Trump und die Träumer
Seit einem Jahr ist Donald Trump Präsident der USA. In dieser Zeit hat sich für die Kinder von illegalen Einwanderern das Leben radikal verändert. Kerstin Zilm hat drei Jugendliche - Mildred, Santiago und Denali - ein dreiviertel Jahr lang begleitet.
Als die drei Highschool-Absolventen Mildred, Santiago und Denali im Juni 2017 ihr Abitur feiern, sind sie bester Dinge. Die Zukunft scheint großartig. Santiago will Ingenieur werden, Denali Bewährungshelferin und Mildred will Sozialpädagogik studieren. Der Weg aufs College scheint nur eine Formsache zu sein. Doch dann kippt die Stimmung.
Denn die drei 17- und 18-Jährigen sind Kinder illegaler Einwanderer. Ihre Eltern kommen aus Mexiko und Honduras, sie haben keine Papiere. Mildred ist im Gegensatz zu den anderen beiden nicht in den USA geboren, sie hat keinen US-amerikanischen Pass.
Der neue Präsident bezeichnet Menschen wie sie als Kriminelle, als Drogendealer, als Vergewaltiger.
"In der Nacht, als er das sagte, hatte ich solche Angst. Ich bin weinend ins Bett gegangen. Er und die Leute, die ihn unterstützen, verstehen nicht, was das für uns bedeutet. Es ist furchtbar."
Mildred ist ein halbes Jahr nach der Abiturfeier voller Sorge. Auch Santiago und Denali wissen nicht, wie es mit ihren Familien weitergehen soll. Die Eltern und die älteren Geschwister könnten jederzeit abgeschoben werden. Santiagos Mutter arbeitet in einer Kosmetikfirma, sie hat jetzt Angst vor Kontrollen.
"Wenn meine Mutter etwas zu spät von der Arbeit kommt, rufe ich sie an und frage: Wo bist du? Was machst du? Ich mach mir andauernd Sorgen, dass sie nicht da ist, wenn ich nach Hause komme. Man weiss nie, was passiert."
Im Hochsommer steht das Leben der Familien Kopf. Mildred kann sich ein Studium definitiv nicht leisten, zudem will Trump das DACA-Programm auslaufen lassen, das Studenten wie Mildred, sogenannte Dreamer, bisher schützt. Die Familie von Denali kommt kaum mehr über die Runden, denn die Mutter musste ihren Job aufgeben. Zu gefährlich. Santiagos Familie setzt alle Hoffnung auf ihren ersten Highschool-Absolventen.
"Die anderen, die keine Papiere haben, können ihre Träume nicht verwirklichen. Wir Jüngeren aber können es und ich gebe mein Bestes, damit meine Familie stolz auf mich sein kann. Und ich will auch beweisen, dass wir nicht die Kriminellen sind, als die uns diese Regierung hinstellt."
Im September hat sich die politische Lage weiter zugespitzt und Mildred nimmt an Demonstrationen gegen Trump teil. Die beiden anderen sind nun am College, aber unter ganz anderen Bedingungen als sie sich das bei ihrer Abiturfeier vorgestellt haben. Mildred sucht einen ungewöhnlichen Weg aus der angespannten Lage. Sie will es schaffen.
"Erst wollte ich aufgeben, dachte Studieren ist einfach nichts für mich. Dann aber hab´ ich mich aufgerafft. Ich kann mich nicht umsonst so sehr in der Schule angestrengt haben. Ich muss studieren! Das bin ich mir und meiner Mutter schuldig."
(Gekürzte Fassung des Beitrags)