Kempowski: Schreckliches gehört auch zum Kriegsende

Der Schriftsteller Walter Kempowski hat das öffentliche Interesse am Kriegsende vor 60 Jahren begrüßt. Dazu gehöre auch, über die damaligen schrecklichen Ereignisse zu sprechen, sagte Kempowski im Deutschlandradio Kultur. So sei es lange Zeit nicht opportun gewesen, über die Leiden der Deutschen zu sprechen.
Flucht und Bombenterror seien kein Thema gewesen. Das habe sich in den letzten Jahren geändert. Kempowski weiter: "Das große Erinnern findet jetzt eigentlich schon sein Ende, denn die Zeitzeugen sterben nun alle oder sind schon alle tot. Was wir haben, sind ihre Tagebücher und ihre Briefe und was uns daraus entgegen quillt, ist alles andere als erfreulich: die schrecklichsten Erlebnisse und die schrecklichsten Untaten."
Die Deutschen haben nach Ansicht des Autors von "Das Echolot" das Kriegsende unterschiedlich empfunden. Für die einen sei die Katastrophe beendet gewesen, weil sie von den Nazis befreit worden seien. Andere seien gefangen genommen worden. Da könne man nicht vermuten, dass es für sie ein Tag der Befreiung gewesen sei. Auch sei es ein Unterschied gewesen, ob man in Bayern von den Amerikanern befreit wurde oder in Ostpreußen von den Russen in die Flucht gejagt worden sei. Kempowski, der das Kriegsende in Rostock erlebt hat, weiter: "Wir in Rostock hatten es noch vergleichsweise moderat, wenn man das mit anderen Berichten vergleicht. Trotzdem waren in Rostock das Eindringen und die Besetzung durch die Russen auch schlimm genug."