Kinderpornografie im Internet

Immer mehr Kinder und Jugendliche unter den Tätern

29:46 Minuten
Ein Junge vor dunklem Hintergrund. Das Bild ist mit Bewegungsunschärfe verfremdet.
Kinder seien nicht nur Opfer, sondern immer öfter auch Tatverdächtige oder Täter, wenn es um kinderpornografische Darstellungen geht, sagt Kriminalist Sven Schneider. © Unsplash / Luke Pennystan
Moderation: Susanne Führer |
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Die Polizei findet immer mehr Missbrauchsabbildungen von Kindern im Internet. „Hinter jedem Bild kann ein laufender Missbrauch stecken, den wir beenden müssen“, sagt der Kriminalbeamte Sven Schneider. Und es gebe eine weitere beunruhigende Entwicklung.
Die polizeiliche Kriminalstatistik zeigt seit einigen Jahren einen sprunghaften Anstieg kinderpornografischen Bildmaterials auf. Das bedeutet nicht unbedingt, dass es auch mehr Straftaten gibt, sagt Kriminaloberrat Sven Schneider vom LKA Nordrhein-Westfalen. Das habe zum einen technologische Gründe:
„Speichermedien werden immer größer und preiswerter. Rechner werden immer schneller und leistungsfähiger. Jeder hat ein Handy in der Tasche, mit dem er Bilder und Videos machen und die sofort uploaden kann. Die Vervielfältigung solcher Inhalte und Bilder ist immens und quasi nicht mehr zu beherrschen.“

Mehr Personal, mehr ermittelte Straftaten

Zum anderen wurde in den vergangenen Jahren der Fahndungsdruck erhöht. Nordrhein-Westfalen habe seit 2019 sein Personal in diesem Bereich vervierfacht. Im Jahr 2018 habe das Bundesministerium noch geschätzt, dass das Dunkelfeld bei Missbrauch sowie bei der Verbreitung von Missbrauchsabbildungen acht Mal so groß sei wie die Zahl der Fälle, die der Polizei bekannt sind. 
„Das Dunkelfeld ist riesig. Und wir leuchten dieses Dunkelfeld nun mit viel mehr Personal, mit höheren Aufwänden, mit besserer Technik immer mehr aus.“

Die Opfer retten

Sven Schneider leitet die Zentrale Auswertungs- und Sammelstelle Kinderpornografie beim LKA Nordrhein-Westfalen. Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten schon mehrere Millionen Bilder und Videos ausgewertet.
„Es muss gemacht werden. Hinter jedem Bild kann ein laufender Missbrauch stecken, den wir beenden müssen und auch wollen. Das ist die Motivation meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allererster Linie: Opfer zu befreien und Täter, die solche Taten begehen, schnellstmöglich dingfest zu machen.“

Kinder und Jugendliche als Täter

Die Täter kommen aus allen Schichten und Milieus, es handelt sich keineswegs ausschließlich um pädophile Männer. Das gilt für den sexuellen Missbrauch von Kindern, die Herstellung der Bilder sowie deren Konsum. Beim Bildmaterial gibt es allerdings eine neue Entwicklung, die auch Sven Schneider nicht wirklich erklären kann:
„Von im Jahr 2020 knapp 5000 Fällen, die wir in NRW hatten, waren in 42 Prozent der Fälle Kinder und Jugendliche selbst die Tatverdächtigen.“
Kinder und Jugendliche würden Bilder von sich selbst anfertigen und hochladen. Ob aus Naivität oder aus anderen Gründen könne er nicht sagen, aber: "Wir erleben das quasi täglich“. Zudem gebe es Chatgruppen von Kindern und Jugendlichen bei Messenger-Diensten, in denen kinderpornografische Bilder und Videos rasend schnell verbreitet würden.

Gefragt ist Medienkompetenz

Medienkompetenz ist Schneider daher ein großes Anliegen. Familien und Schulen müssten für das Thema gewonnen werden. Und Eltern sollten fragen: „Was machen die Kinder eigentlich mit ihren Smartphones? Was werden dort für Inhalte geteilt? Und vor allem: Was machen die selber für Bilder von sich?“
Und wenn ein Kind von sexuellem Missbrauch erzähle, rät Schneider: „Das Kind zunächst mal ernst nehmen. Das ist mir ganz wichtig.“

Sven Schneider ist Kriminaloberrat. Er leitet beim Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen das Dezernat 43, die Zentrale Auswertungs- und Sammelstelle Kinderpornografie.

(sf)
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