Keine Chance für Janukowitsch?
Am Sonntag wählen die Ukrainer ein neues Parlament. Umfragen sehen die Regierungskoalition unter Führung von Präsident Viktor Janukowitsch knapp vorne. Aber schon jetzt ist klar, dass es eine starke Opposition geben wird. In Ternopil wittern die Nationalisten ihre Chance.
Ternopil ist ein beschauliches Städtchen im Westen der Ukraine mit rund 250.000 Einwohnern. Im Zentrum der Stadt mit gemütlichen Gässchen, Alleen, Parks geht man am Wochenende spazieren. Kinder flitzen mit Go-Carts oder kleinen Elektroautos über den großen Theaterplatz. Hier stehen auch die Wahlkampf-Zelte der Parteien, die sich um die Gunst der Wähler bemühen.
Doch die etablierten großen Parteien haben es in Ternopil schwer - die Region ist Hochburg der nationalistischen Partei Swoboda, die sich am äußersten Rechten Rand des Parteieinspektrums befindet. Im Regionalparlament ist Swoboda bereits stärkste politische Kraft. Nun soll der Einzug in die Oberste Rada, das Parlament in Kiew geschafft werden. Oleksij Kaida, Kandidat von Swoboda, gibt sich selbstbewusst und siegessicher.
"Unsere Partei ist kein Wahlprojekt. Unsere Partei gründet sich auf der Ideologie des ukrainischen Nationalismus. Wir wollen uns nicht dem Wähler anpassen, wir wollen ihm nicht um jeden Preis gefallen."
Zum Programm von Swoboda gehört etwa die Verstaatlichung strategischer Unternehmen aus dem Energiesektor, der Austritt aus allen Bündnissen, an denen Russland beteiligt ist oder die Rücknahme des umstrittenen Sprachengesetzes, das Russisch als zweite Amtssprache zulässt. Ferner fordert die nationalistische Partei eine ukrainische Quote für Vertreter in allen Machtorganen. Was wohl so zu verstehen ist, dass der Einfluss russischstämmiger Politiker – etwa aus der Regierungspartei der Regionen – stark reglementiert werden soll.
Swoboda gehört zwar nicht zu der vereinten Opposition um Timoschenkos Partei Vaterland. Doch haben beide Seiten bereits einen Koalitionsvertrag geschlossen. Ferner treten die Direktkandidaten von Swoboda und geeinter Opposition nicht gegeneinander an, um sich nicht gegenseitig Stimmen wegzunehmen.
Der gemeinsame Gegner ist Präsident Janukowitsch und die Regierungspartei der Regionen. Mit der betriebenen Annäherung an Russland und einer Ukraine-feindlichen Politik würden die Machthaber in Kiew das Land in den Abgrund führen, meint Swoboda-Kandidat Kaida.
Eine Annäherung der Ukraine an die Europäische Union – wie sie von Timoschenkos Partei Vaterland befürwortet wird – ist für Swoboda jedoch nur das kleinere Übel. Wenigstens würde die Ukraine so dem Einfluss Russlands entzogen.
Kaida: "Swoboda setzt sich als ideologisch Nationalistische Partei dafür ein, wie auch alle anderen europäischen Nationalisten, ein Europa der freien Nationen zu bilden. Künstliche Gebilde wie die Europäische Union, werden mit der Zeit ohnehin ihr Fiasko erleben, denn was künstlich ist, zerfällt."
Der Vertreter der geeinten Opposition in Ternopil sieht nicht die Gefahr, dass die Zusammenarbeit mit der nationalistischen Partei Swoboda langfristige Risiken birgt. Der Abgeordnete Wassyl Derewlanyi versucht zu beschwichtigen: Man dürfe nicht alles, was aus der Partei Swoboda käme, auf die Goldwaage legen. Vorrangig sei jetzt erstmal der gemeinsame Kampf gegen die Regierung in Kiew, die Freilassung von Ex-Regierungschefin Timoschenko und Ex-Innenminister Luzenko.
