"Killing them softly"

Von Hans-Ulrich Pönack |
2008, im Jahr der Finanzkrise, gehen die Geschäfte schlecht in den USA: auch für den von Brad Pitt verkörperten Auftragskiller Jackie Cogan. Andrew Dominiks Film "Killing them softly" bedient die Elemente des Gangster-Genres und ist zugleich sarkastische Kritik an Amerikas Kapitalismus.
In dieser Woche läuft – nach (sehr) langer Zeit – wieder einmal ein Schlüsselfilm in Sachen bedeutsame Zeitchronik in einem Thriller an. Dabei im Mittelpunkt: ein Berufskiller mit Namen Jackie Cogan (Brad Pitt). Der ist es gewohnt, einen verbindlichen Auftrag zu bekommen, den dann still, "sanft" und aus der Ferne auszuführen und wieder abzureisen.

Doch "die Geschäfte" in den USA des Wechsels von George W. Bush zu Barack Obama im Sommer/Herbst 2008 laufen "unsicher". Die Auftraggeber von Jackie Cogan sind jetzt anonyme Buchhalter, die erst diskutieren und über die erwünschte Todesart, wenn überhaupt, manchmal ist auch "nur quälen" angesagt, abstimmen. Also muss "der Vollstrecker" warten. Auf endliche konkrete Anweisungen, auf einen Kollegen-Killer aus New York, Mickey (James Gandolfini), der immer zuverlässig war, sich aber hier, im düsteren, verregneten Milieu von New Orleans, nun nur noch als Säufer und Hurenbock erweist. Jackie Cogan, dieser dynamische Mustertyp von erfolgreichem "Arbeiter", dem sein Ruf vorauseilt, seinen Job immer mit höchster wie schneller Präzision zu erledigen, für den die alten Regeln der Unterwelt höchste Priorität und Sicherheit bedeuten, wird zunehmend unruhiger. Dies ist kein Land mehr, sondern nur noch Business", stellt er lakonisch und angefressen deprimiert fest. Nachdem man sogar an seinem vereinbarten Honorar "feilscht". Von wegen Rezession. Und wenn Jackie dies nicht akzeptiert, ist vielleicht gerade ein Kollege "bereitwilliger". Als preiswerter "Aldi"-Killer. Jackie ist fassungslos.

Ein verdammt guter, ein klasse zynischer, doppelbödiger, tragikomischer Stoff. Mit außerordentlich viel faszinierender Denk-Puste. Sowie explizierter Gewalt. Eskapaden. Und einer packenden Ausgangsgeschichte: Mittlere und kleinkalibrige und ein ganz und gar dreckiger Ganove planen die Kopie eines erfolgreichen Coups. Damals war es der Veranstalter-Hausherr selbst, Markie Trattman (Ray Liotta), der ihn einfädelte, dabei zünftig absahnte und Jahre später dann lachend "veröffentlichte". Um dies auszunutzen und nun Markie alles in die neuerlichen Überfallschuhe zu stecken, wird also "das Ding" noch mal durchgeführt. Und natürlich, klar, gerät Markie jetzt in die engere Verdächtigenszone. Doch auch bei den "Gewinnern" läuft beileibe nicht alles vorteilhaft. Denn als eben Jackie Cogan auftaucht, wird es für alle Beteiligten hier brenzlig.

USA 2011, Buch und Regie: Andrew Dominik (basierend auf dem Roman "Cogan's Trade" von George V. Higgins); Co-Pr: Brad Pitt; 97 Minuten