Kein Ton nirgends

Von Julia Lührs |
Stahlkochen und Zischen im Hochofen. Zechensirenen, Förderkörbe oder Bergleute mit Dampfhämmern, die Untertage Kohle abbauen - das waren sie, die Geräusche des Ruhrgebietes. Der Dortmunder Künstler Richard Ortmann hat den Klang des Reviers auf seinem Dachboden gelagert.
In 20 schwarzen Papierkartons, auf gut 70 Digitalkassetten. 4000 Stunden Geräusche. Als der Musiker 1980 mit den Aufnahmen begann, konnte er nicht ahnen, dass es nach den Arbeitsgeräuschen der Kohle- und Stahlindustrie mal eine steigende Nachfrage gibt. Denn heute schieben sich andere Geräusche in den Vordergrund: der mobile Arbeitnehmer im Auto, alle zehn Minuten ein Flugzeug mit Mallorcaurlaubern über die alte Grundschule hinweg - der gleiche Lärm also wie in jeder anderen Großstadt.

"Was hier gerade läuft, ist die Sprengung des Hochofens und zwar im Jahre 2005. Ich habe im Laufe der Jahre hier komplett Hoesch aufgenommen in Dortmund, also alle drei Werke. Ich war auch ein paar Mal in dem Hochofen und auf einmal hörte ich der wird gesprengt. Da war ich nachts um 1 Uhr dabei.
Das Geräusch dieser Sprengung des Hochofens ist schon sehr prickelnd, weil da geht ne Menge Stahl und Eisen in die Knie. Das knirscht und knackt und ächzt, ist nicht einfach nur nen Knall und dann geht nen Gemeuer ein, dieses ganze Eisen verbiegt sich und das ist schon irgendwie ne spannende Nummer."

"Mein Name ist Richard Ortmann, ich bin Jahrgang 55. Ich bin in Herne geboren, ein Kind des Ruhrgebietes. Bin von Herne mit 18 Jahren nach Dortmund gezogen. Dann bin ich mit 18 Jahren ein Jahr lang durch Amerika getrampt. Hab mein Saxophon genommen und bin einmal quer durch die Staaten. Hab immer überall Musik gemacht, dann bin ich von dem Trip nach Dortmund gezogen, hab eine der ersten sogenannten Kulturkneipen aufgemacht, also wo Bühne war für Kleinkunst.

Wir befinden uns hier in einer ehemaligen Grundschule. Ich wohn hier mit meiner Frau und meinen beiden Kindern in einer Hausmeisterwohnung des Kulturhauses Kulturzentrum Dortmund Neuasseln, das war eine ehemalige Schule, die sollte 1980 abgerissen werden. Wir haben dann gesagt, nein. Wir können die noch benutzen, haben einen Nutzungsänderungsantrag gestellt bei der Stadt und beim Land und haben daraus Proberäume gemacht für Theaterleute, für Musikkapellen, hier ist auch ein Tonstudio in dem Haus. Wir befinden uns jetzt gerade in meinem Arbeitszimmer, da sieht man in vielen kleinen Kartons viele kleine DAT Kassetten, auf denen sich das akustische Gedächtnis des Ruhrgebiets befindet. Ich bin im Grunde genommen ein Langzeithörer des Ruhrgebietes."

"Die Idee, die Geräusche des Ruhrgebietes aufzunehmen, die kam eigentlich so: Ich hatte für die Ruhrgebietsredaktion des WDR Radio, 1980 den Auftrag Geräusche in einer Hinterhofwerkstatt für ein Hörspiel, diese Sounds aufzunehmen. Hab die auch abgeliefert, aber als Komponist, als Musiker, wollte ich nach drei Monaten noch mal an die Tonbänder, um damit eine Klangcollage zu machen, dieses Tonband, war defekt, die Geräusche waren nicht mehr richtig drauf. Dann wollte ich wieder in den Hinterhofbetrieb, da war der Hinterhofbetrieb weg, mitten in der Stadt."

