Karl May in Ost und West
Bei den drei großen Karl-May-Spielen in Bad Segeberg, Elspe und Rathen steht derzeit der "Der Schatz im Silbersee" auf dem Programm. Mit den Neuinszenierungen des Karl-May-Klassikers kann man auch einen Blick auf die unterschiedliche Geschichte der Spiele in Ost- und Westdeutschland werfen.
Sie sind bereits im 58. Jahr - die Bad Segeberger Festspiele. Und sie werden auch dieses Jahr wieder gut 200.000 Zuschauer anziehen. Segeberg und Karl May scheint eine lange, feste Verbindung. Doch nach dem Krieg war gar nicht klar, was man mit dem für nationalsozialistische Thingspiele errichteten Stadion am Kalkberg anfangen könnte. Man dachte an Nibelungenspiele. Doch 2009 wird bereits zum achten Mal "Der Schatz im Silbersee" mit dem Helden Winnetou neu inszeniert.
"Winnetou ist so etwas Göttliches, der für den Frieden kämpft, der sogar seine Liebe abgibt für den Freund. Es ist ein großes Beispiel dafür, wie man sich selbst opfert, damit die Welt gut zusammenlebt."
Erol Sander ist der zwölfte Winnetou-Darsteller in Bad Segeberg. Auch Erol Sanders unmittelbare Vorgänger waren als Indianerdarsteller Filmidole, Pierre Brice und aus DEFA-Filmen bekannt Goiko Mitic.
"Ich habe meine Karriere als Schauspieler beim Film angefangen, weil das war eine riesige Herausforderung für mich live zu spielen. Wie Erwachsene in einem großen Sandkasten. Hier haben wir echte Pferde, hier haben wir echte Kanllkörper, hier gibt es richtige Schlägereien mit Stuntleuten natürlich. Wie im Sandkasten. Das macht doch richtig Spaß."
Angefangen hat es mit Karl-May-Spielen aber in Karl Mays Heimat, in Sachsen. Auf der 1936 in Rathen errichteten Felsenbühne spielte man bereits zwei Jahre später Karl-May, einen Abend über Winnetou mit Motiven aus dem Schatz im Silbersee. In den nationalsozialistischen Anfangsjahren machte auch noch der in Dresden ansässige Zirkus Sarrassani bei dem Spektakel mit. In der DDR wurde die Geschichte mit Karl May jedoch kompliziert: Ein Gemisch aus ideologischen Verboten und ökonomischen Gründen - die Rechte des Verlages, der nach Bamberg gezogen war, erloschen erst in den 80er-Jahren - machten Karl May zur Untergrundliteratur. Und so spielte man wie heute noch auch auf der Felsenbühne Rathen, Klassiker und Opern, aber bis 1984 Indianerstücke nur in speziellen DDR-Versionen: "Pferdediebe in Arkansas" "Goldrausch" beispielsweise. 2009 wird in Rathen wieder wie 1984 wieder "der Schatz im Silbersee" gegeben und ein Schauspieler von der Landesbühne Sachsen in Radebeuel ist wieder dabei: Herbert Grädtke, immer schon ein Karl-May-Fan. Nun Nintropan-hauey, der Große Bär:
"Ich habe das Engagement so angetreten, mit der Prämisse, etwas mit Karl May zu tun zu haben. Ich bin freiwillig nach Radebeuel gegangen, weil ich wusste, Karl May hat in Radebeuel gelebt und gearbeitet und das hat mich schon als Kind interessiert und als Jugendlicher interessiert, dann bin ich hier ins Engagement gekommen. Wir haben ja am Anfang Karl May nicht spielen dürfen bis 1984, das war ja nun - wenn man will keine Staatsraison, 1984 haben wir dann den Freibrief bekommen und da bin ich dann als erster Shatterhand der DDR im Schatz im Silbersee eingestiegen."
