Karl-Heinz Göttert: "Die Orgel - Kulturgeschichte eines monumentalen Instruments", Bärenreiter-Verlag 2017, 408 Seiten, 34,95 Euro
Hat die Königin der Instrumente eine Zukunft?
Orgelbau und Orgelmusik in Deutschland sind 2017 in die Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. Die Königin der Instrumente hat eine große Vergangenheit, aber hat sie in einem Land eine Zukunft, in dem immer weniger Menschen in die Kirche gehen?
In vielen Weihnachtsgottesdiensten wird sie auch in diesem Jahr wieder volltönig erklingen: die Orgel. Karl-Heinz Göttert beschäftigt sich in seinem Buch "Die Orgel. Kulturgeschichte eines monumentalen Instruments" mit dem Instrument von seinen Anfängen in der Antike bis heute - über alle Jahrhunderte und Kontinente hinweg. Orgelbau und Orgelmusik in Deutschland sind in diesem Jahr in die Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden.
Mehrstimmigkeit im Gesang gab den Impuls
Vor allem im Spätmittelalter habe die Orgel einen besonderen Innovationsschub erlebt, erklärt der emeritierte Professor für Ältere deutsche Sprache und Literatur:
"Man entdeckte in der Kirche die Möglichkeiten dieses Instruments. Man konnte etwas damit machen, was man sonst nur im Gesang machen kann: verschiedene Stimmen gleichzeitig ertönen zu lassen. Mit der Mehrstimmigkeit im Mittelalter taucht auch dieses Instrument Orgel auf. Der mehrstimmige Gesang hat den Anreiz gebildet und die Orgel hat das nachgemacht."
Das Sakrale als Rahmen
In der Folge entstanden dann laut Göttert Riesenapparate mit vielen Möglichkeiten, die den Gesang bei weitem überboten. Als Höhepunkte der Orgelbaukunst nennt er in Norddeutschland die Instrumente von Arp Schnitger und im Osten von Silbermann.
Die Orgel habe immer mit dem Sakralen zusammengehangen, betont der Wissenschaftler. Es sei schwer, sich das Instrument ohne den christlichen Rahmen vorzustellen:
"Die Zukunft der Orgel hängt sehr davon ab, ob man bereit ist, neben dieser alten sakralen Färbung die Orgel als 'normales Instrument' anzuerkennen."
(cosa)