Katholisch? Evangelisch? Ökumenisch?

Von Gerd Brendel |
Seit Jahrzehnten bildet der Professor für evangelische Theologie, Klaus Berger, angehende evangelische Pfarrer aus. Deutschlandradio Kultur sprach mit dem Publizisten Robert Leicht, der Berger in der "Zeit" vorwirft, er sei eigentlich katholisch und nur für seine Hochschulkarriere evangelischer Theologe geworden.
"Ein guter Katholik im evangelischen Gewand: Wie der prominente Theologe die gläubige Welt an der Nase herumführte". "

Der prominente Theologe, dem Robert Leicht, selbst Präsident der evangelischen Akademie Berlin und langjähriges Ratsmitglied der Evangelischen Kirche Deutschlands, in der "Zeit" vom 20.Oktober diese Täuschung vorwarf, ist Klaus Berger, einer der bekanntesten evangelischen Theologen Deutschlands.

In zahlreichen Veröffentlichungen hat der Neu-Testamentler Berger die Person Jesu als außergewöhnlichen Menschen und wundertätigen Gottessohn einem modernen Publikum nahe gebracht. Seit über 30 Jahren hat er evangelische Religionslehrer und angehende Pfarrer ausgebildet und geprüft - als Professor für evangelische Theologie an der Universität Heidelberg.

Hintergrund des Streits ist Klaus Bergers religiöse Herkunft, aus der er nie einen Hehl machte: Der Theologe begann seine akademische Laufbahn mit dem Studium nicht der protestantischen, sondern der katholischen Theologie – sein Ziel: das Priesteramt. Zum Bruch mit der Heimatkirche kam es, als seine Dissertation als häretisch abgelehnt wurde. Berger musste damals umschreiben, konnte so zwar promovieren - beschloss aber dann "aus Liebe zur Schrift", wie er selbst sagte, seine Karriere fortan als protestantischer Theologe fortzusetzen.

In letzter Zeit aber bekannte sich Klaus Berger auch öffentlich wieder verstärkt zu seinen katholischen Wurzeln. Das nahm der Publizist Robert Leicht zum Anlass seiner Kritik. In seinem "Zeit"-Artikel vom 20.10. zitiert er aus Leserbriefen, die Berger an die "FAZ" und an die Zeitung einer katholischen Gemeinde geschrieben hatte:

" "Unwahr ist, dass ich jemals aus der katholischen Kirche ausgetreten wäre. Wahr ist vielmehr, dass ich seit 1974 mit Billigung Freiburgs evangelische Kirchensteuer zahlen darf."

… so schrieb Berger. Robert Leichts Vorwurf daraufhin: Berger sei nur deshalb zum evangelischen Theologen geworden, um seine Hochschulkarriere fortzusetzen zu können. Leicht spricht wörtlich von "Erschleichung". Zwei Tage später tritt Klaus Berger diesem Vorwurf in der Zeitung "Die Welt" entgegen: Er verteidigt seine ökumenischen Existenz innerhalb der evangelischen Kirche und beruft sich auf den ermordeten Gründer der Gemeinschaft von Taizé, Roger Schütz.

Erst eine gute Woche später verweist Klaus Berger in einem Interview dann auch auf einen kirchenrechtlich relevanten Beleg seiner Konfessionszugehörigkeit: Eine "Bescheinigung des Übertritts in die evangelisch-lutherische Kirche" durch die Teilnahme am Abendmahl, ausgestellt in Hamburg am 6. November 1968. Damit wäre klar: Berger ist von der katholischen zur protestantischen Kirche rechtmäßig übergetreten. Aus dieser Bescheinigung zitiert am vergangenen Montag nun auch der "Spiegel", im vorerst letzten Beitrag zu diesem "bizarren Streit" um Bergers Konfession. Spiegel-Autor Peter Wensierski sucht die Antwort auf die Frage: "Wie katholisch darf ein evangelischer Theologieprofessor sein?" in Bergers unbequemer Haltung zu Fragen der Ökumene, und vermutet den EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber als treibende Kraft hinter dem Streit um Bergers Kirchenzugehörigkeit.

Vom Publizisten Robert Leicht, der den Streit durch seinen "ZEIT"-Artikel mit angestoßen hatte, verlangt Berger nun eine Entschuldigung für die Betrugsvorwürfe.

Das Feuilletongespräch zum Thema mit Robert Leicht finden Sie in der rechten Spalte als Audio.