Khola Maryam Hübsch: "Rebellion der Sehnsucht"

Manifest für den Glauben

Khola Maryam Hübsch spricht in ein Mikro
Die Publizistin Khola Maryam Hübsch zu Gast auf der Frankfurter Buchmesse 2018 © David Kohlruss
Moderation: Anne Françoise Weber |
Die muslimische Publizistin Khola Maryam Hübsch ist durch Talkshow-Auftritte und Artikel zum Thema Islam und Feminismus einem breiteren Publikum bekannt. Jetzt hat sie ein sehr persönliches Buch über ihren Glauben geschrieben.
Spirituelle Erfahrungen und das eigene Verhältnis zu Gott: darüber sprechen die meisten Menschen nur selten. Hübsch schreibt gegen dieses Tabu an. Für das Mitglied der Ahmadiyya-Gemeinde, einer von vielen Muslimen nicht anerkannten Gemeinschaft, ist Religion "keine Duftkerze, sondern das lebensnotwendige Licht, nach dem ich mich ernsthaft auf die Suche machen muss".

Schönheit in Zeiten von Instagram

Das Tragen des Kopftuchs ist für sie eine logische Konsequenz dieser inneren Suche, denn:
"Die eigene Schönheit dem öffentlichen Raum zu verwehren, sie zu bedecken, heißt, sie zu einer Privatsache zu machen, die andere nichts angeht – und die auch einen selbst immer weniger kümmert. Wenn äußere Schönheit vor dem öffentlichen Auge verborgen wird, verliert sie ingesamt an Relevanz für den eigenen öffentlichen Auftritt."
"In Zeiten von Instagram" sei das Kopftuch für sie "auch ein Ausdruck von Feminismus", sagt Khola Maryam Hübsch im Gespräch mit Anne Françoise Weber, vor allem aber Bestandteil ihrer Spiritualität. Dieser Aspekt werde in der Islamdebatte jedoch notorisch ausgeblendet:
"Der Islam wird nur als Problem, als Defizit diskutiert, und deswegen ist auch das Kopftuch nur ein problematisches Kleidungsstück, das politisiert wird und negativ aufgeladen ist. Aber was dahintersteht, was für eine Lebensphilosophie, was für eine Einstellung, was für eine Form der Spiritualität, diese Sichtweise fehlt komplett."

Leid ist der Preis der Freiheit

In ihrem Buch "Rebellion der Sehnsucht" erläutert Hübsch, wie sich in ihrem Verständnis Vernunft und Glaube verbinden und warum Träume für sie eine große Bedeutung haben. Sie erzählt von ihrem Vater, dem Beat-Poeten, früheren Kommunarden und späteren Konvertiten Hadayatullah Hübsch, der sie stark inspiriert hat. Und sie spricht über den Umgang mit Leid, zu dem sie schreibt:
"Ein Leben ohne Leid hätte seinen Preis: Der Mensch müsste eine willenlose Marionette sein. Weil wir frei sind zu tun und zu lassen, was wir wollen, sind wir auch frei das Böse zu tun. Leid ist die Konsequenz von Freiheit."

Khola Maryam Hübsch: Rebellion der Sehnsucht. Warum ich mir den Glauben nicht nehmen lasse
Herder, Freiburg 2018
208 Seiten, 18 Euro

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