"Da waren die Bagger da, innerhalb von drei Monaten, die Geräusche waren weg, der Hinterhof wird saniert – grüner Wohnen in der Stadt, hieß damals das Projekt und da habe ich gemerkt, im Ruhrgebiet wird effektiv was weg brechen. Es fängt in den Innenstädten an, es wird, ich sag, das Zechensterben war schon bekannt, auch die großen Stahlwerksdemonstrationen waren zugange und da habe ich gemerkt, die ganze Geräuschkulisse geht weg, da wird keiner mehr was aufnehmen, wir haben zwar alle Fotos, wir haben alle Dokumentarfilme, aber wir haben nicht richtig die Töne. Und dann bin ich losgegangen und habe alles aufgenommen, was mir in den Sinn kam, ich habe mich bei einer Zeche akkreditiert, ich war in Dortmund, weil ich in Dortmund wohne, bei Hoesch, alle zwei drei Standorte habe ich aufgenommen, ich habe dann gesehen, dass ich das alles gesammelt kriege."

"Als Ohrmensch, als Musiker, als Komponist, als Ohrmensch auch ein Freund der akustischen Kunst haben mich natürlich diese Lautsphären des Ruhrgebietes immer interessiert und das weil da wahrscheinlich sonst keiner drauf hört. Keine Ahnung, ich hör da halt drauf."

"Ich bin auch in einer Umgebung aufgewachsen, die war auch relativ laut. Nämlich in der Nähe einer Zeche, ich kenne die Zechensirenen, die waren für mich die Uhr des Tages. Da rattern selbst nachts die Züge oder die Bramme fällt mal um, oder der Abstich, das Zischen ist eben laut, das geht da Tag und Nacht pausenlos, geht das da zur Sache, diese Menschen haben jetzt diese Geräusche in ihren Siedlungen nicht mehr."

"Wir hören jetzt hier ne Grubenbahn, die fährt, die rüttelt, die schüttelt und ist an sich tierisch laut da drin …Grubenbahn habe ich aufgenommen, Anfang der 90er."

"Jetzt bin ich mal gespannt, jetzt fahren wir zur Zeche Zollern … Da gibt es eine Grubenbahn als Touriattraktion, da bin ich mal gespannt, was das ist. Die Zeche Zollern ist heute ein Industriemuseum, also ein ganzes Gelände mit Zechengebäuden, die dazu gehören, mit Fördertürmen, mit Maschinenhalle, mit Waschkaue und in der Waschkaue ist eine ständige Ausstellung über das Leben der Bergleute im Ruhrgebiet."

"Wir sind jetzt hier auf Zeche Zollern. Und was man noch hört, ist ne Grubenbahn, allerdings sitzen da heute Kinder drin!"

Kinder: "… und jetzt fahren wir gerade los!"

"Mein Name ist Harald Verholen, ich bin Mitarbeiter hier beim Westfälischen Industriemuseum. Ich habe einst mal als Bergmechaniker Untertage gearbeitet, habe auch von 1976 bis 1979 auf der Zeche Zollverein, heute Weltkulturerbe gelernt und bin dann 1999 quasi hier gelandet als Museumsaufsicht, Vorführer usw. Schwerpunktmäßig habe ich in der Vorrichtung gearbeitet. Wir haben Gänge, sag ich mal aufgefahren, wir haben quasi das Kohlenfeld erschlossen.
Die Zeche Zollern, die ist 1955, hat man schon mal eine Teilschließung vorgenommen, weil hier die rentablen Flötze alle abgebaut waren. Richtig geschlossen wurde sie ja 1966."

"Hier kam der Deckel drauf und wenn ich die Grubenbahn heute so sehe, wie sie auch fährt usw. da kommen natürlich Erinnerungen hoch und man denkt schon – ja, wie man selbst da drin gesessen hat und wenn man dann heute sieht, wie die Kinder da drin sitzen, das ist schon richtig ne Freude. Wehmut eigentlich nicht. Weil Untertage war es, ich sag mal ein hartes Brot!
Mit dem ganzen Wandel, das ist ja der Strukturwandel sozusagen, der auch Ende der 50er Jahre schon eingesetzt hat, der ist ja immer noch nicht abgeschlossen. Die Bergwerke wurden reihenweise zugemacht, das heißt die Masse der Arbeitsplätze, die platt gemacht werden und wurden schon, die sind nicht umgesetzt worden eins zu eins in andere Arbeitsplätze.
Heute hat man viel, ich sag mal Bereiche zum Beispiel Dienstleistungsbetriebe, Computerbranche und so. Das ist eine ganz andere Mentalität an Leuten, die da arbeiten und das ist nicht mehr so ein Völkchen wie die Bergleute eben, eben ganz anders, nicht so ete petete in Anführungsstrichen.

