Katja Eichinger: Mode und andere Neurosen. Essays
Blumenbar Verlag, 208 Seiten, 20 Euro
"Nicht einmal ein Habermas kann sich dem entziehen"
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Der Macht von Mode und Marketing widmet sich Katja Eichinger in dem Buch "Mode und andere Neurosen". Ausgerechnet der Kleidungsstil des Philosophen Jürgen Habermas war Auslöser für den Essayband – ihn sah sie mit schwarzen Turnschuhen im Biergarten.
Es war eine ungewöhnliche Begegnung mit dem Philosophen Jürgen Habermas, die Katja Eichinger auf die Idee brachte, ihr neues Buch "Mode und andere Neurosen" zu schreiben. Die Buchautorin und Witwe des 2011 verstorbenen Münchner Filmproduzenten Bernd Eichinger saß in einem Biergarten am Starnberger See, als sie inmitten der vielen Menschen den Philosophen entdeckte, der zu ihrer großen Überraschung schwarze Nike-Turnschuhe trug.
Symbole der Freiheit
"Das hat mich wahnsinnig fasziniert, das war einer der Trigger, wo ich mir gedacht habe, hier könnte ich ein Buch schreiben." Alle im Biergarten hätten eher weißes Leinen getragen. "Er war der einzige, der schwarz trug und eben 'Nike Outdoor Free'-Turnschuhe, die US-amerikanischen Turnschuhe und dann auch noch mit der Marketingsprache der Freiheit besetzt", sagt Eichinger. "Ich habe mich gefragt, ist ihm das bewusst?" Habermas habe erst wenige Jahre zuvor den Kyoto-Friedenspreis erhalten und eine Rede mit dem Titel "Die Freiheit, die wir meinen" gehalten.
Dass der Philosoph als Vertreter der "Frankfurter Schule" und seiner Idee des Diskurses so in Erscheinung trat, warf für die Autorin einige Fragen auf. "Ich bin dann ins Nachdenken gekommen, was heißt eigentlich Freiheit in der Konsumgesellschaft und dass sich noch nicht einmal Habermas dieser Konsumsprache entziehen kann?" Das sei der Auslöser gewesen, sich einem Buch über Mode zu widmen.
Mode als soziales Ritual
Das Faszinierende sei, dass selbst jemand, der von sich selbst sage, er sei ein völlig unmodischer Mensch, sich diesem riesigen sozialen Ritual kaum entziehen könne. "Das heißt, selbst wenn ich mich ganz betont unmodisch kleide, so bin ich doch immer wieder Teil eines Systems." Es sei genauso wie in der Kommunikationslehre: "Ich kann nicht nicht kommunizieren."