Kein Schleuderschiffchen in den Wogen der Stimmung sein
Hans Neuenfels wurde 1941 in Krefeld geboren. Er studierte Schauspiel und Regie in Wien und arbeitet heute als Schriftsteller, Dichter und Regisseur für Theater und Oper. Unter Kultur versteht er auch Begriffe wie Toleranz, Akzeptanz oder Zuhören.
"Wir brauchen die Kultur überhaupt, um in der Verständigung und in der Sinnhaftigkeit unseres Erdendaseins nicht nur miteinander auszukommen, sondern auch um überhaupt einen Genuss an diesem Dasein zu haben. Weil wir sonst gar nicht in der Lage sind, das Wichtigste zu unternehmen, nämlich den Vergleich. Das heißt den Vergleich, das ist ja eine Art von Wertung, indem ich sage, wofür ich bin, kann ich erst sagen, wogegen ich bin. Ich kann mich sonst gar nicht formulieren, sonst amorphe ich vor mich hin, ich bin nichts anderes als ein willfährig Ding, was gesteuert wird von Mode.
Wenn ich die Kultur nicht habe, verliere ich die Festigkeit meines Ausgangspunktes und meines etwaigen Ziels, das ich für mich zumindest avisieren kann. Und damit bin ich ein Schleuderschiffchen, das in den Wogen allgemeiner Stimmungen hin und her schwankt.
Also unter Kultur fällt auch so ein Begriff wie Toleranz, wie Akzeptanz, wie Zuhören, wie Neugierde und auch das Befremden über den Fremden oder das Fremde so weit nachzuvollziehen, dass es überhaupt zu einer Begegnung kommen kann, dass daraus vielleicht sogar eine Bewunderung kommen kann oder eine Aneignung.
Wenn ich mir meiner eigenen Kultur nicht bewusst bin, bin ich natürlich total hilflos einer anderen Kultur gegenüber aus dem einfachen Grund, weil ich sie als affektiert oder gewollt oder als eine äußerliche Form ablehne und nicht ihren sinnlich umrandende Kern, den ich ansonsten selbst für mich spüre, akzeptiere.
Ich finde schon, daß wir eine Kulturnation sind. Das ist jetzt vielleicht etwas schulisch hochgestochen, wenn man sagt, wir haben immerhin Weimar gehabt, und wir haben unglaubliche Künstler in Deutschland gehabt und haben sie noch, und wir haben vor allen Dingen ein ganz, durch ein furchtbares grauenhaftes Ereignis, nämlich des Nazi-Wesens, haben wir eine Art von Reflektion erzielt in Deutschland selbst, wie kaum eine andere Nation es geschafft hat, mit einem verbrecherischen Phänomen innerhalb von sich selbst umzugehen oder durch dieses Phänomen in Einsichten zu kommen, die gewisse Dinge wach ausschließen."
Wenn ich die Kultur nicht habe, verliere ich die Festigkeit meines Ausgangspunktes und meines etwaigen Ziels, das ich für mich zumindest avisieren kann. Und damit bin ich ein Schleuderschiffchen, das in den Wogen allgemeiner Stimmungen hin und her schwankt.
Also unter Kultur fällt auch so ein Begriff wie Toleranz, wie Akzeptanz, wie Zuhören, wie Neugierde und auch das Befremden über den Fremden oder das Fremde so weit nachzuvollziehen, dass es überhaupt zu einer Begegnung kommen kann, dass daraus vielleicht sogar eine Bewunderung kommen kann oder eine Aneignung.
Wenn ich mir meiner eigenen Kultur nicht bewusst bin, bin ich natürlich total hilflos einer anderen Kultur gegenüber aus dem einfachen Grund, weil ich sie als affektiert oder gewollt oder als eine äußerliche Form ablehne und nicht ihren sinnlich umrandende Kern, den ich ansonsten selbst für mich spüre, akzeptiere.
Ich finde schon, daß wir eine Kulturnation sind. Das ist jetzt vielleicht etwas schulisch hochgestochen, wenn man sagt, wir haben immerhin Weimar gehabt, und wir haben unglaubliche Künstler in Deutschland gehabt und haben sie noch, und wir haben vor allen Dingen ein ganz, durch ein furchtbares grauenhaftes Ereignis, nämlich des Nazi-Wesens, haben wir eine Art von Reflektion erzielt in Deutschland selbst, wie kaum eine andere Nation es geschafft hat, mit einem verbrecherischen Phänomen innerhalb von sich selbst umzugehen oder durch dieses Phänomen in Einsichten zu kommen, die gewisse Dinge wach ausschließen."