Musical „Karneval“ in Oberhausen

Ein weißes Volksfest steht sich selbst im Weg

08:34 Minuten
Schauspieler tragen auf einer Theaterbühne Kostüme, die an Karneval erinnern.
Deutsches Brauchtum dekolonialisieren: Im Musical "Karneval" wird sich auch kritisch mit den dazugehörigen Kostümen auseinandergesetzt. © Katrin Ribbe
Anta Helena Recke im Gespräch mit Max Oppen |
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Der Karneval steht in der Kritik: Witze und Kostüme seien rassistisch. Ein Musical setzt sich nun mit dem Volksfest auseinander. Eine Frage ist dabei auch, ob es einen Karneval geben kann, bei dem alle gleich sind.
Wie können Schauspieler im Theater Menschen anderer Hautfarbe darstellen? Die Auseinandersetzung mit dieser Frage habe zum Musical "Karneval" geführt, sagt Dramaturgin Anta Helena Recke. Denn die Frage betreffe nicht nur das Theater, sondern auch den Fasching. Schließlich kenne man „die rassistischen Kostüme in weiß-europäischen Karnevals- und Faschingstraditionen allzu gut“.

Ein Karnevalslied, dass die NS-Zeit verharmlost

Neben den Kostümen lieferte auch das Liedgut deutscher Massenveranstaltungen wie Karneval, Oktoberfest oder Ballermann das Material für das Musical in Oberhausen. Die Produktion verwendet etwa das Karnevalslied „Die Eingeborenen von Trizonesien“ von Karl Berbuer aus dem Jahr 1948.
In diesem, noch heute gespielten Lied ist laut Recke ein Opferstatus der deutschen Tätergemeinschaft abzulesen, zudem werde das NS-Regime mit einer verharmlosenden Sprache versehen. Außerdem werde ein koloniales Vokabular verwendet, indem von den „Eingeborenen“ und vom „Menschenfresser“ gesprochen werde; der Begriff „Trizonesien“ spiele auf eine Exotisierung an.

Das Karnevalsversprechen einlösen

Im Musical „Karneval“ wird das Lied stark verfremdet gespielt. Zum Hintergrund erklärt die Dramaturgin: Regisseurin Joana Tischkau interessiere sich für alles, was heimatlich klinge. Dazu zählten etwa Roberto Blanco, Schlager und Schunkeln. Das wolle sie „queeren“.
Recke erinnert zudem daran, dass es auch Zeiten gegeben habe, in denen der Karneval einen politischen und herrschaftskritischen Anspruch hatte. Dies sei heute „sehr ausgehöhlt“. Die Frage des Musicals sei, ob die Kultur aktualisiert werden könne, „sodass die Behauptung, der Karneval wäre solidarisch und im Karneval sind alle gleich, vielleicht irgendwann tatsächlich mal eintreten könnte".
(tmk)

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