Olaf Hörbes Bearbeitung setzt auf Regionales, auf den sächselnden Witz der Tante Droll. Über die Figur des abenteuer- und wettlustigen Engländers Lord Castlepool als Erzähler wird man durch das Geschehen geführt. Wert legt man in Rathen auch auf historische Genauigkeit, auf Rekonstruktionen nach dem nahegelegenen Karl-May-Museum bei den Waffen oder den Kostümen.
"Als ich dann zum ersten Mal hier einritt als Od Shatterhand, da haben die Kinder in der ersten Reihe gerufen, die Filme kannten von Price und Lex Barker: "Der sieht ja gar nicht aus wie Lex Barker". Und wie gesagt, jetzt bin ich hier als Großer Bär gelandet. Damit schließt sich der Kreis."
Wäre es nicht die gleiche Suche nach den vier Teilen einer alten Landkarte, der gleiche Kampf gegen die Gruppe um den skrupellosen Conel Brinkley - man würde kaum glauben, dass es sich in Rathen und Bad Segeberg um den gleichen Roman handelt. Ästhetisches Vorbild ist in Segeberg weniger ein Volkstheaterspektakel sondern die TV-Abendserie. Eingebaut ist nämlich auch eine neue Figur, die Revolverheldin Jolene Blenter, gespielt von Dorkas Kiefer, die in dem Buch von Michael Stamp in eine melodramatische Liebesgeschichte mit Fred Engel verwickelt ist. Die Beherrschung der Pferde ist in Segeberg noch wichtiger als in Rathen, denn die Tiere müssen durch heftige lange Feuergefechte geritten werden. Dazu kommt eine Truppe von Stunts: Reiter, die vom Pferde fallen, Kämpfer, die Feuer fangen und als lebende Fackeln über die Bühne laufen oder sich vom Felsen in zwanzig Meter tiefe stürzen. Theater von existenzieller Gefährlichkeit. Doch hat die Show noch etwas mit Karl-May und seinen Büchern zu tun. Erol Sander spricht womöglich für sein Publikum:
"Ganz ehrlich: Ich habe ein Buch angefangen zu lesen und habe es dann liegen gelassen, weil die Filme so gut waren mit Pierre Brice, der Karl May hat die zwar geschrieben, aber die Filme sind so gut rübergekommen vor allem in meiner Zeit, diese 7oer- und 80er-Jahre: Der Farbfenseher mit den Stereolautsprechern. Man wollte Fernsehen schauen. Und ich bin auch so ein Fernsehkind."
"Winnetou ist so etwas Göttliches, der für den Frieden kämpft, der sogar seine Liebe abgibt für den Freund. Es ist ein großes Beispiel dafür, wie man sich selbst opfert, damit die Welt gut zusammenlebt."
Erol Sander ist der zwölfte Winnetou-Darsteller in Bad Segeberg. Auch Erol Sanders unmittelbare Vorgänger waren als Indianerdarsteller Filmidole, Pierre Brice und aus DEFA-Filmen bekannt Goiko Mitic.
"Ich habe meine Karriere als Schauspieler beim Film angefangen, weil das war eine riesige Herausforderung für mich live zu spielen. Wie Erwachsene in einem großen Sandkasten. Hier haben wir echte Pferde, hier haben wir echte Kanllkörper, hier gibt es richtige Schlägereien mit Stuntleuten natürlich. Wie im Sandkasten. Das macht doch richtig Spaß."
