Kims Neujahransprache

"Der Atomknopf ist immer auf meinem Schreibtisch"

Ein Mann in Nordkorea schaut auf einen Fernsehbildschirm, auf dem Staatschef Kim Jong Un bei seiner Neujahrsansprache zu sehen ist
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat in seiner Neujahrsansprache die abschreckende Wirkung seiner Atomwaffen beschworen. © AFP
Von Jürgen Hanefeld |
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat in seiner Neujahrsbotschaft mit einem Atomwaffenangriff gedroht. Wegen des nuklearen Arsenals seines Landes würden die USA niemals einen Krieg gegen Nordkorea beginnen können, sagte Kim in seiner Ansprache.
Ruhig und gelassen präsentierte sich der nordkoreanische Machthaber in seinem Staatsfernsehen. Der helle Anzug sollte womöglich auf eine gewisse Leichtigkeit hindeuten als Kim Jong Un verkündete:
"Die Vereinigten Staaten werden nie in der Lage sein, einen Krieg gegen mich und unser Land zu beginnen. Die gesamten USA liegen in der Reichweite unserer Atomwaffen und der Knopf ist immer auf meinem Schreibtisch. Das ist die Realität und keine Drohung. In diesem Jahr sollten wir uns auf die Massenproduktion von einsatzfähigen atomaren Sprengköpfen und ballistischen Raketen konzentrieren."
Dieselbe Botschaft hatte Kim Jong Un bereits beim jüngsten Raketentest Ende November verbreitet. Doch im Rahmen seiner alljährlichen Neujahrsansprache erhielt sie besonderes Gewicht. Im vergangenen Jahr hatte Nordkorea eine ganze Reihe von Raketen getestet und im September den sechsten und mächtigsten Atomversuch unternommen.

Nordkoreanische Delegation bei den Winterspielen

Überraschend schlug Kim heute versöhnliche Töne an, als er die Teilnahme seines Landes an den kommenden Olympischen Winterspiele ankündigte:
"Die Winterspiele in Südkorea werden ein gutes Ereignis für unser Land sein. Wir hoffen aufrichtig, dass die Olympischen Winterspiele ein Erfolg sein werden. Wir sind bereit verschiedene Schritte zu unternehmen, einschließlich der Entsendung einer Delegation. Funktionäre der beiden Koreas sollten sich dringend treffen, um die Möglichkeiten dazu auszuloten."
Kim wies darauf hin, dass das neue Jahr, das 70. seit Gründung Nordkoreas sein. Dies und die Olympischen Spiele im Süden hätten besondere Bedeutung für beide Koreas. Bereits zuvor hatte Südkoreas Präsident Moon seine Einladung zu den Winterspielen in Pyeongchang verknüpft mit dem Vorschlag, die üblichen Frühjahrsmanöver mit den USA zu verschieben. Soul verspricht sich von der Teilnahme einer nordkoreanischen Delegation einen Schritt zur Entspannung im Verhältnis der verfeindeten Staaten.

Offenbar Ölprodukte importiert

In den vergangenen Tagen war Nordkorea in die Schlagzeilen geraten, weil es offenbar Ölprodukte importiert hatte, die unter das Embargo der Vereinten Nationen fallen. Als mögliche Lieferanten wurden Russland und China genannt. Peking dementierte die Vorwürfe umgehend. Auch ist unklar, ob die Regierungen hinter den illegalen Lieferungen stecken oder Händler, die das Embargo unterlaufen. Im jüngsten Fall hatte der südkoreanische Zoll ein Tankschiff an die Kette gelegt, das offenbar Öl auf hoher See auf einen nordkoreanischen Frachter umgepumpt hatte.
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