Kasachstan

Auch die Kulturszene ist in Aufruhr

11:06 Minuten
Vor erleuchteten Häusern mit kyrillischen Buchstaben protestiert eine Menge.
Proteste gegen ein autoritäres Regime: die kasachische Gesellschaft ist in einer schweren Krise. © picture alliance/TASS/Diana Matveyeva
Christina Steinbrecher-Pfandt im Gespräch mit Britta Bürger |
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In Kasachstan ist vorerst Ruhe eingekehrt, doch das ändert nichts an der Unzufriedenheit der Bevölkerung. Auch in der Kulturszene brodelt es. Die Menschen haben nun Angst vor weiteren Repressionen und fragen sich, wann die Supermärkte wieder aufgefüllt werden.
Die Soldaten des von Russland angeführten Militärbündnisses werden nach offiziellen Angaben in zwei Tagen mit ihrem Abzug aus dem zentralasiatischen Land beginnen. Der kasachische Präsident Kassym-Schomart Tokajew hatte das Bündnis wegen der schweren Unruhen im Land um Hilfe gebeten. Von diesen war Kasachstan in der vergangenen Woche schwer erschüttert worden. 164 Menschen starben, knapp 10.000 wurden festgenommen.
Entzündet hatten sich die gewaltsamen Proteste an steigenden Flüssiggaspreisen. Während anfangs hauptsächlich Arbeiter beteiligt waren, ist inzwischen die ganze Bevölkerung im Protest vereint. Auch die Kulturszene ist in Aufruhr.
Unter den vielen Toten, die der Schießbefehl von Präsident Tokajew gefordert habe, sei auch ein Filmemacher gewesen, sagt die Kuratorin Christina Steinbrecher-Pfandt. Sie wurde in Kasachstan geboren und hat immer noch gute Kontakte ins Land.

Die Supermärkte haben nichts mehr

"Alle warten jetzt", sagt Steinbrecher-Pfandt. Die Lage habe sich ein wenig stabilisiert, das Internet sei nicht mehr gesperrt, so dass sie mit Freunden und Verwandten habe sprechen können. Problematisch sei die Versorgung mit Essbarem: "Viele Supermärkte haben praktisch keine Lebensmittel mehr und warten auf Nachschub."
Viele junge Leute, die an den Protesten teilgenommen haben, hätten nun Angst vor Repressionen, sagt Steinbrecher-Pfandt: "Werden sie verfolgt werden? Werden sie ihre Arbeitsplätze verlieren?"

Keine Unterstützung für kritische Künstler

Die Situation der Kunstszene habe sich in den letzten 20 Jahren nicht grundsätzlich verbessert, sagt Steinbrecher-Pfandt: "Es wurden Künstler gefördert, die Arbeiten zu den klassischen nationalen Themen machten, aber nicht Künstler, die mehr im kritischen Geist arbeiten. Die haben grundsätzlich weniger Unterstützung erfahren."
Eine ähnliche Teilung finde sich auch in der Literaturszene des Landes, sagt die Slawistin Nina Frieß . Auf der einen Seite seien diejenigen, die hinter dem Regime stehen und sich nicht politisch zu Wort melden. Und auf der anderen Seite gebe es "eine jüngere Literatur, die durchaus kritisch auf Geschehnisse im eigenen Land blickt".
(beb)

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