Angefangen hat es mit Karl-May-Spielen aber in Karl Mays Heimat, in Sachsen. Auf der 1936 in Rathen errichteten Felsenbühne spielte man bereits zwei Jahre später Karl-May, einen Abend über Winnetou mit Motiven aus dem Schatz im Silbersee. In den nationalsozialistischen Anfangsjahren machte auch noch der in Dresden ansässige Zirkus Sarrassani bei dem Spektakel mit. In der DDR wurde die Geschichte mit Karl May jedoch kompliziert: Ein Gemisch aus ideologischen Verboten und ökonomischen Gründen - die Rechte des Verlages, der nach Bamberg gezogen war, erloschen erst in den 80er-Jahren - machten Karl May zur Untergrundliteratur. Und so spielte man wie heute noch auch auf der Felsenbühne Rathen, Klassiker und Opern, aber bis 1984 Indianerstücke nur in speziellen DDR-Versionen: "Pferdediebe in Arkansas" "Goldrausch" beispielsweise. 2009 wird in Rathen wieder wie 1984 wieder "der Schatz im Silbersee" gegeben und ein Schauspieler von der Landesbühne Sachsen in Radebeuel ist wieder dabei: Herbert Grädtke, immer schon ein Karl-May-Fan. Nun Nintropan-hauey, der Große Bär:
"Ich habe das Engagement so angetreten, mit der Prämisse, etwas mit Karl May zu tun zu haben. Ich bin freiwillig nach Radebeuel gegangen, weil ich wusste, Karl May hat in Radebeuel gelebt und gearbeitet und das hat mich schon als Kind interessiert und als Jugendlicher interessiert, dann bin ich hier ins Engagement gekommen. Wir haben ja am Anfang Karl May nicht spielen dürfen bis 1984, das war ja nun - wenn man will keine Staatsraison, 1984 haben wir dann den Freibrief bekommen und da bin ich dann als erster Shatterhand der DDR im Schatz im Silbersee eingestiegen."
Olaf Hörbes Bearbeitung setzt auf Regionales, auf den sächselnden Witz der Tante Droll. Über die Figur des abenteuer- und wettlustigen Engländers Lord Castlepool als Erzähler wird man durch das Geschehen geführt. Wert legt man in Rathen auch auf historische Genauigkeit, auf Rekonstruktionen nach dem nahegelegenen Karl-May-Museum bei den Waffen oder den Kostümen.
"Als ich dann zum ersten Mal hier einritt als Od Shatterhand, da haben die Kinder in der ersten Reihe gerufen, die Filme kannten von Price und Lex Barker: "Der sieht ja gar nicht aus wie Lex Barker". Und wie gesagt, jetzt bin ich hier als Großer Bär gelandet. Damit schließt sich der Kreis."
Wäre es nicht die gleiche Suche nach den vier Teilen einer alten Landkarte, der gleiche Kampf gegen die Gruppe um den skrupellosen Conel Brinkley - man würde kaum glauben, dass es sich in Rathen und Bad Segeberg um den gleichen Roman handelt. Ästhetisches Vorbild ist in Segeberg weniger ein Volkstheaterspektakel sondern die TV-Abendserie. Eingebaut ist nämlich auch eine neue Figur, die Revolverheldin Jolene Blenter, gespielt von Dorkas Kiefer, die in dem Buch von Michael Stamp in eine melodramatische Liebesgeschichte mit Fred Engel verwickelt ist. Die Beherrschung der Pferde ist in Segeberg noch wichtiger als in Rathen, denn die Tiere müssen durch heftige lange Feuergefechte geritten werden. Dazu kommt eine Truppe von Stunts: Reiter, die vom Pferde fallen, Kämpfer, die Feuer fangen und als lebende Fackeln über die Bühne laufen oder sich vom Felsen in zwanzig Meter tiefe stürzen. Theater von existenzieller Gefährlichkeit. Doch hat die Show noch etwas mit Karl-May und seinen Büchern zu tun. Erol Sander spricht womöglich für sein Publikum:
"Ganz ehrlich: Ich habe ein Buch angefangen zu lesen und habe es dann liegen gelassen, weil die Filme so gut waren mit Pierre Brice, der Karl May hat die zwar geschrieben, aber die Filme sind so gut rübergekommen vor allem in meiner Zeit, diese 7oer- und 80er-Jahre: Der Farbfenseher mit den Stereolautsprechern. Man wollte Fernsehen schauen. Und ich bin auch so ein Fernsehkind."