Ernährungspsychologin Katja Kröller

Wie unsere Emotionen unser Essverhalten bestimmen

34:38 Minuten
Grafik: Eine Person springt in einen großen Donut.
Um Lebensgewohnheiten wie das Essverhalten zu ändern, brauche es zehn bis 16 Wochen, so Katja Kröller. © imago images/fStop Images/Malte Mueller
Moderation: Ulrike Timm |
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Zu viel Süßes und Fettes ist ungesund. Wir wissen es und doch greifen wir zu Schokolade, Pizza & Co. Warum werden wir immer wieder schwach? Das hat auch viel mit Emotionen zu tun, sagt die Ernährungspsychologin Katja Kröller.
Schon im Mutterleib, sagt Katja Kröller, bilden sich die Geschmacksnerven aus. Bereits ab dem dritten Monat beginnen Ungeborene zu schmecken: Das Fruchtwasser ist ihre erste Mahlzeit. „Es schmeckt danach, was die Mutter gegessen hat“, so die Ernährungspsychologin. „Das heißt, es verändert sich im Geschmack, und da kann man ganz starke Abneigungen oder Präferenzen sehen, die sich daraus etablieren.“

Überwältigt vom Angebot

Katja Kröller ist Professorin für Gesundheits- und Ernährungspsychologie an der Hochschule Anhalt in Bernburg. Sie machte erst eine Ausbildung zur Diätassistentin und studierte anschließend Psychologie. Denn die Psychologie, so Kröller, spiele eine wichtige Rolle bei den Entscheidungen, was wir kaufen, was wir essen und wie viel.
Aufgewachsen ist Katja Kröller, Jahrgang 1975, in Ost-Berlin auf. Eine einschneidende Erfahrung in ihrer Kindheit ist die Inhaftierung des Vaters aus politischen Gründen: Er hat Flugblätter verteilt. Aber zwei Jahre vor dem Mauerfall kann die Familie in den Westen ausreisen. Für die damals Elfjährige ist das ein Kulturschock. Vor allem das Warenangebot überfordert sie.
„Ich wollte ein Joghurt haben, und es gab einfach zu viele. Nachdem ich dann wusste, welche Sorte ich will, gab es noch zu viele Marken, und dass war der große Unterschied zur DDR. Was ich im Nachhinein viel erschreckender finde: wie schnell man sich daran gewöhnt.“

Strichliste am Kühlschrank 

Wer kennt das nicht: Man sitzt vor dem Fernseher, daneben liegt die Chipstüte. Und je spannender der Film, desto leerer die Tüte. Solche Zusammenhänge erforscht Katja Kröller. Und auch, wie unser Essverhalten sich entwickelt und beeinflusst werden kann. Ob Brokkoli oder Schokolade: Um ungesunde Gewohnheiten zu ändern, braucht es einen langen Atem. Zehn bis 16 Wochen muss man rechnen, sagt Katja Kröller und gibt konkrete Ratschläge.
„Wenn ich am Kühlschrank eine Liste habe und immer einen Strich mache, wenn ich ein Obst gegessen habe, dann ist das eine Bestätigung. Das kann mich dabei bestärken, dass ich die 16 Wochen durchhalte.“
Wichtig sei es auch, gesunde Lebensmittel für Kinder attraktiver zu gestalten: „Auf den Apfel, wo ein Sticker mit der Marke drauf ist, mal ein nettes Gesicht drauf zu machen, der Joghurt ohne Zucker, dass der auch mal eine nette Verpackung kriegt und nicht nur weiß ist, das würde ich mir wünschen.“
(svs)

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