Katja Lucker, Leiterin des Musicboard Berlin

Im Auftrag des Pop

Katja Lucker
Katja Lucker, Musikbeauftragte des Landes Berlin © picture alliance/dpa/Foto: Rainer Jensen
Katja Lucker im Gespräch mit Matthias Hanselmann |
Als Kind fuhr sie mit ihrem Vater zur See und später durchquerte sie die DDR auf eigene Faust mit dem Zug. Heute kümmert sich Katja Lucker als Musikbeauftragte des Landes Berlin um popmusikalische Projekte in der Hauptstadt.
Katja Lucker fuhr als Kind mit ihrem Vater zur See. Als Jugendliche durchquerte sie die DDR auf eigene Faust mit dem Zug, als Erwachsene übernachtete sie im Nachwende-Berlin im Auto, spielte Theater mit Legenden wie Katharina Thalbach und Thomas Brasch, studierte Philosophie, meditierte mit Zen-Mönchen in Japan und durchquerte mit Tuareg-Nomaden die Wüste Malis, bis nach Timbuktu.

Warum Pop-Kultur Förderung braucht

Als Kulturmanagerin blieb Katja Lucker vielseitig, stellte Festivals in Essen, Berlin und China auf die Beine. Pop-Kultur, sagt sie, braucht Förderung:
"Das Bild vom 'armen Poeten' ist richtiger Blödsinn. In der Klassik, der Bildenden Kunst, der Literatur, im Film würde niemand Sinn zu fördern zweifeln. Pop-Kultur ist relativ jung, elektronische Musik an der Grenze zu Installation und experimentelle Kunst sind mindestens genauso hochwertig wie die 'Hochkultur' und bedürfen einer Förderung."
Sie selbst ist ohne formale Ausbildung ins Kulturmanagement gerutscht, wurde, weil sie sich einen Namen gemacht hatte, immer wieder engagiert.
"Ich habe angefangen, selbst Festivals zu kuratieren, habe mich mit Neuer Musik beschäftigt, habe Karlheinz Stockhausen kennengelernt und mit ihm Produktionen gemacht und habe mich als Macherin sehr wohl gefühlt. Am Ende wurde ich von Klaus Wowereit angesprochen, der mich bat den Kulturbereich des jährlichen Hoffestes des Regierenden Bürgermeisters zu organisieren."

Moderatorin zwischen Clubbesitzern und Nachbarn

Seit vier Jahren ist Katja Lucker Musikbeauftragte des Landes Berlin, fördert als Leiterin des Musicboards Berlin Musiker und popmusikalische Projekte in der Hauptstadt, moderiert zwischen Clubbesitzern und lärmempfindlichen Nachbarn und hat im dritten Jahr das interdisziplinäre Festival "Pop-Kultur" auf die Beine gestellt. Im Vorfeld hat es Ärger gegeben. Arabische Künstler haben zum Boykott des Festivals aufgerufen, weil die Botschaft des Staates Israel zu den Sponsoren gehört:
"Einige arabische Künstler und eine britische Band haben abgesagt. Wir bekommen aber sehr viel Zuspruch, die uns darin bestärken, das Festival auf jeden Fall durchzuführen, auch wenn noch mehr Künstler absagen. Wir bewahren unsere Haltung, unsere Partner bleiben unsere Partner und wir freuen uns auf das Festival."

Unterstützung vom Kultursenator

Kultursenator Klaus Lederer unterstützt das Pop-Kultur-Festival vorbehaltlos. Die Boykott-Kampagne sei widerlich, ließ er wissen. Insgesamt, da ist sich Katja Lucker sicher, wird der Boykott-Aufruf das Festival nicht sehr behindern.
Welche Rolle die Popkultur in Zukunft für Berlin spielen wird und was die besondere Schönheit Neuer Musik ausmacht, über diese und andere Fragen sprach Deutschlandfunk Kultur-Moderator Matthias Hanselmann mit Katja Lucker "Im Gespräch".
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