Spannend vor Ort, kurios aus der Ferne
Vor Ort ist alles anders als im Live Stream, sagt Kathrin Passig, die Bachmann-Preisträgerin von 2006. Sie verfolgt den Wettbewerb in Klagenfurt nach vielen Jahren erstmals aus der Ferne. Jetzt versteht sie, warum manche Leute "Kübel aus Häme" bei Twitter ausschütten.
"Die Preisvergabe kam für mich überraschend", sagt Kathrin Passig, Journalistin und Schriftstellerin, im Deutschlandradio Kultur. Sie wird mit dem Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay ausgezeichnet, so gab die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung gestern bekannt. "Kathrin Passig beschreibt und analysiert digitale Kultur als eine Lebensform", so die Begründung der Akademie.
Passig hat 2006 den Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb gewonnen. In diesem Jahr verfolgt sie das Wettlesen zum ersten Mal seit vielen Jahren von zu Hause aus:
"Jetzt ist mir viel klarer, woher diese Kübel aus Häme kommen, die über diese Veranstaltung ausgeschüttet werden. Wenn man das nämlich nicht vor Ort, sondern zu Hause im Live-Stream beobachtet, dann erschließt sich praktisch nichts von dem, was an der Veranstaltung toll ist. Dann bleibt nur das übrig, was einen ärgert. Und dann muss man seinem Ärger Luft machen, bei Twitter oder anderswo."
Das Hauptthema ist die Literatur
Hauptthema von Klagenfurt seien weder die Politik noch die Gesellschaft, das sei die Literatur, meinte Passig:
"Die Relevanz der Veranstaltung sieht man unter anderem daran, dass wir jetzt im Radio über sie reden. Was ja bei ganz vielen anderen Literaturpreisen nicht der Fall ist. Da wird auch nicht getwittert, da wird auch nicht live berichtet. Um die Relevanz mache ich mir überhaupt keine Sorgen."
Was müsste passieren, damit der Bachmann-Wettbewerb noch für viele Jahre bestehen kann? Passigs Antwort fiel knapp und lakonisch aus:
"Er braucht eine gesicherte Finanzierung. Das ist eigentlich schon alles."
Welche Leseplätze sind die besten?
Passig sprach auch über eine Statistik auf ihrem Twitter Account, in der es um es erhöhte Gewinn-Chancen für einen bestimmten Zeitpunkt von Lesungen geht.
"Es heißt ja jedes Mal immer wieder, dass die Samstagvormittag-Leseplätze die besten sind. Und dass, wenn man als Erster lesen muss, man überhaupt keine Chancen auf den Preis hat. Ich wollte das einfach mal nachzählen."