Kinder im Lockdown

30 Kilo mehr seit März

06:31 Minuten
Illustration eines übergewichtigen Jungen, der sich mit einem Game-Controller auf dem Sofa herumfläzt.
Viele Kinder und Jugendliche sind sich in der Coronakrise selbst überlassen, sagt der Arzt Jakob Maske. © imago / Ikon images / Mart Klein
Jakob Maske im Gespräch mit Stephan Karkowsky |
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Depressionen, Zwangsstörungen, Gewichtszunahme: Das beobachtet der Arzt Jakob Maske bei Kindern seit Beginn der Pandemie vermehrt. Der Politik wirft er vor, bei ihren Entscheidungen die Belange von Kindern zu wenig berücksichtigt zu haben.
Durch den Lockdown droht vielen Kindern und Jugendlichen nicht nur ein Lernknick, sie können regelrecht krank werden.
"Natürlich sind auch die medizinischen Folgen ganz erheblich", sagt Jakob Maske, Kinder- und Jugendarzt und Berliner Landessprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte.

30 Kilo Gewichtszunahme seit Beginn der Pandemie

Zum Beispiel starke Gewichtszunahme: So gebe es Kinder, die seit Beginn der Pandemie über 30 Kilo zugenommen hätten, betont der Kinderarzt. Das seien zwar herausstechende Einzelfälle, aber die Tendenz zur Gewichtszunahme sei allgemein und liege deutlich über dem sonst üblichen Wert.

Einen Anstieg beobachtet Maske auch bei psychischen Erkrankungen: "Gerade Jugendliche leiden vermehrt unter Zwangsstörungen, unter depressiven Störungen, unter Traurigkeit."
Hinzu komme eine deutliche Zunahme des Medienkonsums. Eltern könnten oft nicht unterscheiden, ob ihre Kinder wegen der Schule vor dem Computer säßen oder ob sie irgendetwas anderes machten wie etwa Spiele. "So haben Kinder inzwischen Bildschirmzeiten, die weit über fünf, sechs Stunden hinausgehen."

Keine kinderfreundliche Politik

Jetzt einfach die Schulen wieder zu öffnen, wäre für den Kinderarzt keine Lösung. Aber er wirft der Politik vor, zu wenig die Sicht der Kinder berücksichtigt zu haben.
"Wir hätten schon längst intelligente Lösungen für die Kinder finden können, Hybridunterricht machen können, andere Konzepte entwickeln können, wie Kinder vielleicht nicht geballt morgens zur Schule fahren, alle im Bus oder in der U-Bahn und dicht gedrängt dort stehen."
Solche Konzepte hätte man sich seit dem ersten Lockdown überlegen können, das sei aber versäumt worden, kritisiert Maske.
(uko)
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