift für Lohngleichheit verlangt vor allem Transparenz. Nur wenn in Unternehmen laut über Geld gesprochen werde, könnten die weiblichen Beschäftigten ermessen, wie sehr sie immer noch benachteiligt werden – und den Missstand aktiv angehen. Praktische Checklisten am Ende des schmalen Bands machen klar, worum es hier geht: Es ist eine Handreichung für aktuelle und künftige Verbündete im Kampf für Lohngleichheit.
Damit will Eske Bockelmann sich gar nicht mehr aufhalten. Der Latein- und Griechisch-Lehrer aus Chemnitz kommt auf rund 370 sehr gebildeten Seiten zu dem Schluss, dass das Geld, wie wir es heute kennen, weg muss. Geld, so klärt Bockelmann auf, gebe es eigentlich erst seit rund 400 Jahren. Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg sei das Geld an sich den Menschen so wichtig geworden, dass es ein Eigenleben bekommen habe. Vorher habe man zwar auch Waren ausgetauscht und dafür Münzen und Wechsel hergegeben. Doch dem Geld an sich sei eigentlich kein Wert beigemessen worden. Das habe sich in der Neuzeit geändert. Das Geld habe seinen Siegeszug angetreten, die Menschen versklavt und heute, ja, regiere es die Welt. Eine Welt, die Bockelmann ablehnt.
Damit will Eske Bockelmann sich gar nicht mehr aufhalten. Der Latein- und Griechisch-Lehrer aus Chemnitz kommt auf rund 370 sehr gebildeten Seiten zu dem Schluss, dass das Geld, wie wir es heute kennen, weg muss. Geld, so klärt Bockelmann auf, gebe es eigentlich erst seit rund 400 Jahren. Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg sei das Geld an sich den Menschen so wichtig geworden, dass es ein Eigenleben bekommen habe. Vorher habe man zwar auch Waren ausgetauscht und dafür Münzen und Wechsel hergegeben. Doch dem Geld an sich sei eigentlich kein Wert beigemessen worden. Das habe sich in der Neuzeit geändert. Das Geld habe seinen Siegeszug angetreten, die Menschen versklavt und heute, ja, regiere es die Welt. Eine Welt, die Bockelmann ablehnt.
Eine bessere Welt sei eine, in der es das Geld in diesem Sinne nicht mehr gebe. Natürlich, das ist eine Utopie, und an Bockelmanns Thesen gibt es viel zu diskutieren und zu kritisieren. Vor allem aber staunt man nach der Lektüre über das atemberaubende Selbstbewusstsein des Autors – der eine der wichtigsten Fragen der Wirtschaftsgeschichte im Alleingang gelöst haben will, und sich mit gelegentlich unangenehmem Spott an allen bisherigen Überlegungen zu dem Thema abarbeitet.
Ein Generalangriff auf das Bargeld
Ganz anders, aber auch wieder ähnlich, beschäftigt sich der Wirtschaftsjournalist Alexander Hagelüken mit dem Geld. Er nimmt die Gegenwart zum Ausgangspunkt seiner Überlegungen. Es ist eine Gegenwart, in der sich viele zu Recht sorgen: Sparer bekommen keine Zinsen mehr für ihr Geld, Ältere in diesem Land fürchten sich vor der Rückkehr der Inflation, Konservative sehen sorgenvoll auf die explodierende Staatsverschuldung, digitale Währungen entreißen den Notenbanken das Geldmonopol.
Hagelüken arbeitet sich durch alle Themen rund ums Geld. Er gibt nicht immer originelle Antworten, doch das muss er auch nicht. Hagelükens wichtigste These für dieses Land ist nämlich, dass die Menschen sich nur dann gegen den Generalangriff auf das Geld, die Zinsen und das Bargeld wehren können, wenn sie mehr davon verstehen. Nach der Lektüre seines Buchs ist man klüger.
Und wenn man das nicht nur für sich, sondern auch für die Kinder und Enkel erreichen will, gibt es in diesem Herbst auch dafür ein Buch: Der Psychologe Mike Schäfer und die Designerin Meike Töpperwien haben für Kinder über Geld geschrieben. Da steht vieles drin, was Kinder über Geld wissen sollten. Allerdings: Lesen werden sie es kaum. Denn eines wird jeder Erwachsenen sofort klar, wenn sie darüber nachdenkt, dieses Buch zu schenken. Geld ist und bleibt eine komplizierte Angelegenheit, auch wenn es als Kinder- und Bilderbuch daherkommt. Ohne die Hilfe von Eltern oder Lehrern wird es mit diesem Buch jedenfalls mehr finanzielle Bildung für die ganz jungen Sparer kaum geben können.
Und wenn man das nicht nur für sich, sondern auch für die Kinder und Enkel erreichen will, gibt es in diesem Herbst auch dafür ein Buch: Der Psychologe Mike Schäfer und die Designerin Meike Töpperwien haben für Kinder über Geld geschrieben. Da steht vieles drin, was Kinder über Geld wissen sollten. Allerdings: Lesen werden sie es kaum. Denn eines wird jeder Erwachsenen sofort klar, wenn sie darüber nachdenkt, dieses Buch zu schenken. Geld ist und bleibt eine komplizierte Angelegenheit, auch wenn es als Kinder- und Bilderbuch daherkommt. Ohne die Hilfe von Eltern oder Lehrern wird es mit diesem Buch jedenfalls mehr finanzielle Bildung für die ganz jungen Sparer kaum geben können.