Kein Geld für italienische Kultur im Ausland

Von Thomas Migge · 20.01.2011
Die Società Dante Alighieri, in ihrer Kultur- und Sprachkurstätigkeit den deutschen Goethe-Instituten vergleichbar, steht vor dem finanziellen Aus. Die Regierung hat die staatliche Unterstützung der Institute fast komplett gestrichen.
Ein kleines schwarzes Mädchen, ein junger Mann und eine junge Frau und viele andere Leute sprechen Italienisch. Alles Ausländer, Einwanderer, Italienliebhaber. Sie treten auf in einem Werbespot der Società Dante Alighieri. Das ist eine Art Goethe-Institut auf Italienisch.

Viele Deutsche, die nach Rom kommen und die Sprache des neuen Landes noch nicht beherrschen, schreiben sich bei der, wie man sie kurz nennt, "Dante" ein. Die hat ihren Sitz in einem barocken Palazzo nicht weit vom Pantheon entfernt. Dort finden die Sprachkurse der Dante-Gesellschaft statt.

Ein junger Sprachlehrer und rund 30 "studenti". Aus Deutschland und dem restlichen Europa, aus Afrika und Asien. Bei der "Dante" kann man sich sicher sein, Qualitätsunterricht zu erhalten.

Dumm ist nur, dass die Zukunft der Sprachkurse mehr als ungewiss ist. Von Werbespots für die Dante-Gesellschaft ganz zu schweigen. Die werden komplett eingestellt werden müssen, denn für solche Sachen gibt es kein Geld mehr. Die Dante-Gesellschaft steht vor dem finanziellen Aus. Dank des Regierungssparkurses, erklärt Caterina Barbero, Italienischlehrerin und Bildungspolitikerin der linken Opposition:

"Zunächst mussten wir mit 1,7 Millionen Euro öffentlicher Gelder auskommen. Diese Summe wurde dann auf 1,248 Millionen reduziert. Unsere 1889 von dem Schriftsteller Giosuè Carducci gegründete Gesellschaft muss jetzt im neuen Jahr mit nur 600.000 Euro auskommen. Das sind 53,3 Prozent weniger als im Jahr 2009."

Sparen ist angesagt in Italien. Im ganz großen Stil und, so wird man sich im Kulturministerium gedacht haben, wenn schon die Ausgaben für berühmte Opernhäuser drastisch beschnitten werden, dann müssen auch Bildungs- und Kultureinrichtungen daran glauben, wie auch die Dante-Gesellschaft. 648.000 Euro Einsparungen. Caterina Barbero weist darauf hin, dass man dieses Geld auch anders hätte einsparen können:

"Da gibt es tausend Möglichkeiten. Zum Beispiel in dem man zehn Dienstlimousinen des Typs Audi spart, die seit einiger Zeit ganz groß in Mode sind bei Ministern und Staatssekretären."

Die Dante-Gesellschaft verfügt weltweit über 423 Niederlassungen, sogenannte Komitees. Auch in Lateinamerika und im extremen Osten der russischen Föderation. Sie ist die einzige Institution Italiens, die aktive kulturelle Auslandsarbeit betreibt. Caterina Barbero:

"Es ist schon bitter, wenn man sich die Finanzmittel anschaut, die unser Land für die Verbreitung seiner Sprache und Kultur in der Welt zur Verfügung stellt. Vor allem wenn man diese Mittel mit jenen hundert Millionen Euro vergleicht, die die anderen in Europa für ihre Sprach- und Kulturinstitute ausgeben."

Ein Vergleich, der immer öfter auch in den Medien thematisiert wird. Wie in der populären Talkshow "Vieni via con me" im dritten Kanal des öffentlich-rechtlichen Fernsehens RAI. Dort verlas der Journalist Fabio Fazio folgende Liste:

"British Council in Großbritannien 220 Millionen Euro. Goethe-Institut Deutschland 218 Millionen Euro. Cervantes-Institut Spanien 90 Millionen Euro, Camoes-Institut Portugal 13 Millionen Euro, Alliance Francaise Frankreich 10.6 Millionen Euro."

Zum Glück arbeiten seit einigen Jahren für die Dante-Gesellschaft immer mehr "volontari", unentgeltliche Mitarbeiter. Zumeist Italiener, die im Ausland leben und es als eine moralische Verpflichtung empfinden, etwas für die Kultur und Sprache ihrer Heimat zu tun.

Dass die Dante-Gesellschaft im Auftrag nicht nur des Kultur- sondern auch des Außenministeriums ihre Mission erfüllt, scheint man innerhalb der Regierung vergessen zu haben. Oder steckt hinter dem drohenden Aus für die kulturelle Auslandsarbeit ein präzises politisches Ziel?

Ein Desinteresse, das von Silvio Berlusconis wichtigstem Bündnispartner, der ausländerfeindlichen und Norditaliens politische Autonomie anstrebenden Partei Lega Nord diktiert wird? Eine Partei, die die italienische Hochsprache zugunsten norditalienischer Dialekte entschieden ablehnt.

Man sagt es nicht offen bei der Dante-Gesellschaft, aber hinter vorgehaltener Hand hofft man auf das baldige Ende der Regierung - und auf eine neue Regierungsmannschaft, die begreift, dass die Dante-Gesellschaft eine der wichtigsten Visitenkarten Italiens im Ausland ist.