Paul Mason: "Klare, lichte Zukunft. Eine radikale Verteidigung des Humanismus"
Übersetzt von Stephan Gebauer
Suhrkamp-Verlag 2019
415 Seiten, 28 Euro
Mit Menschlichkeit die Welt retten
09:10 Minuten
Wer Widerstand gegen den Kapitalismus leisten will, brauche keine politische, sondern eine moralische und philosophische Revolution, sagt der britische Autor Paul Mason: "Durch kleine Gesten schaffen wir es vielleicht, wieder menschlicher zu handeln."
"Klare, lichte Zukunft" hat der britische Autor und Journalist Paul Mason sein jüngstes Buch genannt. Und eine solche "lichte Zukunft" hält Kapitalismuskritiker Mason durchaus für möglich - trotz Klimawandel, trotz des globalen Aufstiegs populistischer, antidemokratischer Bewegungen, trotz Nationalismus und Rassismus. Er plädiert daher, gemäß Untertitel seines Buches, für eine "radikale Verteidigung des Humanismus".
"Die größte Krise besteht zurzeit darin, dass man der Welt erklären muss, dass sie durchaus an sich glauben kann und dass man durchaus Dinge erreichen kann", so Mason im Deutschlandfunk Kultur. Seinen Optimismus gründet der Journalist vor allem auf die technologische Entwicklung, die ganz andere Formen von Vernetzung möglich macht: "Das neue Zauberwort ist die Schwarmintelligenz", betont er. "Da verbünden sich dann plötzlich katholische Nonnen mit Altlinken, um Migranten zu unterstützen. Sonst würden die aber niemals Pläne von Linken unterstützen, diese katholischen Nonnen."
Auch in anderen Bereichen könnten uns neue Technologien Glück bringen - etwa durch die Verringerung des allgemeinen Arbeitspensums. Allerdings nutzten derzeit Eliten diese "unglaublich leistungsfähigen Informationsmaschinen" um die Menschen unter Kontrolle zu bringen, räumt Mason ein.
Der Kapitalismus macht Menschen zu Puppen
Im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur erneuerte der britische Autor auch seine Kritik am Kapitalismus. So habe die freie Marktwirtschaft dazu geführt, dass Menschen sich wie Puppen verhielten, so als wäre alles ein ritualisiertes Spiel: "Zum Beispiel, wenn ich einen Kaffee bei Starbucks bestelle, dann muss ich von dem Verkäufer von Starbucks bedient werden", erklärte er.
"Egal, welche Werte ich eigentlich vertrete: ich spiele in dieser Marktwirtschaft nach diesen Regeln. Und wir höhlen zurzeit unsere Werte aus, das ist das Problem."
Daraus folgert Mason, dass es mit einer politischen Revolution nicht getan sei: "Wer heute Widerstand leisten will - das muss eine moralische, das muss eine philosophische Revolution sein."
Man müsse das menschliche Handeln wieder in den Vordergrund rücken. "Und dann sind es ganz kleine Gesten, die können bei Starbucks anfangen. Und wenn es noch die winzigsten Gesten sind, wo wir uns wieder als Menschen verhalten und nicht als Puppen oder als Maschinen. Und das versuche ich klarzumachen: Durch diese kleinen Gesten schaffen wir es vielleicht, wieder menschlicher zu handeln."
(uko)