Papst lässt Diakonat für Frauen prüfen
Die Hierarchien der katholischen Kirche sind fest in Männerhand. Das war nicht immer so: In den ersten Jahrhunderten nach Christus waren Frauen als Diakoninnen tätig. Papst Franziskus will nun offenbar prüfen lassen, ob das auch heute wieder so sein kann.
Frage- und Antwortrunde mit dem Papst. Das ist der Moment, in dem die Monsignori im Vatikan die Luft anhalten. Was sagt er diesmal? 870 Oberinnen von katholischen Frauenorden treffen sich zu einer Konferenz im Vatikan. Da liegt es auf der Hand, dass sie den Pontifex auch nach der Rolle der Frau in der Kirche fragen.
"Die Frage von uns war ja in diese Richtung. Wir wollten wissen, gibt’s Möglichkeiten, dass Frauen in der Kirche Diakoninnen werden können."
Die Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen in Würzburg, Schwester Katharina Ganz, erzählt im Gespräch mit Radio Vatikan, wie sich das genau zugetragen hat in der Päpstlichen Audienzhalle. Die Öffentlichkeit ist angewiesen auf solche Zeugenberichte. Denn auch Stunden nach der brisanten Wortmeldung des Papstes schafft es der Vatikan nicht, die Aussagen zu bestätigen, geschweige denn zu dokumentieren.
"Und dann dachte er weiter nach und sagt: Ich glaube, wir sollten eine Kommission einrichten, die sich mit dieser Frage beschäftigt. Das hat er mehrmals wiederholt. Am Schluss noch einmal: Wir brauchen so eine Kommission."
Katholisches Amtsverständnis ist streng hierarchisch
In der Kirche der ersten Jahrhunderte nach Christus waren Frauen als Diakoninnen tätig. Als Gemeindehelferinnen, bei der Seelsorge, der Armenfürsorge. Ob sie auch liturgische Funktionen hatten, also Gottesdiensten vorstanden, ist unklar. Der Papst will das klären lassen. Eine Entscheidung für die Diakoninnenweihe ist das noch nicht, sagt Pater Bernd Hagenkord von Radio Vatikan:
"Es ist überhaupt keine Entscheidung, sondern die Kommission soll genau nachgucken und offiziös, kirchlich feststellen, wie wir das nun sehen heutzutage aus unserer Perspektive. Um dann weiter damit auch kirchlich umzugehen. Es geht schon auch um den Blick auf die Praxis. Das hat der Papst angekündigt, ohne eine Entscheidung vorwegzunehmen."
Das Amtsverständnis in der katholischen Kirche ist streng hierarchisch. An oberster Stelle der Kleriker steht der Bischof, dann kommt der Priester und dann der Diakon. Der unterstützt die Pfarrer in der Gemeinde, in der Seelsorge und bei Gottesdiensten. Er feiert Taufen und Trauungen.
Auch verheiratete Männer können Diakone werden
Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil vor 50 Jahren können auch verheiratete Männer zu Diakonen geweiht werden und seitdem stellen Frauen in der Kirche die Frage: Warum nicht auch wir? Schwester Katharina Ganz aus Würzburg schöpft nach der Antwort des Papstes neue Hoffnung:
"Ich glaube nicht, dass er eine reine historische Aufarbeitung des Diakonats der Frau in der Alten Kirche wünscht. Das ist nicht Papst Franziskus. Er sucht pastorale Antworten auf die Nöte der Kirche in der Welt von heute. Er ist ein Mann des Zweiten Vatikanums. Und es würde keinen Sinn machen, nur rückwärts zu schauen."
In einem allerdings ist Franziskus eindeutig. Auch er schließt kategorisch aus, dass Frauen zu Priesterinnen geweiht werden können. Schon kurz nach seiner Wahl sagte er:
"Zu den Frauenordinationen hat die Kirche Nein gesagt. Das hat Johannes Paul II. wiederholt mit einer definitiven Formulierung. Diese Tür ist zu."
Für konservative, traditionsbewusste Katholiken dürfte bereits das Diakonat der Frau ein Schritt zu weit sein. Lucetta Scaraffia, Chefredakteurin der Frauenbeilage des Osservatore Romano der päpstlichen Hauszeitungen wurde gefragt, ob die Äußerungen des Papstes eine Wende einleiteten. "Ich weiß nicht, ob man ihm folgen wird", sagt sie skeptisch: "Die Kurie will keine Frauen in Leitungsämtern in der Kirche."