Katharina Thalbach und Cappella Aquileia

Medeas Geschichte stimmgewaltig erzählt

Katharina Thalbach sitzt an einem Holztisch und liest.
Katharina Thalbachs Stimme schaltet das Kopfkino ein. © picture alliance / dpa / XAMAX
Moderation: Stefan Lang |
Das Melodram war eine musikalisch-theatralische Mischform, die um 1750 entstand und heute kaum noch zu erleben ist. Der Text wird gesprochen und durch Musik bekräftigt. Für Katharina Thalbachs Stimmreichtum ist Bendas "Medea" ein Fest.
Deutschlandfunk Kultur war dabei, als die selten zu erlebende Zwitterform eines Melodrams mit Katharina Thalbach in Heidenheim zu erleben war. Flankiert wurde dieses Ereignis von den beiden bekanntesten Schumann-Sinfonien.

Alter Stoff für den "Sturm und Drang"

Georg Bendas Melodram "Medea" war einer der größten Erfolge des Bühnenbetriebes im später 18. Jahrhundert. 1775 kam das Stück zur Uraufführung nach einem Text von Friedrich Wilhelm Gotter wurde im Anschluss überall in Mitteleuropa aufgeführt. Anders als in der Oper wurde dabei nicht gesungen, sondern gesprochener Text mit Orchestermusik und Szene verbunden. Wenn man von kleinen Nebenrollen absieht ist "Medea" für zwei Schauspieler geschrieben.

Stimmgewalt und Säuselvermögen

Katharina Thalbach übernahm bei dieser Wiederaufführung alle Rollen. Besonders groß ist die Schlussszene angelegt, in der Jasons verzweifelt um den Tod der Kinder Selbstmord begeht. Davor die Liebesgeschichte, die Zuneigung der fremden Prinzessin, die alles verlässt, um mit Janson zu ziehen - eine Geschichte, die so unglücklich endete. Katharina Thalbachs Stimme konnte hier alles zeigen: die männlichen Tiefen, die schüchternen Höhen. So wird ein authentisches Stück des "Sturm und Drang" wieder lebendig.

Schumann positiv

Umrahmt wird das Programm mit Schumanns beiden beliebtesten Sinfonien, der schwärmerischen "Frühlingssinfonie", die kurz nach der Heirat mit Clara Wieck entstand und in der gemeinsamen Wohnung Freunden am Klavier vorgestellt wurde. Danach die "Rheinische", die nach dem Umzug nach Düsseldorf entstand und mit unglaublichem Erfolg mehrfach von Schumann dirigiert wurde.
Ein Kontrabass liegt auf der Bühne, darum gruppieren sich die Musiker der Cappella.
Im Jahr 2011 spielen die Musiker in der Cappella Aquileia zusammen.© Cappella Aquileia / Hans Georg Fischer
Beide Sinfonien leben von einem kräftigen Ton und positiver Stimmung des Komponisten, und beide Werke gehören zum erklärten Lieblingsrepertoire der Cappella Aquileia. Unter der Leitung des Gründers Marcus Bosch spielen die Musiker das Werk in eher kammersinfonischer Besetzung - inspiriert von der Aufführungspraxis der Entstehungszeit. Damals kam ein voll besetztes Gewandhausorchester kaum über 60 Musiker heraus, im Gegensatz zur heutigen Großbesetzung von bis zu 120 Musikern! (CdR)
Aufzeichnung des Konzertes vom 27. Oktober 2018 im Festspielhaus Congress Centrum Heidenheim
Robert Schumann
Sinfonie Nr. 1 B-Dur op. 38 "Frühlingssinfonie"
Georg Benda
"Medea", Melodram
Robert Schumann
Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 97 "Rheinische"
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