Kathy Willis / Katie Scott: "Das Museum der Pflanzen"

Bis zum kleinsten Blättchen liebevoll illustriert

Ausschnitt: "Das Museum der Pflanzen" von Kathy Willis (Autorin) und Katie Scott (Illustratorin)
Ausschnitt: "Das Museum der Pflanzen" von Kathy Willis (Autorin) und Katie Scott (Illustratorin) © Deutschlandradio Kultur / Manuel Czauderna
Von Susanne Billig |
Von Bäumen und Gräsern über Wildblumen und Wasserpflanzen bis hin zu Parasiten und Fleischfressern: Der prächtig illustrierte Bildband "Das Museum der Pflanzen" ist ein naturwissenschaftliches Fest für die Sinne, nicht nur für Kinder.
"Ist es ein lebendig Wesen, in sich selbst getrennt? Sind es zwei, die sich erlesen, dass man sie als eines kennt?" Dem Ginkgobaum widmete Johann Wolfang von Goethe sein berühmtes Gedicht, sah er in dessen Blättern doch symbolisch die östliche Idee der "Einheit in der Vielfalt" verwirklicht.
Gewiss hätte der Dichter an dem neuen Kinderbuch "Das Museum der Pflanzen" seine Freude gehabt, vereinigt es in sich doch all das, was auch ihm wichtig war: Klarheit und Gefühl, Liebe zum Detail und einen Sinn für das große Ganze.

Nachschlagewerk im Riesenformat

Nachschlagewerke im Riesenformat legt der Prestel Verlag in seiner aktuellen Kinderbuchreihe vor – Bücher zum Eintauchen, Abtauchen und Sichversenken. Nach "Das Museum der Weltkulturen" (Untergegangene Hochkulturen vom Alten Ägypten bis nach Ozeanien) und "Das Museum der Tiere" (Vom Blauwal bis zum winzigsten Wurm) nun also "Das Museum der Pflanzen".
Das lässt zunächst die Evolution und die Jahrmillionen währende Entstehung der Pflanzenwelt Revue passieren, bevor es in großen Schritten die Vielgestaltigkeit des pflanzlichen Lebens in den Blick nimmt. Bäume und Palmen, Kräuter und Gräser, Wildblumen, Orchideen und als besonderes Highlight die Spezialisten der Botanik: Wasserpflanzen, Parasiten, Fleischfresser und Mangrovenwälder.

Von Kriechpflanzen bis zu Amazonas-Riesenseerosen

Alle Bände der Reihe wurden von Katie Scott illustriert. Ihre liebevolle Präsentation reicht bis in die kleinsten Aspekte: die Typografie mit ihren großen Abständen und den runden Bögen, die zurückhaltende Farbgebung mit viel Zartgelb, Altrosa, Rostrot und Dschungeldunkelgrün. Ganze große Seiten gibt die Zeichnerin komplett her für Wildblüten, Kriechpflanzen oder Nadelbaum-Nadeln.
Ausschnitt: "Das Museum der Pflanzen" von Kathy Willis (Autorin) und Katie Scott (Illustratorin)
Ausschnitt: "Das Museum der Pflanzen" von Kathy Willis (Autorin) und Katie Scott (Illustratorin)© Deutschlandradio Kultur / Manuel Czauderna
Einmal begegnet uns nichts weiter als ein riesiges rundes Blatt: Es ist die Amazonas-Riesenseerose, deren Blätter es auf unglaubliche zweieinhalb Meter Durchmesser bringen. Auf einer anderen Seite ist ein kleiner Berg zu sehen. Er steht für die Alpen: Um seinen Fuß kringelt sich samtblauer Enzian. In der Mitte wachsen als bunter Gürtel Steinbrech, Mondraute und Primel und oben auf dem Gipfel haben Rispengras und Alpen-Soldanelle ihren Lebensraum.

Der Gingko ist ein "Mädchenhaar-Baum"

Und auch der Gingko-Baum taucht auf; wie Fächer strecken sich seine charakteristischen zweigeteilten Blätter in alle Richtungen. Und was sind das für längliche grüne Kätzchen und kompakte Bällchen an den Zweigen? Wissensfragen zu den dargestellten Pflanzen beantworten die nebenstehende Textseiten – kindgerecht, aber immer mit Anspruch.
Die Kätzchen gehören zu den männlichen Ginkgo-Bäumen, erfahren die jungen Leserinnen und Leser. Sie wachsen paarweise in den Blattachseln und ihre Pollen werden vom Wind verteilt. Die Bällchen sind als Samenanlagen Teil der weiblichen Bäume. Auch kulturhistorisch interessante Informationen webt Autorin Kathy Willis immer in ihre Texte ein: "Mädchenhaar-Baum" sei einer der Spitznamen des Ginkgo – wegen "des eleganten Schwungs seiner Blätter".

Naturwissenschaftliche Kinderbücher als Fest für die Sinne – dieses Konzept geht hier rundherum auf.
Buchcover: "Das Museum der Pflanzen" von Kathy Willis (Autorin) und Katie Scott (Illustratorin)
Buchcover: "Das Museum der Pflanzen" von Kathy Willis (Autorin) und Katie Scott (Illustratorin)© Deutschlandradio Kultur / Manuel Czauderna

Kathy Willis/Katie Scott: Das Museum der Pflanzen. Eintritt frei!
Übersetzt von Ute Löwenberg
Prestel Verlag, München 2016
112 Seiten, gebunden, 24,99 Euro

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