Also so wie ich das beurteilen kann, haben sich die Leute im Ruhrgebiet verändert. Ich denke, es ist alles ein bisschen härter geworden. Jeder achtet eigentlich mehr so auf sich weniger auf den anderen. Ich wünsche mir, dass hier irgendwann mal alles ein bisschen vorangeht und dass das Ruhrgebiet nicht mehr so ein Stiefkind ist. Dass die Leute eine vernünftige Arbeit bekommen. Und dass natürlich auch der soziale Zusammenhalt besser wird."

Ortmann: "Wir hören jetzt gerade die Hoesch Bahn. Die Hoesch Bahn hab ich aufgenommen, 2000/2001. Ist einfach ne Diesellok mit ein paar Waggons hinter, aber auf den Waggons lag der andere Hochofen, den die Chinesen auseinandergeschraubt hatten, auf den Weg zum Kanal mit dieser Hoeschbahn wurde verladen auf ein Kanalschiff nach Rotterdam von da aus nach China. Ich wusste allerdings, dass die Hoesch Bahn damit auch eine ihrer letzten Aktivitäten tätigt, danach wurde die auch stillgelegt."

"Wir fahren da einfach mal hin und gucken, was da jetzt noch steht, mal gucken was man noch sieht, mal gucken, was man noch hört!"

"So, jetzt stehen wir hier an der Westfalenhütte. Ich bin platt. Es ist ja hier alles weg. Ich weiß ja gar nicht mehr, wo die Sachen hier so standen, der Hochofen. Ich kann nichts erkennen, hier sind nur kleine Sandberge und das war es schon."

Kleinhans: "Ja, wenn sie vor ein paar Jahren hier gewesen sind, haben Sie riesige Hallen gesehen. Konnten nicht weit sehen. Heute, wenn wir hier mal über die Hütte gehen, ist der große Teil abgebaut worden. Wenn man sich hier im Umfeld umguckt, also es ist ein komischer Anblick, wenn man weiß, welches Leben früher hier war. Dass dieser Bereich, hunderte von Menschen Arbeit und Brot gegeben hat."

"Mein Name ist Karl-Heinz Kleinhans, ich bin gebürtiger Dortmunder. Ich bin seit 1965 im Werk beschäftigt. Auf allen Standhallen, die wir hier hatten. Und war über zehn Jahre hier am Hochofen als Betriebselektriker tätig. Ich bin 55 Jahre alt, werde jetzt 56 und ich war noch keine 14, wie ich die Ausbildung habe angefangen. Meine Tätigkeit als Elektriker war da die Anlagen im Störungsfall so schnell wie möglich wieder zum Laufen zu bringen.
Im Jahre 2001 ist ja die Dortmunder Flüssigphase stillgelegt worden, Interesse kam dann von China aus, Anlagenteile, der Hochöfen aufzukaufen und man hat dann mit einer Demontage begonnen, um die brauchbaren Teile Richtung China abzubauen.

Am schlimmsten war der Tag, wo der Vorstand vorgestellt hat, den Stahlstandort Dortmund platt zu machen, da waren die Emotionen hoch, die ganze Geschichte lief ja dann noch, wurde ja noch drei Jahre produziert. Aber jeder wusste, wo er sich anschließend nach der Stilllegung wieder fand. Aber trotzdem ist die eine oder andere Träne wirklich geflossen. Die meisten, die hier sind, sind nach dem Schulabschluss hier angefangen, haben hier eine Ausbildung gemacht, sind teilweise 40/45 Jahre, so wie ich auch hier im Unternehmen beschäftigt und das tut dann schon weh. Wir haben dadurch in Dortmund dadurch noch gut 6000 Arbeitsplätze verloren. Wir haben viele Ältere in den Vorruhstand geschickt. Es gibt auch einige, die die Chance genutzt haben, sich umzuqualifizieren. Ich habe das Glück gehabt, dass ich hier am Standort weiter beschäftigt worden bin und jetzt als Betriebsrat die Ausbildungswerkstatt, wir haben immer noch 100 eigene Auszubildende hier, die ich betreue!"
Ortmann: "Das ist der Hochofen von Hoesch, aufgenommen 98. Da war ich ziemlich nah vor der Hochofentür."

