Mit den Maori-Stimmen ins Parlament
Für die einen ist er ein Strafttäter, für die anderen eine Kultfigur: Der frühere Computer-Hacker Kim Dotcom wird in seiner neuen Heimat Neuseeland als Chef einer neuen Internetpartei gefeiert. Um ins Parlament zu kommen, setzt er auf die Unterstützung der Ureinwohner.
Geisterstunde im neuseeländischen Auckland. Zwei der umstrittensten Männer unserer Zeit zusammen auf einer Bühne. Wenn auch nur per Videolink auf einer riesigen Leinwand. Links, live aus der ecuadorianischen Botschaft in London der Wikileaks-Gründer und Internet-Hacktivist Julian Assange und rechts, live aus Irgendwo: Edward Snowdon, die Fliege in der Suppe der NSA-Spitzel.
Zwei Stunden lang ging es um die Massenüberwachung Unschuldiger - auch in Neuseeland - und das Wegsehen der konservativen Regierung. Organisiert hatte das Whistleblower-Gipfeltreffen Neuseelands Internet-Partei, das neuste Spielzeug eines alten Bekannten. Kim Dotcom alias Kim Schmitz, früherer Computer-Hacker und verurteilter Internet-Filesharing-Pirat. Geboren in Deutschland, "most wanted" in den USA, zuhause in Neuseeland. Selbstdarsteller, Kultfigur und jetzt auch Parteigründer.
Partei als Dankeschön an die neue Heimat
Dotcom ist Gehirn, Sponsor und das Gesicht der Internet-Partei. Seine Wahlveranstaltungen sind halb Zirkus, halb Rockkonzert. Kritiker sagen: Dotcom's Partei hätte nur ein Ziel. Seine Auslieferung in die USA wegen schwerer Copyright-Verletzungen weiter zu verzögern. "Alles Blödsinn" kontert Dotcom. Die Partei sei sein Dankeschön an seine neue Heimat Neuseeland.
"Wir müssen Neuseeland grundlegend umkrempeln sonst geht es wirtschaftlich den Bach hinunter. Ich möchte Neuseeland in das digitale Zeitalter bringen. Landwirtschaft allein kann uns nicht länger über Wasser halten, Neuseeland muss ein Zentrum für Technologie werden."
Die Filmindustrie hätte es vorgemacht. Durch den Herrn der Ringe, "King Kong" oder "Avatar" wurde das kleine Neuseeland zum Mekka für großes Effekt-Kino. Geht es nach Dotcom dann liegt die Zukunft in bahnbrechender Internet-Technologie. Gewählt wird in Neuseeland wie in Deutschland, komplett mit Fünf-Prozent-Hürde. Nur die wäre, beim ersten Anlauf, für die Internet-Partei wohl zu hoch gewesen. Dotcom brauchte einen Partner, einen starken Partner. Und er fand einen...
Atmo: "Haka" - Traditional
Bündnis mit der Mana-Partei
Seit jetzt drei Jahren werden die Interessen von Neuseelands Ureinwohnern von der Mana-Partei vertreten. Sie kümmert sich um das Erbe, die Gleichstellung und den Fortbestand der Maori-Kultur. Mana hat Sitze im Parlament, aber was die Maori-Vertreter nicht haben ist Geld. Auftritt: Kim Dotcom. Als Sugar Daddy der Koalition machte er mehr als drei Milllionen Euro allein für den Wahlkampf locker. Danach hatte Sue Bradford, ein Mana-Gründungsmitglied, endgültig genug. Als Dotcom an Bord kam machte sie klar Schiff und trat aus der Maori-Partei aus. Mit seinen Internet-Millionen wolle er nur Maori-Stimmen und Glaubwürdigkeit kaufen. Für Sue Bradford ist Kim Dotcom nicht Robin Hood, sondern der Sheriff von Nottingham.
"Die Partei ist das Spielzeug von Kim Dotcom und der ist nunmal ein neo-liberaler Kapitalist. Die Maori-Partei setzt sich dafür ein, die Kluft zwischen Haben und Nichthaben zu schließen. Aber mit Kim Dotcom im Hintergrund glaube ich nicht, dass sich für die Ärmsten in Neuseeland irgendetwas ändern wird."
Kim Dotcom setzt voll auf die Jungwähler
Vor drei Jahren war die Wahlbeteiligung in Neuseeland erschreckend niedrig. Eine Million Kiwis blieb zuhause – ein Fünftel der Gesamtbevölkerung. Die meisten Nichtwähler waren unter 24 - Dotcom's Zielgruppe. Er hielt Wahlveranstaltungen online per Livestream ab, gab Twitter-Updates und Apps heraus mit denen man aktiv das Parteiprogramm mitgestalten kann. Um den Alt-Parteien Sitze abzujagen braucht die Internet-Partei Neuseelands Jungwähler.
Atmo: Wahlspot der Internet Mana
Weniger Bespitzelung durch den Staat, mehr Umwelt, billigeres, besseres und unzensiertes Internet, weg mit Studiengebühren und Neuseeland als Techno-logie-Mekka: Kim Dotcom's Wahlprogramm ist zwar so dünn wie das neueste i-Phone, aber nach letzten Umfragen kann die Internet Mana-Partei mit mindestens fünf Sitzen rechnen. Neuland für Kim Dotcom: Denn anders, als bei seinen früheren Unternehmen ginge diesmal alles mit rechten Dingen zu.