Kein Abgrund in Sicht
Als Daueramüsiertheater hat Robert Wilson den "Peter Pan" als Musical auf die Bühne des Berliner Ensembles gebracht - zusammen mit dem Popduo CocoRosie. Vom gefährlichen Kern der Fabel, vom ewigen Kind blieb in dieser heiteren Verpackung nicht mehr viel übrig.
Natürlich ist auch dieser "Peter Pan" in Berlin typisch Wilson – mit streng gestylter Ästhetik in Bildern und Kostümen, Gängen und Gebärden, Masken und Motiven. Und doch ist vieles auch ganz anders. Vor allem, weil der Theater-Bildner mit den Schwestern Bianca und Sierra Casady, die auf Pop-Terrain als CocoRosie firmieren, nach langer Zeit mal wieder großartige musikalische Partner gefunden hat.
Sie können es mit dem Outsider-Genie von Tom Waits aufnehmen, der ja vor bald zweieinhalb Jahrzehnten (und nach ersten Erfolgen in Deutschland seit Beginn der 80er-Jahre) am Beginn von Robert Wilsons musikalischer Karriere stand. Als beide in Hamburg den legendären "Black Rider" kreierten. Dort knüpfen die Casady-Sisters und CocoRosie unüberhörbar an.
Darum ist "Peter Pan" ohne jeden Zweifel ein Musical; und zwar ein dezidiert heiteres – von einem aufgekratzten Kindergeburtstag zuweilen kaum zu unterscheiden. Dabei lauern ja allerhand Abgründe im "Märchen vom Jungen, der nicht groß werden wollte". James Matthew Barrie erzählte an der Schwelle zum 20. Jahrhundert immerhin von der Flucht aus Familie und Erziehung. Der Junge Peter sah, so erzählt die Geschichte, die Eltern schon am ersten Lebenstag streiten - über die Zukunft des Kindes. Weshalb er sofort floh, aus allem Zwang zur Erziehung, und nun in einer Schattenwelt lebt, dem "Nirgendwo-Land". In der Gemeinschaft anderer elternloser Jungs, die sich nach Müttern sehnen, sowie Indianern, Nixen und Piraten.
Sie können es mit dem Outsider-Genie von Tom Waits aufnehmen, der ja vor bald zweieinhalb Jahrzehnten (und nach ersten Erfolgen in Deutschland seit Beginn der 80er-Jahre) am Beginn von Robert Wilsons musikalischer Karriere stand. Als beide in Hamburg den legendären "Black Rider" kreierten. Dort knüpfen die Casady-Sisters und CocoRosie unüberhörbar an.
Darum ist "Peter Pan" ohne jeden Zweifel ein Musical; und zwar ein dezidiert heiteres – von einem aufgekratzten Kindergeburtstag zuweilen kaum zu unterscheiden. Dabei lauern ja allerhand Abgründe im "Märchen vom Jungen, der nicht groß werden wollte". James Matthew Barrie erzählte an der Schwelle zum 20. Jahrhundert immerhin von der Flucht aus Familie und Erziehung. Der Junge Peter sah, so erzählt die Geschichte, die Eltern schon am ersten Lebenstag streiten - über die Zukunft des Kindes. Weshalb er sofort floh, aus allem Zwang zur Erziehung, und nun in einer Schattenwelt lebt, dem "Nirgendwo-Land". In der Gemeinschaft anderer elternloser Jungs, die sich nach Müttern sehnen, sowie Indianern, Nixen und Piraten.
Sterben als allergrößtes Abenteuer
Deren Kapitän Hook ist Peter in (nicht nur bei Wilson) massiv erotischer Zuneigung verfallen. Und stünde Peter nicht mit der flirrenden Tinkerbell stets eine hilfreiche Elfe zur Seite (die mit dem grandios beweglichen und prächtig singenden Christopher Nell das Highlight des Abends ist!), der Alte hätte den Jungen noch mit roher Gewaltlust "zum Mann gemacht", bevor ein gnädiges Krokodil den Oberpiraten gerade noch rechtzeitig frisst. Überhaupt aber ist Sterben das allergrößte Abenteuer.
Nein - das ist wirklich keine liebliche Kinderfabel; aber zugleich nichts weniger als Daueramüsiertheater in Wilsons Version. Zwar gibt der Regisseur diesmal nicht den allmächtigen Bilder-Zauberer, sondern legt seine Tricks offen – wenn etwa gleich zu Beginn am Ende des Entree-Bildes ein dekorativer Schatten erkennbar als Stofffetzen von der Wand gerissen wird. Requisiten hängen an sichtbaren Seilen, und wenn geflogen wird im Märchen, dann sitzen die Kinder auf Wolken, die ihrerseits auf Rollen ins Bild geschoben werden. Wilson macht uns diesmal nichts vor – und es gibt auch nicht nur Schatten-, nicht diese immer verwechselbarer werdenden Lichtspiele mit perspektivisch schrumpfenden Quadraten. Auch die Bühnenbilder selber, etwa für das Gebirge aus Nixen, gehören (neben der Musik) zu den Stärken der Arbeit; Sabin Tambrea als Titelheld dagegen wieder mal eher überfordert.
Inhaltlich bleibt Wilson einmal mehr schwach bis dürftig - der gefährliche Kern der Peter-Pan-Geschichte zählt nicht viel; Verpackung ist alles. Das war selbst in besseren Produktionen immer Wilsons größtes Problem; und das ist in Berlin jetzt nicht anders.
Nein - das ist wirklich keine liebliche Kinderfabel; aber zugleich nichts weniger als Daueramüsiertheater in Wilsons Version. Zwar gibt der Regisseur diesmal nicht den allmächtigen Bilder-Zauberer, sondern legt seine Tricks offen – wenn etwa gleich zu Beginn am Ende des Entree-Bildes ein dekorativer Schatten erkennbar als Stofffetzen von der Wand gerissen wird. Requisiten hängen an sichtbaren Seilen, und wenn geflogen wird im Märchen, dann sitzen die Kinder auf Wolken, die ihrerseits auf Rollen ins Bild geschoben werden. Wilson macht uns diesmal nichts vor – und es gibt auch nicht nur Schatten-, nicht diese immer verwechselbarer werdenden Lichtspiele mit perspektivisch schrumpfenden Quadraten. Auch die Bühnenbilder selber, etwa für das Gebirge aus Nixen, gehören (neben der Musik) zu den Stärken der Arbeit; Sabin Tambrea als Titelheld dagegen wieder mal eher überfordert.
Inhaltlich bleibt Wilson einmal mehr schwach bis dürftig - der gefährliche Kern der Peter-Pan-Geschichte zählt nicht viel; Verpackung ist alles. Das war selbst in besseren Produktionen immer Wilsons größtes Problem; und das ist in Berlin jetzt nicht anders.
Peter Pan
Von James Matthew Barrie /Deutsch von Erich Kästner
Regie: Robert Wilson
Music: CocoRosie
Berliner Ensemble
Von James Matthew Barrie /Deutsch von Erich Kästner
Regie: Robert Wilson
Music: CocoRosie
Berliner Ensemble