Kleinhans: "Die ursprünglichen Betriebsgeräusche sind weg … Also Geräusche waren wirklich derart, dass man laut hatte und wenn der Abstich lief, war es im Prinzip wie ein gluckerndes, wie eine feste Masse, wie Lava ähnlich, die rausfloss. Und dann auch am Schwappen waren, ein schwappendes Geräusch, ein gluckerndes Geräusch und die mit einem Prasseln dann im Prinzip die vier Meter dann bis zur Pfanne runter lief.

Wir sind dabei, auf alten Flächen neue Industrien anzusiedeln, aber sogenannte Blaumannarbeitsplätze für diejenigen, die vielleicht nicht so leistungsstark sind, die wird es in der Zukunft nicht mehr geben. Die Verlierer sind diejenigen, die einfach vom Vater auf schon wieder in die Hütte gebracht worden sind, wo man wirklich viel körperliche Arbeit: Schüppe, anne Rinne den Fluss halten und alles drum und dran. Diese Arbeitspositionen gibt es nicht mehr, wird es auch nicht mehr geben!

Ja, Strukturwandel ist auch ein Lebensprozess. Also wenn ich die Umwelt sehe, Dortmund ist sehr sauber geworden, obwohl wir immer schon über 50 Prozent Grün hatten, hat sich das noch weiter verstärkt, wir sind also eine sehr saubere Stadt geworden, es fehlt natürlich dann die Arbeit. Wir haben zurzeit noch 15 Prozent Arbeitslose hier im Durchschnitt, da muss man dran arbeiten, da muss man Plätze schaffen, dann kann man einen sehr gutes Wohnen hier im östlichen Ruhrgebiet anstreben dabei.

Ab und zu ein bisschen Melancholie kommt da schon auf. Aber – es geht weiter, man kann den Kopf nicht in den Sand stecken… und wir müssen jetzt sehen, dass wir positiv nach vorne denken und das weiter vorantreiben, nämlich das Leben geht weiter und auch die Zukunft."

Ortmann: "Das sind Förderkorbsignale, an einem Förderkorb, die nennt man auch die sogenannten Anschläger, das sind die Zeichen für die Kumpels was passiert, ist da ne Lore drin oder können da jetzt Menschen einsteigen …"

"Wir fahren jetzt zum Gelände der ehemaligen Zeche Ministerstein nach Dortmund Ewing. Da habe ich Mitte der 80er Jahre Übertage Fördersignale, eine Korbglocke aufgenommen. Jetzt gucken wir uns gleich mal an und hören uns da mal um, wie es da heute aussieht!"

"Wie ich das letzte Mal hier war, war hier ein riesen Zechengelände mit Förderturm, mit Maschinenhallen, mit allem was dazu gehört. Jetzt sehe ich hier ein Architektenbüro mit einem Förderturm, diverse Großhandelsketten, nen riesen Parkplatz da hinten, ist ein Eingang von ner Disco. Also aus den ehemaligen Hallen hat man einiges gemacht, aber es ist natürlich kein Zechengelände mehr. Es ist jetzt irgendwie was anderes, urbanes."

Kneisel: "Was Sie hier sehen und hören ist der Rest einer Schachtsignalanlage, die Schachtsignalanlage diente dazu, dass der Fördermaschinist aus der Grube von den Anschlägen ein Signal bekam, wann der abfahren sollte oder wann er halten sollte.
Das haben wir jetzt als akustisches Denkmal hier installiert. Und damit das nicht so umfangreich ist, haben wir jetzt gesagt, wir geben jetzt als Hauptsignal zwei Mal vier Schläge, das heißt Beginn der Seilfahrt. Haben die Kumpels ja immer drauf gewartet. Damit sie raus kamen!"

