Karl Ballmer: "Kopf und Herz"
Ernst Barlach Haus Hamburg
5. März bis 18. Juni 2017
Malen gegen alle Stilrichtungen
Es ist auch eine Art Rehabilitation: Das Hamburger Ernst Barlach Haus erinnert an die Kunst Karl Ballmers, der von den Nationalsozialisten mit Malverbot belegt wurde. Dessen Markenzeichen sei eine sehr "eigenwillige Art von Abstraktion", meint Kurator Karsten Müller.
"In der Ausstellung "Kopf und Herz" sind 40 Werke zu sehen: von Mitte der 20er- bis Mitte der 50er-Jahre. Karsten Müller, Leiter des Museums, hat die Schau kuratiert. Er beschreibt im Deutschlandradio Kultur die besondere Stilrichtung Ballmers:
"Man hat bei diesen 40 Bildern oft genug den Eindruck, dass es fast schon eine Nachkriegsmalerei ist. Es ist eine sehr eigenwillige Art von Abstraktion, die sich so gar nicht um Schubladen und Stilrichtungen kümmert. Die offenbar aus einem sehr eigenen Bedürfnis, aktiv zu werden und sozusagen Geistiges zu visualisieren, entstanden ist."
"Man hat bei diesen 40 Bildern oft genug den Eindruck, dass es fast schon eine Nachkriegsmalerei ist. Es ist eine sehr eigenwillige Art von Abstraktion, die sich so gar nicht um Schubladen und Stilrichtungen kümmert. Die offenbar aus einem sehr eigenen Bedürfnis, aktiv zu werden und sozusagen Geistiges zu visualisieren, entstanden ist."
"Initialbegegnung" mit Rudolf Steiner im Jahr 1918
Ballmer war auch ein philosophierender Schriftsteller und hat sich intensiv mit der anthroposophischen Lehre Rudolf Steiners beschäftigt. Ihn habe er auch immer wieder porträtiert, sagt Müller:
"Es gab diese Initialbegegnung 1918, von der Ballmer rückblickend sagte: 'Das war für mich wirklich eine Frage von Leben und Tod, diesem Mann persönlich zu begegnen.' Und das trägt dann auch intellektuell und philosophisch Früchte über die nächsten Jahrzehnte hinweg. Also das ist wirklich eine Figur, an der er sich auch als Porträtist intensiv abarbeitet."
"Es gab diese Initialbegegnung 1918, von der Ballmer rückblickend sagte: 'Das war für mich wirklich eine Frage von Leben und Tod, diesem Mann persönlich zu begegnen.' Und das trägt dann auch intellektuell und philosophisch Früchte über die nächsten Jahrzehnte hinweg. Also das ist wirklich eine Figur, an der er sich auch als Porträtist intensiv abarbeitet."
Für Samuel Beckett war Karl Ballmer ein "Geistesverwandter"
Es gab noch eine andere, für den Künstler ebenfalls sehr wichtige Begegnung, nämlich die mit Samuel Beckett. Ihn lernte Ballmer während dessen Aufenthalt in Hamburg kennen. Über diese Kontakte und Gespräche habe Beckett in seinen "German Diaries" berichtet, so Müller:
"Sie zeigen, wie intensiv Beckett in seinen Hamburger Wochen nicht nur die Kunsthalle besucht hat, sondern auch intensiv Anschluss zur Hamburger Kunstszene gesucht hat. Und er fand in Ballmer offenbar einen Geistesverwandten, der ihm besonders nahe ging. Es gibt interessante Äußerungen von ihm, dass er diese teils sinnlich-konkrete, teils auch sehr abstrakte und denkerische Malerei hoch faszinierend fand. Und er hat sie auch in Beziehung zu seinen eigenen Werken gesetzt."
"Sie zeigen, wie intensiv Beckett in seinen Hamburger Wochen nicht nur die Kunsthalle besucht hat, sondern auch intensiv Anschluss zur Hamburger Kunstszene gesucht hat. Und er fand in Ballmer offenbar einen Geistesverwandten, der ihm besonders nahe ging. Es gibt interessante Äußerungen von ihm, dass er diese teils sinnlich-konkrete, teils auch sehr abstrakte und denkerische Malerei hoch faszinierend fand. Und er hat sie auch in Beziehung zu seinen eigenen Werken gesetzt."
16 Jahre verbrachte der Schweizer Maler, Graphiker und Literat Karl Ballmer in Hamburg. Er war Mitglied der Hamburger Sezession, die sich 1933 auflöste. Die Nationalsozialisten ließen die Ausstellungen der Sezession schließen und verlangten den Ausschluss jüdischer Mitglieder. Die Sezession weigerte sich und löste sich aus Protest freiwillig auf. Karl Ballmers Kunst wurde 1937 als entartet diffamiert, dann folgte das Malverbot. 1938 musste er in Schweiz zurückkehren, wo er 1958 starb und allmählich in Vergessenheit geriet.