Andreas Steinhöfel/Melanie Garanin: "Völlig meschugge?!"
Carlsen-Verlag, Hamburg 2022
288 Seiten, 20 Euro
Comic "Völlig meschugge?!"
Melanie Garanin macht das Mädchen Charlie zur Erzählerin in "Völlig meschugge?!". Manchmal dreht Charlie sich um und schaut dem Leser in die Augen. © Privat
Wenn Antisemitismus in ein Kinderleben kommt
08:22 Minuten
Benny erfährt durch den Tod seines Opas, dass seine Familie jüdisch ist. Das hat Folgen im Alltag: Plötzlich stehen Freundschaften auf dem Prüfstand. Den Comic zur gleichnamigen KiKa-Serie hat Melanie Garanin illustriert.
Die KiKa-Serie „Völlig Meschugge?!“ erzählt von Freundschaft, Feindschaft und Mut - und auch davon, wie die große Politik auf einmal ins eigene Leben eindringt.
Jetzt gibt es die vom Kinderbuchautor Andreas Steinhöfel konzipierte Serie auch im Comicformat - illustriert von Melanie Garanin, der Autorin von „NILS. Von Tod und Wut. Und von Mut“.
Plötzlich Jude
Im Mittelpunkt des Geschehens stehen drei Kinder, die gerade aufs Gymnasium gekommen sind: Das Mädchen Charlie kommt aus einer Buchhändler-Familie, sie engagiert sich für die Umwelt und ernährt sich vegetarisch. Hamid ist 2015 aus Syrien geflohen und mit seiner Familie nach Deutschland gekommen. Und Benny erfährt im Lauf der Geschichte, dass er aus einer jüdischen Familie stammt - als sein Großvater stirbt und dem Enkel seinen Davidstern vererbt. Die Familie wollte Benny aus Sorge vor Ärger schützen, sagt sie ihm.
Mit einem Mal wird das Jüdischsein zum Thema - in in der Familie, aber etwa auch in der Schule: Plötzlich sind da Aggressionen. Und auf der Tafel prangt ein großes Hakenkreuz.
Für die Geschichte sei aber das Verhältnis zwischen Benny und Hamid am wichtigsten, erklärt die Illustration Melanie Garanin. Hamid kommt aus einer arabischen Kultur. „Da gibt es auch großen Krach, weil da die große Politik dazwischenfunkt.“
Charlie wiederum nimmt in dem Comic die Funktion der Erzählerin ein und versucht zu vermitteln, nachdem die beiden Jungs sich wegen ihrer Religionen verkracht haben.
Im Comic wechseln sich innere Monologe der Erzählstimme und Dialoge der Figuren ab. Da sie aus der Sicht von Charlie erzähle, könne sie den Leser auch direkt ansprechen, sagt die Illustratorin: "Die dreht sich manchmal um, guckt einem in die Augen und fragt was in die Runde."
Beiläufig und nicht überdidaktisch
Sorgen, zu didaktisch zu sein, hatte sie keine: Sie konnte sich komplett auf den Autor Andreas Steinhöfel verlassen, der auch schwierige Themen ohne erhobenen Zeigefinger erzähle.
Im Gegenteil, sagt sie, seine Geschichten sind "manchmal auch besonders eindrücklich, weil sie so beiläufig erzählt werden".