"Mein Name ist Ulrich Kneisel, ich bin hier 1958 auf der Zeche angefangen, als Elektrofacharbeiter Untertage und habe dann bis zu meinem Ausschneiden hier auf der Zeche im Jahre 1991 als Elektrosteiger Untertage gearbeitet. Dann war keine Arbeit mehr, dann konnte ich auch nach Hause gehen. Ich bin jetzt 68 Jahre alt.
Offiziell wurde die Zeche geschlossen, weil die Verfügbarkeit gewinnbarer Kohlenvorräte nicht mehr da war. Also es war zu teuer, die noch vorhandenen Kohlenvorräte zu gewinnen und deswegen hat man gesagt, es wird geschlossen. Aber es war eine große Diskussion auch innerhalb der Belegschaft, ob das alles so stimmte. Oft ist das so, dass man keinen großen Einblick hat, man sagt ja immer: vor der Schüppe ist dunkel und man sieht nicht was hinter der Kohlenwand ist und wie viel. Wie die Störungen laufen. Wir mussten uns also darauf verlassen, was unsere Experten, also die Markscheider und Vermessungsleute, was die uns sagten. Also es gab keine Aufruhr, es war ja schon immer so im Bergbau, wir sind ja nicht die erste Zeche, vor uns sind ja schon zig Zechen geschlossen worden und es ist ruhig über die Bühne gegangen. In meinen Augen zu ruhig!

Ja von der Zeche ist nicht mehr viel über geblieben. Es ist sehr schwer das zu begreifen, das war ja ein intensiver Betrieb so ein Zechenbetrieb. Da wimmelte es hier von Menschen und Maschinen und heute ist alles ja alles sachliche Bauten und Parkplätze. Nur wenn die Diskothek offen ist, dann ist hier was los: Aber draußen stehen nur die Autos.
Das war ja Dortmunds letzte Zeche, Dortmund war ja sogar Zechenstandort, mit zwanzig Zechen und ja, das hatte große Konsequenzen. Hier wurden 400 Arbeitsplätze vernichtet. Und was hier alles drum herum war, der Einzelhandel, die Zeche war ja ein großer Auftraggeber, das wurde ja nicht alles auf der Zeche hergestellt. Und das hat ja auch so seine Schwierigkeiten mit sich gebracht: die christlichen Kirchengemeinden die sterben aus hier. Kirchen werden verkauft, Kindergärten werden zugemacht. Das ist ein Trauerspiel.

In den Kneipen ist auch nichts mehr los, die Kneipen sterben auch wech. Man merkt doch, dass hier ein Grossbetrieb, der die Menschen zusammenhält und zusammenschweißt, der fehlt. Man hatte sich ja auch schon im Betrieb verabredet, das ist alles heute nicht mehr so.
Ja, was ich dabei empfinde, ist eben der Lauf des Lebens. Alles erlischt einmal. Es kommt drauf an, wie es erlischt. Man kann etwas erlöschen lassen, wenn man dann mal ein Andenken bewahrt und wir versuchen jetzt bestimmte, für bestimmte Dinge, auch für Geräusche ein Andenken zu bewahren. Deswegen haben wir dieses akustische Denkmal geschaffen.

Das Ruhrgebiet ist es wirklich wert, dass es mehr beachtet wird und ich kenne viele Menschen, aus anderen Gebieten Deutschlands, wenn die im Ruhrgebiet waren, die sagen, so schön hatte ich mir das nicht vorgestellt. Schön heißt: so grün, so sauber, das Ruhrgebiet ist in vielen Regionen Deutschlands noch verrufen aus der Zeit, wo überall die Kamine qualmten. So ist es nicht mehr. Das Ruhrgebiet ist heute eine Gegend, eine Region, in der es sich gut leben lässt und vor allen Dingen, wo auch kulturell sehr viel geboten wird!"

Ortmann: "Ich trauer den alten Zeiten nicht nach! Weil ich habe das Schwatte unter den Fingernägeln gesehen und das war eine ganz harte Maloche. Es war dreckig – Mutter hol die Wäsche rein, da vorne ist der Abstich oder so. Es war laut – ich meine okay. heute haben wir mehr Autos, ein paar Autobahnkreuze mehr und jeder Vorort hat seinen Flughafen, aber insgesamt ist eben nicht mehr so hart.

Ich sehe das mehr mit einem lachenden als weinendem Auge. Ich find es prima, dass die Idee des IB Emscherparks, diese Industriemuseen aufzubauen, bzw. exemplarisch die Gebäude der Montanindustrie zu erhalten, Landschaftsparks draus zu machen, auf einem Hochofen, auf den man klettern kann, in der Zeche inner Waschkaue sieht man ne Ausstellung zur Geschichte des Ruhrgebietes, find ich prima – ist letzten Endes auch unser Kapital! Unsere Vergangenheit ist tatsächlich unser Kapital und die kann man nicht so einfach wegsprengen!"