Die neuesten Entwicklungen im Ukrainekonflikt können Sie in unserem Newsblog verfolgen.
Speiseöl-Engpass in den Supermärkten
Derzeit in den Supermärkten heiß umkämpft: Sonnenblumenöl wird gehamstert. © Imago / Steinach
Das ist noch kein Verzicht
01:59 Minuten
![In einer Plastikflasche befindet sich Sonnenblumenöl. In einer Plastikflasche befindet sich Sonnenblumenöl.](https://bilder.deutschlandfunk.de/7e/96/41/53/7e964153-f44d-46d3-a8dc-a02686f680a4/sonnenblumenoel-100-1920x1080.jpg)
Wir möchten die Ukraine unterstützen. Theoretisch. Wenn es aber darum geht, weniger zu heizen, oder das Sonnenblumenöl knapp wird, schreien wir schnell: ich, ich, ich. Schluss mit der Egomanie, fordert die Köchin und Politikerin Sarah Wiener.
Wegen des Ukraine-Kriegs droht den Familien in den Dörfern und in den Städten gerade eine Hungersnot. Sie wissen nicht, was sie morgen essen sollen. Sie wissen nicht, was sie trinken sollen, und sie wissen nicht, womit sie heizen sollen.
Vor diesem Hintergrund ist es wirklich etwas absurd, dass wir anfangen, jetzt in die Supermärkte zu stürmen und jegliches Öl aufzukaufen, weil Sonnenblumenöl ja knapp werden könnte.
Weniger Fleisch für eine gerechtere Welt
Ja, es könnte knapp werden. Aber dazu muss man sagen, dass Sonnenblumenöl allein sicher nicht lebensnotwendig ist. Es gibt Hunderte andere Sorten. Zum Beispiel Rapsöl. Und wenn wir das nicht alles hamstern würden, dann wäre auch für alle genug da.
Zum anderen muss man sagen, dass das Öl ein Teil von den Ölfrüchten ist. Der andere Teil landet in der industriellen Massentierhaltung, um unsere Tiere zu füttern. Das ist auch ein bisschen absurd, wenn zum Beispiel über 60 Prozent vom Weizen dort landen.
Wenn wir weniger tierische Proteine essen würden, hätten wir eine gerechtere Welt. Das muss man auch so sehen. Wir essen jetzt schon doppelt so viel tierische Proteine, wie wir brauchen.
Schluss mit dem Einbunkern und Hamstern
Andererseits gibt es gerade Länder, denen eine Krise mit Versorgungsengpässen unglaublichen Ausmaßes bevorstehen. Da sollten wir uns solidarisch zeigen.
Das würden wir ja auch gerne. Aber wenn es dann persönlich dazu kommt, schreien wir: ich zuerst. Das ist problematisch, denn dieses Einbunkern und dieses Hamstern, dieses Egomane jedes einzelnen wird uns keine Sicherheit geben. Sicherheit gibt uns nur der Nachbar, der unser Freund ist, unsere Familie, unsere Bekannten, mit denen wir das letzte Hemd teilen würden.
Insofern hoffe ich, dass die Ukrainerinnen und Ukrainer diese Krise gut überstehen und hoffentlich doch noch den einen oder anderen Liter Sonnenblumenöl gebunkert haben.