Keimzeit: "Kein Fiasko"

"Schlimm ist es eigentlich immer"

09:25 Minuten
Die Band Keimzeit sitzt lachend auf einem Sofa
Seit 40 Jahren ist die Band mit dem Namen "Keimzeit" unterwegs. Davor hießen sie zwei Jahre lang "Jogger". © Keimzeit / Bernd Brundert
Norbert Leisegang im Gespräch mit Mascha Drost · 16.02.2022
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40 Jahre Keimzeit: ein Meilenstein, der von der Band rund um Norbert Leisegang nicht groß gefeiert wird. Stattdessen gibt es mit "Kein Fiasko" ein Album voller kleiner Geschichten über Menschen aus der zweiten Reihe.
Viele Bands hat die Coronapandemie in eine Krise gestürzt. Touren wurden abgesagt, Pläne liegen auf Eis. Auch die Band Keimzeit wollte eigentlich Konzerte spielen. Doch als diese dann nicht stattfinden konnten, fand Frontmann Norbert Leisegang das "gar nicht so blöd". Denn so habe er sich zurückziehen und am neuen Album "Kein Fiasko" arbeiten können. Entspannt war er dabei aber offenbar dennoch nicht:

Schlimm ist es eigentlich immer. Gerade wenn man sich hinsetzt und überlegt, worüber man schreiben will.

Die Veröffentlichung des Albums fällt mit dem 40-jährigen Jubiläum der Band zusammen, doch auf dem neuen Werk ist davon nichts zu spüren. Für die große Sause habe Keimzeit nie gestanden, meint Leisegang. Stattdessen sei es wesentlich interessanter, den Alltag abzubilden.

Bloß keine Routine

Damit, dass man sich in 40 Jahren auch mal wiederholt, hat Leisegang sich abgefunden. Das Gefühl sei ihm schon nach zehn Jahren gekommen. Schließlich habe er eine eigene Handschrift. Dennoch versuche er, neue Themen aufzugreifen und nicht in Routine zu verfallen, sagt der Sänger. Zudem kommen mit dem Älterwerden auch neue Perspektiven:
"Als ich begonnen habe, war ich Anfang 20. Dann habe ich irgendwann gemerkt: Mit 30 sehe ich die Dinge schon lange nicht mehr so wie ein Twen. Und mittlerweile bin ich 61 und habe auf die gleichen Dinge eine wieder unterschiedliche Sicht bekommen."
Die Musik seiner Band sei dabei immer ein "verdammter Grenzgang" zwischen Erfolg und Nische gewesen. Das sei für Keimzeit eine heikle Sache, aber am Ende habe sich die Band meistens dafür entschieden, in der eigenen Welt zu bleiben.

Eine Band im Wandel

Keimzeit ist eine Band, die sich immer mal wieder in der Rotation befindet. Von den Gründungsmitgliedern sind nur Norbert Leisegang, sein Bruder und Bassist Hartmut übrig. Für den Frontmann ist klar: Eine Gruppe kann man über so lange Zeit gar nicht zusammenhalten. Dafür sei es ein Geschenk, wenn man sich in einer neuen Besetzung wiederfinde, die eine stabile Mannschaft bilde. Schwierig seien jedoch die Abgänge:
"Wahrscheinlich, das hat jeder in seinem Leben erfahren, dass man sich beim Auseinandergehen oft verletzt und nicht wirklich Haltung zeigt. Das habe ich in der Keimzeit-Geschichte oft genug erlebt, darüber bin ich sehr betrübt, kann es aber nicht wieder reparieren."
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