"Einst hat Julia Timoschenko gesagt: Die Ukraine über alles! Das ist das Motto eines Nationalisten. Ich bin auch Nationalist. Unsere Partei im Gebiet Ternopil vertritt Nationale Prinzipien. Aber kein vernünftiger Nationalist würde sagen, dass wir die Ukraine aufbauen und uns dann nach außen abschotten."
Es sind wahrscheinlich verschiedene Faktoren, die die geeinte Opposition zur Zusammenarbeit mit der nationalistischen Partei Swoboda bewegt hat: Die Angst, wie zu Sowjetzeiten von Russland dominiert zu werden – die Verschärfung der politischen Lage durch die Inhaftierung wichtiger Oppositionspolitiker wie Timoschenko und Luzenko, und das Gefühl, nun die vielleicht letzte Chance für lange Zeit auf einen Machtwechsel zu haben.
In Ternopil – so scheint es – hat die Regierungspartei der Regionen keine Chance. Hört man sich bei den Menschen um, trifft man fast ausschließlich Anhänger der Opposition. So meint diese junge Mutter:
"Ich stimme entweder für die vereinte Opposition oder Swoboda. Ich kann mich nicht ganz entscheiden. Was die Machthaber in Kiew veranstalten passt hier niemandem. Ich bin Unternehmerin. Das was passiert, stellt mich langfristig vor die Wahl, entweder ins Ausland zu reisen oder hier die Situation zu verändern. Die Lage ist aber sehr negativ."
Doch einige haben auch Hoffnung auf einen Wandel. Ein paar junge Studenten, die Universitäten in Deutschland besuchen, sind extra zur Wahl in die Heimatstadt Ternopil zurückgekehrt. Sie setzen auf einen Mann, der auch in Deutschland bekannt ist, Boxweltmeister Klitschko und dessen Partei Udar
"Klitschko ist natürlich eine Person mit einem Weltnamen. Er hat wahrscheinlich nicht das Ziel, das Land finanziell auszunehmen oder Korruption weiterzutreiben oder irgendwas aus dem staatlichen Budget rüber zu transferieren, wie das die anderen machen."
Und fast so – als ob er sich für das Image Ternopils als Hochburg der Nationalisten entschuldigen wollte, fügt ein Studienkollege hinzu:
"Ich wollte nur sagen. Die leute sind grudsätzlich für Batkiwschina – für die Opposition. Aber – sie wollen kein blaues Wunder erleben. Das wir am Ende 4,99 Prozent für Swoboda haben und sie kommen nicht durch und deswegen ist hier die Stimmung verbreitet, wir sind auch für swoboda – nur dass sie durchkommen."
Doch die etablierten großen Parteien haben es in Ternopil schwer - die Region ist Hochburg der nationalistischen Partei Swoboda, die sich am äußersten Rechten Rand des Parteieinspektrums befindet. Im Regionalparlament ist Swoboda bereits stärkste politische Kraft. Nun soll der Einzug in die Oberste Rada, das Parlament in Kiew geschafft werden. Oleksij Kaida, Kandidat von Swoboda, gibt sich selbstbewusst und siegessicher.
"Unsere Partei ist kein Wahlprojekt. Unsere Partei gründet sich auf der Ideologie des ukrainischen Nationalismus. Wir wollen uns nicht dem Wähler anpassen, wir wollen ihm nicht um jeden Preis gefallen."
Zum Programm von Swoboda gehört etwa die Verstaatlichung strategischer Unternehmen aus dem Energiesektor, der Austritt aus allen Bündnissen, an denen Russland beteiligt ist oder die Rücknahme des umstrittenen Sprachengesetzes, das Russisch als zweite Amtssprache zulässt. Ferner fordert die nationalistische Partei eine ukrainische Quote für Vertreter in allen Machtorganen. Was wohl so zu verstehen ist, dass der Einfluss russischstämmiger Politiker – etwa aus der Regierungspartei der Regionen – stark reglementiert werden soll.
Swoboda gehört zwar nicht zu der vereinten Opposition um Timoschenkos Partei Vaterland. Doch haben beide Seiten bereits einen Koalitionsvertrag geschlossen. Ferner treten die Direktkandidaten von Swoboda und geeinter Opposition nicht gegeneinander an, um sich nicht gegenseitig Stimmen wegzunehmen.
