"Das einzig Richtige getan"
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Der Nelly-Sachs-Preis wird nicht an die Autorin Kamila Shamsie vergeben. Als Grund gab die Jury die Unterstützung Shamsies für die isralkritische BDS-Bewegung an. Eine richtige Entscheidung, findet Michael Köhler, wenn auch etwas spät.
Ist die Jury eingeknickt? Hat sie sich der öffentlichen Kritik gebeugt? Hat sie kein Rückgrat? Ist das eine Hexenjagd? Nein! Jury und Stadt haben das einzig Richtige getan. Vielleicht ein bisschen spät, aber noch rechtzeitig. Sie haben damit Schaden von sich, der Stadt und der Namenspatronin, der jüdischen Literaturnobelpreisträgerin Nelly Sachs abgewendet.
Man stelle sich mal einen Moment lang die Meldungen im In- und Ausland vor: 'Dortmund ehrt Antisemitin!' Stadt, Land und Bund wären blamiert. Ob sich deshalb die Jury auflösen muss, sollen die Betroffenen selbst entscheiden. Wissen hätte man es aber schon können! Denn nach zahlreichen Fällen dieser Art, gehört diese Frage gefälligst zuerst geklärt. Wie "koscher" ist unser/e Preisträger/in?
Auch Judith Butler unterstützte BDS
Es kommt schließlich nicht zum ersten Mal vor. Erinnert sei an die jüdisch-amerikanische Philosophin Judith Butler, die 2012 den Adorno-Preis bekam. Sie unterstützte die gewaltlosen Aktionen der BDS-Bewegung "Boycott, Divestment and Sanctions". Butler bekam trotz Einwänden den Adorno-Preis der Stadt Frankfurt in Hessen.
Kritik an Israels Politik ist fraglos erlaubt. Aber auch Kritik an den Kritikern. Nicht jede/r BDS-Unterstützer/in ist antisemitisch. So viel ist klar. Ihm und ihr muss nur klar sein, dass es der BDS ist. Auch wenn BDS das Existenzrecht Israels nicht anzweifelt, so ruft die Bewegung dazu auf, UnternehmerInnen, KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen aus Israel zu boykottieren. Warum? Weil Sie Juden sind!
Bundestag hat Boykott-Aufrufe gegen Israel verurteilt
Erst Mitte Mai dieses Jahres hat der Deutsche Bundestag einen gemeinsamen überfraktionellen Antrag (ohne AfD) mit dem Titel "BDS-Bewegung entschlossen entgegentreten – Antisemitismus bekämpfen" angenommen. Der Bundestag verurteilt darin Boykott-Aufrufe gegen Israel (Bundestagsdrucksache 19/10191). Auch die Regierung des kulturfreundlichen NRW-Regierungschefs Armin Laschet (CDU) und seiner Kulturministerin hat sich ausdrücklich gegen die BDS-Bewegung ausgesprochen. Zuletzt stand Ruhrtriennale-Intendantin Stefanie Carp in der Kritik. Ihr drohte der Rausschmiss, weil sie im Sommer 2018 die BDS unterstützende Band Young Fathers einlud.
Es geht in diesen Fällen nicht um Kunst- und Meinungsfreiheit, sondern um deutsche Staatsräson. Dazu zählt, BDS-Ansichten keinen Boden zu bereiten. Immerhin hat Dortmund eine Vereinbarung zur Bekämpfung von Antisemitismus unterzeichnet, denn auch in ihrer Stadt gibt es einen nicht geringen Anteil an Neonazis.
Gegen die Satzung des Preises
Das alles sind Gründe, die gegen die Preisvergabe an Kamila Shamsie sprechen. Da kann keine noch so gute britisch-pakistanisch muslimische Autorin ausgezeichnet werden, die ihre Bücher in Israel nicht veröffentlichen will und die BDS-Bewegung aktiv unterstützt. Das widerspricht ausdrücklich der Satzung des Nelly Sachs-Preises.
Kommenden Freitag spricht Landesvater Armin Laschet im jüdischen Tempel zum 60. Jahrestag der Wiedereinweihung der Großen Kölner Synagoge. Er tut es in Anwesenheit von Josef Schuster, des Zentralratspräsidenten der Juden in Deutschland. Unausdenkbar, was passiert wäre, wenn hundert Kilometer weiter in seinem Land eine BDS-Aktivistin offiziell geehrt würde. Nur so ein bisschen Antisemitismus gibt es nicht.