Inzwischen wurde der Offene Brief wieder geöffnet und es werden weitere Unterschriften gesammelt. Per E-Mail: free.sentsov@gmx.de
"Es ist alles unfassbar!"
Der Gesundheitszustand des inhaftierten ukrainischen Filmemachers Oleg Senzow ist kritisch, sein aktueller Hungerstreik geradezu selbstmörderisch. Die Schriftstellerin Katja Petrowskaja spricht über Strategien, wie eine Verschlechterung seiner Lage verhindert werden kann.
Mehr als 350 Schriftsteller, Wissenschaftler und Publizisten haben die Bundesregierung in einem Offenen Brief darum gebeten, sich für den in Russland inhaftierten ukrainischen Filmemacher Oleg Senzow einzusetzen. Er befindet sich seit dem 14. Mai im Hungerstreik. Neben Herta Müller, Swetlana Alexijewitsch und Juri Andruchowitsch hat auch die Schriftstellerin und Bachmann-Preisträgerin Katja Petrowskaja diesen Offenen Brief unterschrieben.
Katja Petrowskaja berichtet von Senzows kritischem Gesundheitszustand und davon, dass er sich seit 13 Tagen im Hungerstreik befinde. Diesen habe er angetreten, um eine Freilassung aller ukrainischen politischen Gefangen zu erwirken. Der Hungerstreik sei jedoch selbstmörderisch, die Lage bedrohlich. Deswegen müsse gerade jetzt im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft Druck auf einzelne Regierungen aufgebaut werden. Ob Angela Merkel und Emanuel Macron unbedingt neben Putin auf der WM-Ehrentribüne Platz nehmen müssen, sollte diskutiert werden. "Ich weiß nicht, ob ein kompletter Boykott gut wäre, aber das wäre schon Mal ein Zeichen."
Zudem erklärt sie: "Der Fall Senzow ist fabriziert." Ein Belastungszeuge habe Senzow nicht gekannt, ein weiterer sei gefoltert worden - so wie Senzow auch. In der aktuellen Situation gehe es also weniger um seine Freilassung als vielmehr um sein Überleben. "Es ist alles unfassbar! Es geht ihm gesundheitlich schlecht und jetzt befindet er sich am Polarkreis."