Gesetz macht russische Historiker mundtot
Vor 70 Jahren versenkte ein sowjetisches U-Boot das deutsche Flüchtlingsschiff "Wilhelm Gustloff". Etwa 9000 Menschen starben. Doch nur wenige russische Historiker wagen es heute, an das Ereignis zu erinnern, denn sie werden systematisch eingeschüchtert.
Seit 2014 gibt es in Russland ein Gesetz, das - unter anderem - Kritik an der sowjetischen Armee während des Zweiten Weltkriegs unter Strafe stellt. Damit werden auch jene russischen Historiker mundtot gemacht, die sich öffentlich kritisch mit der Bombardierung des deutschen Flüchtlingsschiffs "Wilhelm Gustloff" auseinandersetzten würden, wenn man sie nur ließe. Die 10.000 Passagiere, von denen am 30. Januar 1945 etwa 9000 umkamen, waren zum größten Teil Zivilisten und verletzte Soldaten.
Noch 2002 wurde in Königsberg dem für die Bombardierung verantwortlichen U-Boot-Kapitän Alexander Iwanowitsch Marinesko zu Ehren ein Denkmal errichtet, berichtet Deutschlandradio-Korrespondentin Sabine Adler. Es gebe aber noch weitere Beispiele:
"Es ist bis heute eigentlich nicht möglich, darüber zu sprechen, welche Verbrechen Sowjetsoldaten an deutschen Frauen begangen haben, Stichwort: Massenvergewaltigungen. Und es ist das ganze Thema Nicht-Okkupation oder Okkupation zum Beispiel der baltischen Lände, das überhaupt nicht aufgearbeitet oder auch nur annäherungsweise in Frage gestellt wird."
Nur wenige, wie etwa die Mitglieder der Menschenrechtsorganisation Memorial, würden sich mit der jüngeren russischen Geschichte auseinandersetzen. Und auch sie würden immer weniger, weil sie systematisch eingeschüchtert und behindert würden.