Ein Mord als Machtspiel
Am 2. Oktober hat ein saudisches Tötungskommando den Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul grausam ermordet. Die Tat offenbart die Machtkämpfe innerhalb des Königspalastes und dem früheren Osmanischen Reich.
"Ich bin ein saudischer Journalist für die meiste Zeit meiner 30-jährigen Karriere. Ich hatte die berühmteste Kolumne in einer vielgelesenen Zeitung, ich war Chefredakteur von al-Watan, lange die fortschrittlichste Zeitung von Saudi-Arabien. Und jetzt bin ich im selbstgewählten Exil in den USA – in Washington D.C., um weiterhin unabhängig schreiben zu können."
So erklärte Jamal Khashoggi im Weltzeit-Interview am 7. Mai 2018 seinen Abschied aus Saudi-Arabien. Ein Jahre zuvor war er noch Teil des Machtgefüges im saudischen Königspalast. Er unterstützte die angestrebten Reformen des Kronprinzen bin Salman in den Medien. Welche Linien Khashoggi dabei möglicherweise überschritten hat, erklärt Islamwissenschaftler Stefan Weidner:
"Ich glaube, er ist dann darüber gestürzt, dass er durchaus eine gewisse Sympathie für den Arabischen Frühling hatte. Für die Rolle der Muslimbrüder eventuell auch. Und für Demokratisierung. Und das hat dann dem Prinz Mohammed bin Salman nicht mehr gefallen. Die wollten es autoritär haben. Khashoggi hat für demokratische Reformen und ein wenig Mitsprache von unten plädiert, wofür die Muslimbrüder stehen und er hat auch zum Beispiel etwas gegen den Salafismus geschrieben, schon im Jahr 2003, dann wurde er kurz danach beseitigt aus seinen journalistischen Posten. Er wurde zwar auch beschützt, aber er war eine umstrittene Figur. Er war eine kleine Sonderwaffe, könnte man fast sagen."
Besonders wichtig ist Stefan Weidner auch die richtige Aussprache des Namens, da er viel über die Hintergrunde seiner Familie im Osmanischen Reich erklärt und gleichzeitig auch den alten Konflikt zwischen Istanbul und Riad aufgreift. Der Opa von Jamal Khashoggi kam demnach als Pilger auf die arabische Halbinsel und wurde zum Leibarzt des ersten saudischen Königs, der diesen Posten nur einnehmen konnte, weil das Osmanischen Reich zusammenfiel. Als Nachfolger sieht sich Präsident Erdogan, der nun wiederum den Enkel des ersten saudischen Königs - Kronprinz bin Salman - international an den Prager stellen kann mit seiner Informationspolitik über den Mord.
Mit einer Knochensäge zerteilt
Was genau am 2. Oktober geschehen ist im saudischen Konsulat in Istanbul, wird nur stückchenweise bekannt, wenn türkische Regierungskreisen einige Informationen der Geheimdienste an ausgewählte Journalisten weitergeben. Als Korrespondent verfolgt Christian Buttkereit tagtäglich, wie sich sich so ein Moasik zusammensetzt.
"Der Chefreporter der 'Sabah' schreibt, dass die Tonaufnahmen dokumentierten, die Ermordung habe sieben Minuten gedauert. Danach legte das saudische Spezialteam die Botschaft mit Plastikteilen aus, um die Leiche zu zerstückeln. Und 15 Minuten lang, hätte dann ein Experte für Forensik, den leblosen Körper mit einer Knochensäge zerteilt und diese Leichenteile sollen dann aufgelöst worden sein und zwar in der Residenz des saudischen Botschafters. Das sind natürlich Informationen, die der Überprüfung bedürfen."
Heute hat die Staatsanwaltschaft in Saudi-Arabien die Todesstrafe für fünf Verdächtige aus dem Mordkommando gefordert. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Riad sagte, Khashoggi sei im Konsulat von den Tätern betäubt, getötet und zerteilt worden. Die Körperteile seien dann an einen Agenten außerhalb des Konsulatsgeländes übergeben worden. Was wusste Kronprinz bin Salman, ist nun die große Frage, die in den nächsten Monaten geklärt werden muss.
Deutsches Kriegsgerät im Jemen-Krieg
Aenne Rappel lebt in Bayern und reist seit rund 20 Jahren immer wieder in den Jemen, um dort Menschen zu helfen. Über den Verein "Jemenhilfe Deutschland" sammelt sie mit den Mitgliedern Spenden, um so kleines Krankenhaus und eine Kinderhilfe in Taizz zu finanzieren. Jede Unterstützung ist willkommen, um die Menschen in dieser seit drei Jahren umkämpften Region mit Lebensmitteln zu versorgen. Beim Blick auf die Ursachen wird sie wütend: auf die Kriegsparteien und die deutschen Regierungen der letzten Jahre, die Kriegsmaterial-Lieferungen an Saudi-Arabien genehmigt haben.
"Ich kriege einen dicken Hals, wenn ich mir überlege, was da auch mit deutschen Waffen passiert. Ich schäme mich eigentlich, dass ich Deutsche bin, nachdem wir Deutsche im Krieg so viel erlebt haben. Ich selber bin Kriegskind, ich war verschüttet gewesen. Ich weiß also, wie weh das tut. Und wir schicken jetzt die Waffen, damit dort unten die Menschen umgebracht werden können. Das ist so schrecklich und so schlimm, das kann ich Ihnen gar nicht schildern, wie ich mich da fühle."