Keine Sommerpause

Theater Vorpommern bespielt die Ostseeküste

Blick auf das Theater Putbus an der Alleestraße von Putbus
Im Sommer geht's raus - das gilt auch für die Open-Air-Veranstaltungen des Theaters Putbus, das zum Theater Vorpommern gehört. © picture alliance / ZB / Stefan Sauer
Von Silke Hasselmann |
Wer im Sommer nicht auf Schauspiel, Musiktheater oder Ballett verzichten möchte, ist in Mecklenburg-Vorpommern gut aufgehoben. Allein das Theater Vorpommern betreibt fünf Spielstätten - unter anderem auf Rügen und in Stralsund.
Stralsund, auf der Wiese am Hansa-Gymnasium mit Blick auf den Strelasund mit seinen Paddlern, Seglern und Fahrgastschiffen. Hier hat Intendant Dirk Löschner hier eine große Bühne und zahlreiche Sitzgelegenheiten aufbauen lassen, nur rund 400 Meter entfernt von dem prächtigen Theatergebäude. Doch darin finden zur Zeit höchstens Proben für die neue Spielzeit statt. Vor Publikum gespielt und gesungen wird unter freiem Himmel, und das schon den gesamten Sommer über. Denn auf die Frage, ob auch das Theater Vorpommern die traditionelle Sommerspielpause einlegen sollte, gebe es nur eine Antwort:
"Nein. Wir sind hier nicht nur in einer der landschaftliche schönsten Ecken der Bundesrepublik, sondern auch in einer der großen touristischen Destinationen. Das heißt unsere Gegend ist im Sommer besonders stark besucht und da wäre es sträflich, wenn das Theater einfach dichtmachen würde. Wir sind ein Drei-Sparten-Haus mit Schauspiel, Ballett und Musiktheater, und schicken die Sparten versetzt in den Urlaub und spielen den Sommer durch."
Frage an zwei Damen, die zu den "Sternstunden des Musicals" gefunden haben:
"Darf ich Sie fragen, was Sie davon halten, wenn Theater sagen: 'Nee, Ferienzeit – da spielen wir trotzdem.'?"
"Ich find´s gut."
"Natürlich."
"Gerade im Sommer unternimmt man viel."
"Das ist toll."
"Natürlich."
Der Theaterbus bringt die Zuschauer
Das Theater Vorpommern bespielt fünf Bühnen von Stralsund, Greifswald bis Putbus auf Rügen. Auch im Sommer müssen die Theaterfreunde nirgends darben. Entweder treten Gastensembles auf, wie derzeit etwa in Putbus die Dresdner Kammerspiele mit "Waterloos Schwiegermutti" oder das Theater Furioso mit "Schillers gesammelte Werke in 90 Minuten". Übrigens: Ein Theaterbus sorgt kostenlos für den Zuschauertransport. Oder es kommt die große mobile Bühne mit einer Eigenproduktion, so Intendant Dirk Löschner.
"Das ist das Konzept, das wir seit letztem Jahr verfolgen im Rahmen unseres Festivals 'Ahoi! Mein Hafenfestival', dass wir mit einer mobilen Bühne in den Städten Stralsund, Greifswald und Ribnitz-Damgarten jeweils am städtischen Hafen präsent sind, um auftreten zu können, und trotzdem großes Theater zu liefern - Open Air im Sommer."
Bilslang strömten die Leute zu "Rock´n´Ballet", einer Ko-Produktion des Greifswalder Balletts und der Oper Stettin, zu dem Musical "Der Zauberer von Oz" und - bis Ende voriger Woche - zur "Musical Gala" nach Stralsund . Überhaupt fällt auf: Nicht Shakespeare, sondern Singspiel, nicht Antigone, sondern "Cabaret". Schließlich jage im Sommer in ganz Mecklenburg-Vorpommern ein Festspiel das nächste.
"Wir haben uns natürlich schon angeguckt: Was braucht es nicht unbedingt nicht nochmal? Die Schlossspiele in Schwerin haben ihr ganz eigenes Profil mit der Oper. Es gibt mehrere Fortsetzungssagas mit "Störtebeker", mit den "Vineta Festspielen", mit den Seeräubern in Grevesmühlen. Und die Operette ist in Neustrelitz im Sommer schon gut vertreten. Aber das Musical hat noch nicht so´ne Heimstatt, und auch deshalb haben wir uns dafür entschieden."
Der Kaiser kommt nicht, aber dafür Angela Merkel
Von nun an lädt das Theater Vorpommern nach Stralsund ins "Weiße Rössl".
"Komischerweise gibt es hier viele, die sich wundern, dass das Weiße Rössl an der Ostsee gespielt wird. Komischerweise deshalb, weil es nirgendwohin schlechter passen würde als ins Salzkammergut. Denn es ist ein Stück, dass in Berlin und für die Berliner geschrieben wurde Anfang der 30er-Jahre, und gerade dieses Alpen-Urlaubsthema persifliert und auf die Schippe nimmt. Das kann man spielen, wo man will."
Erst recht in jener Fassung, die in den 90er-Jahren in der Berliner "Bar jeder Vernunft" mit den Geschwistern Pfister, Meret Becker und Otto Sander inszeniert worden war. Und, Achtung Merkel-Alarm: Ein bisschen aktualisiert und auf Stralsund zugeschnitten sei das Ganze:
"Im Originalstück taucht ja irgendwann der österreichische Kaiser auf. Den gibt es bei uns nicht. Da gibt es eine wohlbekannte Politikerin, die stattdessen bei uns auftaucht und die einen regionalen Bezug hat, denn sie hat ihren Wahlkreis hier oben."
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