Jedem Züchter gehört seine Sorte, aber alle können weiterzüchten und noch bessere Sorten machen.
Petition gegen Saatgutpatente
Immer noch ein Thema: "Keine Patente auf Saatgut" war bereits 2020 die Forderung verschiedener Umweltorganisationen. © imago images / argum / Falk Heller
Wie das Patentrecht die biologische Vielfalt gefährdet
06:14 Minuten
Das europäische Patentrecht verbietet Patente auf Obst, Gemüse und Getreide. Dennoch lassen sich Agrarkonzerne immer wieder welche ausstellen. Das Bündnis "No Patents on Seeds" fordert daher ein Eingreifen der Politik, sagt Sprecher Christoph Then.
Ein Beispiel für solch ein Patent ist Braugerste, "die zufällige genetische Auffälligkeiten aufweist", sagt Christoph Then. Die Pflanze sei patentiert worden und auch das Bier, das damit hergestellt wurde.
Das Problem: Im Bereich der Pflanzenzucht werde die biologische Vielfalt von allen Züchtern benötigt, um neue Sorten zu züchten, so Then. Das werde auch vom Sortenschutz garantiert.
Dieses Prinzip unterbreche das Patentrecht. Es gebe immer mehr Monopole im Bereich der konventionellen Züchtung. "Das verhindert die Zucht", also den Zugang zur biologischen Vielfalt, sagt Then. "Oder es wird abkassiert, wenn ein Züchter bereit ist, Lizenzverträge zu unterschreiben", so Then.
Immer abhängiger von wenigen Konzernen
Für die Landwirtschaft bedeute das einen Systemwechsel: Es werde weniger Züchter geben und einige wenige Konzerne, die das Geschäft kontrollieren, meint Christoph Then.
Man werde immer abhängiger von wenigen Konzernen, das träfe am Ende auch die Verbraucherinnen und Verbraucher. "Denn die großen Konzerne entscheiden, was gezüchtet wird und mit welchen Methoden." Traditionelle Pflanzenzucht werde so unmöglich gemacht.
Gentechnik ließe sich zwar patentieren. "Aber darum geht es den großen Konzernen nicht." Es gehe darum, diejenigen biologischen Ressourcen zu patentieren, die Züchter bräuchten, um ihre Pflanzen resistent gegen Klimawandel, Schädlinge und Krankheiten zu machen, sagt Then.
Es gibt sogar Patente auf Nutztiere
Die biologischen Systeme würden von Vielfalt auf dem Acker und Wettbewerb zwischen den Züchtern profitieren, aber auch die Landwirtschaft und letztlich die Verbraucher.
Große Konzerne werden immer das verkaufen, was am meisten Geld einbringt und zu wenig darauf achten, dass die Umwelt geschützt wird und die Verbraucher zu ihrem Recht kommen.
Zeitweise würden sogar Patente auf Nutztiere erteilt, erzählt Then. Das geschehe aber wesentlich seltener. Bei einem Fall in jüngerer Vergangenheit wurde ein Patent auf Fische angemeldet, die mit bestimmten Pflanzen gefüttert wurden.
Das Bündnis habe das Patent zwar durch einen Einspruch gekippt. "Was wir im Moment sehen, ist aber eine massive Zunahme der Patente", so Then. "Das kann man nicht über Einsprüche abwehren", hier müsse die Politik eingreifen.
Das europäische Patentamt hat zwar anerkannt, dass konventionell gezüchtete Pflanzen nicht patentierbar sind. Es bestehe aber das Hintertürchen über die Patentierung von Genvarianten, sagt Then. "Dieses Hintertürchen muss geschlossen werden."
(ros)