Kathleen Collins: "Nur einmal. Storys"
Aus dem amerikanischen Englisch von Brigitte Jakobeit und Volker Oldenburg
Kampa Verlag, Zürich 2018
188 Seiten, 20 Euro
Traum von einer Welt ohne Rassismus
Kathleen Collins' Texte waren jahrzehntelang vergessen. Jetzt kann man die Kurzgeschichten der afroamerikanischen Schriftstellerin endlich auch auf Deutsch lesen: Einfühlsam erzählt sie von Menschen während der Bürgerrechtsbewegung der 1960er-Jahre.
In den Erzählungen von Kathleen Collins wird eine vergangene Zeit wieder lebendig: das Amerika der Bürgerrechtsbewegung in den 1960er-Jahren. Sie strahlen mit großer Intensität in unsere Tage. Gibt es Unterschiede zwischen Schwarzen und Weißen, ist eine Zukunft denkbar, in denen Rassenunterschiede keine Rolle spielen?
Eine WG als politisches Statement
Die schwarze Autorin, die 1988 mit 46 Jahren an Krebs gestorben ist, schreibt in "Nur einmal" über Erfahrungen und Hoffnungen, über Rassismus und Irrtümer – und über die Liebe.
Sie erzählt von einer Wohngemeinschaft im Sommer 1963, als die Hautfarbe keine Rolle zu spielen schien und die Liebe zwischen einer schwarzen Frau und einem weißen Mann und einer weißen Frau und einem schwarzen Mann ganz unproblematisch und selbstverständlich zu sein schien – und doch und vor allem ein politisches Statement war, das dann doch keinen Bestand hatte. Die Träume vom Fall der Rassenschranken bleiben Träume – bis heute.
Einfühlsam erzählte Geschichten
Es geht aber in diesen kurzen und klugen, oft sehr filmisch erzählten Geschichten – Kathleen Collins war ja vor allem eine, bis heute unbekannte, Regisseurin – aber auch um die Ressentiments unter Schwarzen. Da ist ein Vater etwa tieftraurig, weil seine Tochter sich ihre schönen langen Haare hat abschneiden lassen und plötzlich aussieht "wie alle farbigen Mädchen" oder eine besonders hellhäutige Familie, die den dunkelhäutigen Schwiegersohn ablehnt.
Kathleen Collins erzählt von einer besonders glücklichen Familie, deren Schicksal das Unglück ist, von einem Männertyp, der wirklich nicht der richtige ist, in den sich die Protagonistin trotzdem immer wieder verliebt, von Sex und "von Schriftstellern, Galeristen". Sie schreibt leichthändig und einfühlsam, sie kann auf wenigen Seiten Schicksale und Lebensfragen entwerfen, vor allem aber steht eindrucksvoll die eine bis heute schmerzende Frage im Zentrum: Gibt es ein Leben jenseits von schwarz und weiß?