Mehr Sommer-Sound geht nicht
Statt gemütlich wippendem Reggae hat der karibische Musiker Wally Warning treibende Rhythmen auf sein neues Album gebracht. Geblieben ist dieser typisch entspannte Insel-Sound - der einfach Lust auf den Sommer macht.
"Shruti Box ist wie eine Ziehharmonika und man kann einen Akkord einstellen. Normalerweise benutzen sie das zum Yoga in Indien. Sie haben einen Akkord und dann pumpen sie so. Ich hab einen Pickup reingebaut und ich schick das durch Flanger und Delay und alles, das klingt total kaputt. Und darum: Viele denken, das ist ein Keyboard, aber das ist alles die Shruti Box."
Ich muss zugeben, auch ich hab mich zuerst täuschen lassen und gedacht: Hat sich dieser Wally Warning jetzt einen trendigen Elektro-Produzenten geholt? Dieser karibische Münchner Musiker, der vor einigen Jahren mit "No Monkey" einen sommerlichen Radiohit hatte.
Auf seinem aktuellen Album "Groovemaker" klingt er jetzt ganz anders als zuvor: Nicht mehr nur gemütlich wippender Reggae und entspannt bouncender Soul, sondern tranceartig treibende Rhythmen zwischen Tribal House und karibischer Hausmusik. So wie im Titeltrack "Groovemaker".
"Dieses ganze Album 'Groovemaker' ist für mich ein Album zum Tanzen, aber total rootsig und total mit alten Instrumenten."
"Rootsig", also den musikalischen Wurzeln in der Karibik verpflichtet, so war die Musik von Wally Warning immer schon. Über seine Heimatregion hinaus geht aber sein Interesse für alte Instrumente wie die Shruti Box, die in den neuen Songs allesamt zu hören sind:
"Gopi Chand ist auch aus Indien, ein Instrument mit einer Saite und unten einer Box – und damit kann man Geräusche machen. Der Bass ist diese Furuku aus Venezuela. Was die in Brasilien haben, das ist total groß und in der Mitte ein Stock. Ist auch auf dem Album drauf. Und dann hab ich noch Wiri aus Aruba."
"Die einfachen Sachen im Leben können so viel Freude bringen"
"Aruba ist eine Insel, da ist es total windig. Und wenn ich nach Aruba gehe, hab ich immer mein cruiser bike und ich fahre fast immer nur mit dem Fahrrad. Weil: Aruba ist klein und es ist immer Stau mit Autos. Und ich geh immer zack, zack, zack mit dem Fahrrad. Mit diesem Song will ich aussagen: Die einfachen Sachen im Leben können so viel Freude bringen. Cruising, cruising, cruising, cruising with my cruiser bike - and I wake up in the morning and the sun shining bright."
Staus auf den Straßen passen nicht so ganz ins Klischeebild von Aruba als der karibischen Trauminsel mit strahlend weißen Sandstränden. Das kleine Eiland direkt vor der Küste Venezuelas gehört als autonomer Landesteil zu den Niederlanden. Und genau dorthin ging Wally Warning als 17-Jähriger begabter Inselmusiker. Zunächst war er Fabrikarbeiter, aber die Musik hatte ihn bald wieder - und der Liebe wegen ist er dann in München gelandet.
Geblieben ist dieser typisch entspannte Insel-Sound, der sich durch seine zahlreichen Alben zieht wie ein kilometerlanges Korallenriff.
Gospel-Alben hat er auch schon gemacht. Wally Warning ist ein überzeugter, aber entspannt religiöser Mensch, der mit seiner Musik Liebe unter die Leute bringen will. Eine Art Better-World-Music ist das – ohne zu dick aufgetragene Botschaften. Nur diese Erfahrung gibt er gerne weiter: Wie er sich selbst seinen Traum vom Leben in Europa und mit der Musik erfüllt hat.
"Wenn Du einen Traum hast, leb das aus. Weil, wenn man das macht, das bringt so viel Freude. Es gibt ein Lachen im Bauch, dass man nirgendwo anders kriegen kann. Weil man macht, was man liebt."
Wenn selbst die Liebe wie ein sonniger Tag sein kann oder auch mal ein stürmischer, dann klingt das vielleicht banal, kommt bei Wally Warning aber von Herzen – da lasse ich mich nicht täuschen. Und aus diesem inneren Antrieb heraus gibt er auch bei seinen Konzerten alles.
"Auf der Bühne, wenn ich mit der Band spiele, hab ich einen Bassisten, einen Schlagzeuger, Saxophonspieler und Sister Lou manchmal im Chor. Aber wenn ich alleine spiele, habe ich meine bassdrum, meine Shruti Box und meinen Mund – drei Elemente, die total stark kommen."