Aufarbeitung des Missbrauchs ist weltweite "Pionieraufgabe"
Lange sei das Thema Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche ignoriert worden, sagt der Jesuitenpater Hans Zollner. Und bis heute gebe es in der Weltkirche Widerstände, sich dem Thema zu stellen. Mit einem "Riesentanker wie der katholischen Kirche", sei die Aufarbeitung nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen.
Der Jesuitenpater Hans Zollner hat die Linie der katholischen Kirche bei der Aufklärung der Missbrauchsfälle verteidigt. Diese Aufklärungsarbeit sei von allen wichtigen Ministerin im Vatikan unterstützt worden, sagte Zollner im Deutschlandradio Kultur.
"Das heißt, dass in vielen Bereichen der Kirche das Bewusstsein da ist. Und auch die Schritte getan werden, um zu systemischen Veränderungen zu kommen", so der Präsident des Zentrums für Kinderschutz und des Instituts für Psychologie der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom.
Die Glaubenskongregation habe alle Bischofskonferenzen dazu angehalten, Leitlinien für den Umgang mit Missbrauchsfällen zu entwickeln, betonte Zollner: "Zu den Fragen, wie man mit Opfern umgeht. Wie man mit Missbrauchstätern umgeht. Wie man Prävention leistet. Und wie die Priesterausbildung aussehen soll." Das sei in zwei Dritteln der Welt eine "Pionieraufgabe", weil dort weder in der Gesellschaft noch in der Kirche überhaupt über Missbrauch gesprochen worden sei.
Weiterhin Widerstände in der Weltkirche
Die katholische Kirche sei ein komplexes Gebilde, gab Zollner zu bedenken. Sie bestünde nicht nur aus Rom, dem Vatikan und der deutschen Kirche. In der Weltkirche gebe es weiterhin Widerstände: "Es gibt Leute, die nicht verstehen – zum Beispiel in Afrika oder Asien – warum wir uns hier im Westen so sehr mit dem Thema beschäftigen. 'Wir hätten doch andere Problem in diesen Ländern', sagen die." Der Prozess der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen sei mit einem "Riesentanker wie der katholischen Kirche" nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen, so Zollner.
Zollner verwies auf die Arbeit des Internationalen Kinderschutzzentrums in Rom, wo es auch spezielle Schulungen für Priester aus allen Ländern gebe: "Unser Ziel war von Anfang an, dass wir besonders mit jenen Ländern arbeiten, in denen praktisch bisher noch nichts geschehen ist. Deshalb konzentrieren wir uns nicht auf Europa oder Nord-Amerika (…). Sondern unser Ansatz war, dass wir nach Lateinamerika gehen, nach Afrika und nach Asien."