Der gemeinsame Gegner ist Präsident Janukowitsch und die Regierungspartei der Regionen. Mit der betriebenen Annäherung an Russland und einer Ukraine-feindlichen Politik würden die Machthaber in Kiew das Land in den Abgrund führen, meint Swoboda-Kandidat Kaida.
Eine Annäherung der Ukraine an die Europäische Union – wie sie von Timoschenkos Partei Vaterland befürwortet wird – ist für Swoboda jedoch nur das kleinere Übel. Wenigstens würde die Ukraine so dem Einfluss Russlands entzogen.
Kaida: "Swoboda setzt sich als ideologisch Nationalistische Partei dafür ein, wie auch alle anderen europäischen Nationalisten, ein Europa der freien Nationen zu bilden. Künstliche Gebilde wie die Europäische Union, werden mit der Zeit ohnehin ihr Fiasko erleben, denn was künstlich ist, zerfällt."
Der Vertreter der geeinten Opposition in Ternopil sieht nicht die Gefahr, dass die Zusammenarbeit mit der nationalistischen Partei Swoboda langfristige Risiken birgt. Der Abgeordnete Wassyl Derewlanyi versucht zu beschwichtigen: Man dürfe nicht alles, was aus der Partei Swoboda käme, auf die Goldwaage legen. Vorrangig sei jetzt erstmal der gemeinsame Kampf gegen die Regierung in Kiew, die Freilassung von Ex-Regierungschefin Timoschenko und Ex-Innenminister Luzenko.
"Einst hat Julia Timoschenko gesagt: Die Ukraine über alles! Das ist das Motto eines Nationalisten. Ich bin auch Nationalist. Unsere Partei im Gebiet Ternopil vertritt Nationale Prinzipien. Aber kein vernünftiger Nationalist würde sagen, dass wir die Ukraine aufbauen und uns dann nach außen abschotten."
Es sind wahrscheinlich verschiedene Faktoren, die die geeinte Opposition zur Zusammenarbeit mit der nationalistischen Partei Swoboda bewegt hat: Die Angst, wie zu Sowjetzeiten von Russland dominiert zu werden – die Verschärfung der politischen Lage durch die Inhaftierung wichtiger Oppositionspolitiker wie Timoschenko und Luzenko, und das Gefühl, nun die vielleicht letzte Chance für lange Zeit auf einen Machtwechsel zu haben.
In Ternopil – so scheint es – hat die Regierungspartei der Regionen keine Chance. Hört man sich bei den Menschen um, trifft man fast ausschließlich Anhänger der Opposition. So meint diese junge Mutter:
"Ich stimme entweder für die vereinte Opposition oder Swoboda. Ich kann mich nicht ganz entscheiden. Was die Machthaber in Kiew veranstalten passt hier niemandem. Ich bin Unternehmerin. Das was passiert, stellt mich langfristig vor die Wahl, entweder ins Ausland zu reisen oder hier die Situation zu verändern. Die Lage ist aber sehr negativ."
Doch einige haben auch Hoffnung auf einen Wandel. Ein paar junge Studenten, die Universitäten in Deutschland besuchen, sind extra zur Wahl in die Heimatstadt Ternopil zurückgekehrt. Sie setzen auf einen Mann, der auch in Deutschland bekannt ist, Boxweltmeister Klitschko und dessen Partei Udar
"Klitschko ist natürlich eine Person mit einem Weltnamen. Er hat wahrscheinlich nicht das Ziel, das Land finanziell auszunehmen oder Korruption weiterzutreiben oder irgendwas aus dem staatlichen Budget rüber zu transferieren, wie das die anderen machen."
Und fast so – als ob er sich für das Image Ternopils als Hochburg der Nationalisten entschuldigen wollte, fügt ein Studienkollege hinzu:
"Ich wollte nur sagen. Die leute sind grudsätzlich für Batkiwschina – für die Opposition. Aber – sie wollen kein blaues Wunder erleben. Das wir am Ende 4,99 Prozent für Swoboda haben und sie kommen nicht durch und deswegen ist hier die Stimmung verbreitet, wir sind auch für swoboda – nur dass sie durchkommen."