Keine Zeit!
"Heute ist der erste Tag vom Rest Deines Lebens", dieser Spruch zeigt es täglich: Die Zeit lässt sich nicht aufhalten, sie ist unkorrumpierbar, allenfalls gestaltbar. Wir klagen über Zeitnot, besuchen Zeitmanagement-Seminare, wir werden immer mehr getaktet - Zeitstress ist "in".
Gleichzeitig haben wir mehr technische Helfer denn je, dennoch scheint uns die Zeit zwischen den Fingern zu verrinnen. Durch Laptop und Telearbeit, Internet & Co vermischen sich Arbeit und Privates immer mehr, wir leben in einer "Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft".
"Mehr Zeit für Zeit!", lautet daher eine der Forderungen der Deutschen Gesellschaft für Zeitpolitik (DGfZP).
"Die Lebensqualität hängt entscheidend davon ab, wie wir uns unsere Zeit im Alltag einteilen können", sagt der Vorsitzende der DGfZP, Prof. Dr. Ulrich Mückenberger. Überall träfen Menschen auf starre Zeitregeln: Am Arbeitsplatz, in der Schule, im Pflegebereich, auf Ämtern, im Verkehr. "Wir versuchen, auf all diesen Feldern Zeitkonflikte ausfindig zu machen und zu lösen."
Der emeritierte Rechts- und Politikwissenschaftler von der Universität Hamburg, beschäftigt sich seit mehr als drei Jahrzehnten mit dem Thema Zeit und der Frage, wie wir unsere steigende Lebenszeit möglichst selbstbestimmt gestalten können.
Seine Beobachtung: Die Arbeitsregelungen seien veraltet, nähmen keine Rücksicht auf die gewandelte Lebensrealität. "Familienforscher sprechen von der »Rush hour« in der Mitte des Lebens, in der junge Erwachsene volles Engagement im Job bringen, aber auch ein Heim gründen und Kinder erziehen sollen. Gleichzeitig fallen viele der Vollzeiterwerbstätigen aufgrund eines kalendarisch gegebenen Stichtages plötzlich in den Ruhestand.
Die Erwerbszeit und die Pensionierung werden als ein extremes Nacheinander von Zeitnot und Zeitwohlstand erlebt. An die Stelle dieses gewaltsamen Nacheinanders müsste ein Nebeneinander von zeitlicher Beschleunigung und Entschleunigung, von Anspannung und Entspannung treten."
Seine Forderung: "Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen müssen sich im Sinne der Menschen verbessern. Wir reden zwar seit 35 Jahren über die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, gelungen ist sie allerdings nicht."
Zeit werde nach wie vor als Luxus erachtet, nicht als Recht jedes Menschen. Gerade angesichts der steigenden Technisierung des Alltags müssten die Menschen lernen, sich ihre wichtige Eigenzeit zu bewahren. Daher plädiert er dafür, den Umgang mit der Zeit bereits in der Schule zu behandeln. "Zeitkultur sollte eine viel größere Rolle im Schulalltag spielen, nicht als zeitraubendes Schulfach, sondern als Bestandteil aller Fächer, als Infragestellen des Schulalltags."
Das Motto "Mehr Zeit für Zeit" hat er persönlich umgesetzt: Seit seinem Ruhestand nimmt er Klavierunterricht, er lernt Türkisch und genießt seinen Zeitwohlstand.
"Keine Zeit! Brauchen wir einen neuen Umgang mit unserer Lebenszeit?"
Darüber diskutiert Stephan Karkowsky heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit dem Zeitforscher Ulrich Mückenberger. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter
gespraech@dradio.de.
Linktipp:
Informationen über die Deutsche Gesellschaft für Zeitpolitik
"Mehr Zeit für Zeit!", lautet daher eine der Forderungen der Deutschen Gesellschaft für Zeitpolitik (DGfZP).
"Die Lebensqualität hängt entscheidend davon ab, wie wir uns unsere Zeit im Alltag einteilen können", sagt der Vorsitzende der DGfZP, Prof. Dr. Ulrich Mückenberger. Überall träfen Menschen auf starre Zeitregeln: Am Arbeitsplatz, in der Schule, im Pflegebereich, auf Ämtern, im Verkehr. "Wir versuchen, auf all diesen Feldern Zeitkonflikte ausfindig zu machen und zu lösen."
Der emeritierte Rechts- und Politikwissenschaftler von der Universität Hamburg, beschäftigt sich seit mehr als drei Jahrzehnten mit dem Thema Zeit und der Frage, wie wir unsere steigende Lebenszeit möglichst selbstbestimmt gestalten können.
Seine Beobachtung: Die Arbeitsregelungen seien veraltet, nähmen keine Rücksicht auf die gewandelte Lebensrealität. "Familienforscher sprechen von der »Rush hour« in der Mitte des Lebens, in der junge Erwachsene volles Engagement im Job bringen, aber auch ein Heim gründen und Kinder erziehen sollen. Gleichzeitig fallen viele der Vollzeiterwerbstätigen aufgrund eines kalendarisch gegebenen Stichtages plötzlich in den Ruhestand.
Die Erwerbszeit und die Pensionierung werden als ein extremes Nacheinander von Zeitnot und Zeitwohlstand erlebt. An die Stelle dieses gewaltsamen Nacheinanders müsste ein Nebeneinander von zeitlicher Beschleunigung und Entschleunigung, von Anspannung und Entspannung treten."
Seine Forderung: "Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen müssen sich im Sinne der Menschen verbessern. Wir reden zwar seit 35 Jahren über die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, gelungen ist sie allerdings nicht."
Zeit werde nach wie vor als Luxus erachtet, nicht als Recht jedes Menschen. Gerade angesichts der steigenden Technisierung des Alltags müssten die Menschen lernen, sich ihre wichtige Eigenzeit zu bewahren. Daher plädiert er dafür, den Umgang mit der Zeit bereits in der Schule zu behandeln. "Zeitkultur sollte eine viel größere Rolle im Schulalltag spielen, nicht als zeitraubendes Schulfach, sondern als Bestandteil aller Fächer, als Infragestellen des Schulalltags."
Das Motto "Mehr Zeit für Zeit" hat er persönlich umgesetzt: Seit seinem Ruhestand nimmt er Klavierunterricht, er lernt Türkisch und genießt seinen Zeitwohlstand.
"Keine Zeit! Brauchen wir einen neuen Umgang mit unserer Lebenszeit?"
Darüber diskutiert Stephan Karkowsky heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit dem Zeitforscher Ulrich Mückenberger. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter
gespraech@dradio.de.
Linktipp:
Informationen über die Deutsche Gesellschaft für Zeitpolitik