Lieder aus einem neuen Georgien
Georgien ist Gastland der Frankfurter Buchmesse. Während viele Schriftsteller des Landes kaum bekannt sind, ist die Popsängerin Katie Melua ein Star. Die Exil-Georgierin entdeckt nun ihr Heimatland wieder.
Am Mittwoch beginnt die 70. Ausgabe der Frankfurter Buchmesse. Dort ist in diesem Jahr Georgien Gastland, ein Staat auf der Schwelle zwischen Europa und Asien. Die Literatur des Landes gleicht einem Überraschungsei. Bekannter dürfte eine Georgierin sein, die auch in Deutschland ein Popstar ist: Katie Melua. Eine kleine Dame mit großer Stimme, die seit ihrem achten Lebensjahr im Großbritannien lebt. Von dort aus hat sie eine Weltkarriere gestartet. Doch zu ihrer Heimat hat sie noch immer ein inniges Verhältnis.
"Wissen Sie was ich an meinem Geburtstag mache? Ich fliege nach Georgien und gebe ein Konzert in Tiflis, zu dem jeder eingeladen ist", sagt Katie Melua. "Es ist ein Auftritt, um die Hauptstadt zu ehren. Und ich kann mir an so einem besonderen Tag nichts Schöneres vorstellen, als in mein Heimatland zu reisen."
Die Sängerin ist ein millionenschwerer Popstar mit Haus am Londoner Holland Park, sieben Alben und einem halben Dutzend Welthits. Doch ihre Heimat, die die Tochter eines Herzchirurgen 1991, nach dem Ende der Sowjetunion und der Unabhängigkeitserklärung Georgiens, verlassen hat, hat sie nie vergessen.
"Ich bin stolz auf das, was in Georgien passiert."
Im Gegenteil: Sie verfolgt das Geschehen in der Vier-Millionen-Einwohner-Nation sehr genau, ist regelmäßig zu Besuch und stolz auf die sozio-politischen Veränderungen der jüngsten Vergangenheit: "In den 90-ern hat Georgien eine schwierige Phase durchlaufen. Doch inzwischen hat sich viel getan. Allein beim Tourismus: Es ist ein wunderbares Land, dessen Besuch sich allein wegen dem Essen, der Musik, dem Wein und den Bergen lohnt. Die Natur ist einfach exquisit. Und auch die Künstler und die Kultur sind einmalig. Von daher bin ich stolz auf das, was da passiert. Und ich halte mich selbst für nichts Besonderes mehr, weil ich da nur eine unter vielen bin – und die meisten sind unglaublich gut."
Auch beruflich zieht es Katie Melua oft nach Georgien. Dort nahm sie ihr letztes Album "In Winter" auf, das vor zwei Jahren erschien. Unterstützt wurde sie dabei vom Gori-Frauenchor und den georgischen Philharmonikern unter der Leitung von Nikolosz Rachveli. Die haben auch an ihrer Werkschau "Ultimate Collection" mitgewirkt, die Stücke Meluas aus den vergangenen 15 Jahren enthält und nun erscheint.
Melua nimmt Lieder in georgischen Filmstudios auf
Für das Album nahm sie auch einem Cover des Simon-&-Garfunkel-Songs "Bridge Over Troubled Water" auf – an einem ungewöhnlichen Ort: "Wir waren in den georgischen Filmstudios, von denen ich gar nicht wusste, dass sie existieren. Es sind riesige Räume für Fernsehen- und Film-Aufnahmen – mit hohen Decken und Wänden aus sibirischem Holz, das man drehen und wenden kann, um eine unterschiedliche Akustik zu erzeugen", sagt Melua. "Gebaut wurde das Ganze in den frühen 70ern als georgisch-japanische Kooperation." Als sie dort ankam, sagt Melua, habe sie nur gedacht: "Oh mein Gott! Das Orchester und der Chor werden hier wunderbar klingen."
Für Katie Melua ein erster Testlauf für ihr kommendes, achtes Studioalbum. Das ist der 34-jährigen besonders wichtig. Denn nach "In Winter", das vor allem aus Weihnachtsliedern bestand, muss sie beweisen, dass sie auch als Songwriterin auf eigenen Beinen stehen kann. Ohne Mentor und Ex-Manager Mike Batt, von dem sie sich vor drei Jahren getrennt hat. Und der großen Anteil an ihren Erfolg hatte. Da will sie nichts überstürzen. Melua sagt: "Du musst dir sicher sein, dass deine Arbeit wirklich gut ist. Und die beste Art, das zu gewährleisten, ist sich Zeit zu nehmen. Insofern bin ich etwa zur Hälfte fertig. Ich würde gerne im Februar ins Studio gehen. Bis dahin kann ich an dem rumschleifen, was ich habe."
Im November geht Katie Melua auf Deutschland-Tournee, um ihre "Ultimate Collection" vorzustellen. Natürlich mit Band, Chor und Orchester. Eine aufwändige Produktion, die in sieben deutschen Städten gastiert – in Frankfurt, Hannover, München, Mannheim, Wuppertal, Münster und Hamburg.