Lorenz Peiffer und Henry Wahlig: „Einig. Furchtlos. Treu. Der Kicker im Nationalsozialismus – eine Aufarbeitung“
Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2022
432 Seiten, 39,90 Euro
Peiffer und Wahlig: „Einig. Furchtlos. Treu.“
Deutsche und englische Fußball-Nationalspieler mit Hitlergruß im Berliner Olympiastadion im Jahr 1938 © Getty Images
Wie sich der „Kicker“ im Nationalsozialismus verhielt
08:22 Minuten
Der „Kicker“ hat eine Studie zur eigenen Geschichte während der NS-Zeit vorgelegt. Dazu hat das Sportmagazin unabhängige Historiker beauftragt. Unser Kritiker erklärt, wie das Magazin schnell auf die Linie der Nazis eingeschwenkt ist.
Die Studie zeige, wie schnell der „Kicker“ die politische Richtungsänderung aufgegriffen habe, erklärt unser Kritiker Thomas Jaedicke. Die Sprache habe sich schnell verändert und sei aggressiver, rassistischer, undemokratischer und militärischer geworden. Auch auf Parteitagen habe das Magazin die Nähe der Politiker gesucht – in vorauseilendem Gehorsam. Der "Kicker" sei schnell auf die Linie der Nazis eingeschwenkt.
Studie befasst sich auch mit "Kicker"-Redakteuren
In dem Buch geht es auch um Biografien damaliger „Kicker“-Redakteure – wie die von Franz Richard Behrens. Der Redakteur sei in den späten 30er- und frühen 40er-Jahren mit sehr antisemitischen Texten aufgefallen, erklärt Jaedicke.
Unter dem Pseudonym Peter Mohr habe Behrens in einer eigenen Kolumne im „Kicker“ gehetzt. Nach dem Krieg habe Mohr mit demselben Pseudonym für eine österreichische Tageszeitung geschrieben, die der Kommunistischen Partei nahestand.
Gründer Bensemann wurde lange totgeschwiegen
Wie verhielt sich der „Kicker“ gegenüber Walther Bensemann, der das Magazin 1920 gründete? Als Bensemann nach der Machtübernahme der Nazis wegen seiner jüdischen Herkunft emigrieren musste, sei er mehr oder weniger sofort aus dem Impressum verschwunden, so Jaedicke. Bensemann sei dann lange totgeschwiegen worden.
Erst in den 90er-Jahren habe sich der „Kicker“ wieder an ihn erinnert. Heute sei Bensemann wieder im Impressum aufgenommen. Man erinnere sich so an die „wahnsinnige Leistung“, die er für das Magazin erbracht habe, so Jaedicke.
(mhn)